Religion Eine andere Legende

Um den Heiligen Bischof Martin von Tours (316-397) ranken sich etliche Erzählungen und Legenden. Zu den bekanntesten gehören die beispielgebende Mantelteilung am Stadttor von Amiens oder auch die Legende von den schnatternden Gänsen im Zusammenhang seiner Bischofsernennung.

 Bruno Comes

Bruno Comes

Foto: TV/privat

Heute lesen Sie hier eine weniger bekannte Legende. Sie erzählt davon: Einmal wollte sich der Teufel dem Heiligen Martin als Halt anbieten. Er erschien ihm als König in majestätischer Pracht. Er sagte: „Martin, ich danke dir für Deine Treue. Du sollst erfahren, dass auch ich dir treu bin. Du sollst jetzt immer meine Nähe spüren! Du kannst dich an mir festhalten!“ Da fragte Martin zurück: „Wer bist Du eigentlich?“ „Ich bin Jesus, der Christus!“ antwortete der Teufel. „Wo sind denn Deine Wunden?“ fragte Martin weiter. „Ich komme aus der Herrlichkeit des Himmels, und da gibt es keine Wunden mehr“, gab der Teufel zurück.

Darauf entgegnete ihm Martin: „Den Christus, der keine Wunden hat, den mag ich nicht sehen. An dem Christus, der nicht die Zeichen des Kreuzes trägt, kann ich mich nicht festhalten!“ Mir gefällt diese Legende: Sie erzählt davon, dass wir keinen weltabgehobenen oder weltfremden Gott haben, sondern einen, der unser Leben teilt.

Mehr noch: Dieser Gott weiß auch um Schmerz, Leid, Klage, Trauer, Sinnlosigkeit und Wunden. All dies, was wir ja auch bisweilen schmerzlich erfahren, teilt er mit uns in Jesus Christus. Schließlich teilt er nicht nur die Verwundungen mit uns, sondern auch das schwierigste Menschheitsthema überhaupt: das Thema Sterblichkeit und Tod, das uns im Totengedenkmonat November in besonderer Weise begegnet.

So hält sich Martin an dem verwundeten Jesus fest.

Gleichzeitig vertraut Martin auf Gott, den wir Christen Vater nennen, der ihn und damit uns alle einmal ins unzerstörbare, unvorstellbar schöne und wertvolle Leben ruft. Ich wünsche Klein und Groß einen gesegneten Martinstag!

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