Stadtentwicklung Infoabend zu Förderprogramm in Hermeskeil: Verhaltenes Interesse an schönerer Innenstadt

Hermeskeil · Hermeskeil soll mit Hilfe eines Förderprogramms auf Vordermann gebracht werden. Dazu sind auch Ideen der Einwohner gefragt. Zum Infoabend zu den Bürger-Workshops kamen am Donnerstag etwa 30 Interessierte.

 Stadtplanerin Julia Kaiser (rechts) erklärt bei einer Auftaktveranstaltung im Mehrgenerationenhaus, wie die Hermeskeiler an der Aufwertung ihrer Innenstadt in den nächsten Wochen aktiv mitarbeiten können.

Stadtplanerin Julia Kaiser (rechts) erklärt bei einer Auftaktveranstaltung im Mehrgenerationenhaus, wie die Hermeskeiler an der Aufwertung ihrer Innenstadt in den nächsten Wochen aktiv mitarbeiten können.

Foto: Trierischer Volksfreund/Christa Weber

Stadtplanerin Julia Kaiser ist voller Tatendrang: „Ich freue mich, dass wir mit Ihnen jetzt richtig durchstarten können“, ermuntert sie die Zuhörer im Hermeskeiler Johanneshaus. Etwa 30 Gäste sind zur Auftaktveranstaltung gekommen, die eine intensive Bürgerbeteiligung im Rahmen der Hermeskeil zugedachten Städtebauförderung einläuten soll. „Es geht darum, Mängel zu beseitigen und einen Stadtkern zu schaffen, in dem man gerne lebt und sich aufhält“, fasst die Planerin zusammen.

Bund und Land stellen für die nächsten zehn Jahre Mittel zur Verfügung, um die Innenstadt aufzuwerten. Bei öffentlichen Projekten muss die Stadt nur ein Viertel der Kosten selbst stemmen. Auch Privatleute können Zuschüsse bekommen, wenn sie ihre Häuser im noch festzulegenden Sanierungsgebiet sanieren. „Das ist eine einmalige Chance für Hermeskeil“, stellt Kaiser fest, die der Stadt mit ihrem Planungsbüro Stadtgespräch zur Seite steht.

Fest vorgesehen ist, dass die Bürger ihre Ideen einbringen. Diese sollen in ein Konzept einfließen, das der Stadtrat nach der Sommerpause beschließen will und das alle angestrebten Projekte und städtebaulichen Ziele bündelt. Im April sind drei themenbezogene Bürger-Workshops und ein Abend für die Gewerbetreibenden geplant (siehe Info). Am Saal-Eingang liegen Listen aus, auf denen sich die Gäste für die Veranstaltungen im Johanneshaus eintragen können.

„Wir wollen wissen, wo etwas verbessert werden kann, bevor wir an die Planungen rangehen“, betont Stadtbürgermeister Mathias Queck. Als erste Rückmeldung dazu dient ein Fragebogen, der an alle Haushalte verteilt wurde. Die Ergebnisse stellt Svenja Nothof vom Büro Stadtgespräch vor. Sie teilt mit, dass 285 Bögen ausgefüllt wurden – eine Rücklaufquote von 8,6 Prozent. Die Antworten gäben einige Hinweise auf Schwachstellen, die im Programm angepackt werden könnten.

Recht zufrieden sind die Hermeskeiler laut Umfrage-Ergebnis mit der Versorgungssituation in der Stadt. 46 Mal wird allerdings die Angst vor einem drohenden Ärztemangel genannt, 41 Mal eine Metzgerei vermisst. Gut bewertet wird das Angebot an Kita-Plätzen und die Mittagsbetreuung für Grundschüler. Auch die Vereine leisten nach Meinung der Befragten eine gute Arbeit. „Allerdings wurde angemerkt, dass sie mehr für ihre Aktivitäten werben und von Stadt und Verbandsgemeinde stärker unterstützt werden könnten“, schildert Nothof. Die Wohnsituation für Jung und Alt werde es zufriedenstellend empfunden.

Deutliche Defizite sehen die Befragten in den Bereichen Verkehr, Stadtbild, Gastronomie und Tourismus. Es fehlten Radwege, Gehwege seien oft zugeparkt, die Busanbindungen ausbaufähig. 90 Prozent der Teilnehmer ist das Ortsbild sehr wichtig. Für den Ist-Zustand vergeben sie allerdings nur die Note 4,1. Als verbesserungswürdig nennen sie vor allem den Donatusplatz, die Fußgängerzone, den Neuen Markt und die Trierer Straße. „Genau in diesen Bereichen werden sich Projekte konzentrieren“, stellt die Planerin fest.

Im Gastronomie-Angebot vermissen die Befragten regionale, gutbürgerliche Küche. Als besonders schlecht bewerten sie das Image Hermeskeils, als unzureichend die Zahl der Übernachtungsmöglichkeiten und Angebote für Touristen insgesamt. Auch mangelnde Sauberkeit wird als Problem gesehen. Bei der Gesamtzufriedenheit ergibt sich die Note 2,7. Hierzu wird angeregt, den Zusammenhalt zu stärken und weniger politische Streitigkeiten zu führen.

Ein zweiter Fragebogen ging an Hauseigentümer im künftigen Sanierungsgebiet. Knapp 30 Prozent der Angeschriebenen antworteten. Etwa ein Drittel davon schätzt den Zustand der Gebäude als gut ein. Der Rest sieht Mängel vorwiegend an Fenstern, Isolation, Dächern und Fassaden, die kurz- bis mittelfristig behoben werden sollen. „Das passt gut in unser Programm“, sagt Nothof.

In der anschließenden Fragerunde spricht ein Bürger die geringe Beteiligung an der Auftaktveranstaltung an und fragt, wie man diese für die Workshops steigern wolle. Andere Zuhörer kritisieren, die Stadt habe zu wenig für den Infoabend geworben. Der Stadtchef hält dagegen, dass der Termin in „Rund um Hermeskeil“ unter den amtlichen Bekanntmachungen gestanden habe und der Volksfreund ebenfalls berichtet habe. Planerin Kaiser gibt zu, sie habe mit mehr Andrang gerechnet und bittet die Anwesenden: „Machen Sie noch mehr Werbung. Je mehr wir sind, desto besser wird’s.“ Ein Gast merkt an, dass aus dem Untersuchungsgebiet nur wenig Hausbesitzer da seien und fragt, wie man diese motivieren wolle. „Zwingen können wir niemanden. Aber wenn einer anfängt, gibt es meistens einen positiven Mitnahmeeffekt“, sagt Kaiser. Für die Workshops will die Stadt nun ihre Öffentlichkeitsarbeit intensivieren. Julia Kaiser ermuntert auch die Stadtratsmitglieder, von denen nicht alle anwesend sind, in ihrem Umfeld für eine Beteiligung zu werben.

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