Glaube im Alltag Selbstwertgefühl

In diesem Buch erfahren Sie nicht, wie sie noch schöner und erfolgreicher werden. Auch nicht, wie sie es schaffen können, in noch kürzerer Zeit noch besser zu leben.“ Na, das ist doch mal ein Buchanfang, habe ich mir gedacht.

 Superintendent Jörg Weber

Superintendent Jörg Weber

Foto: Jörg Weber/privat

Die Reaktionen werden unterschiedlich sein: Der eine denkt sich, dann kann ich das Buch ja gleich wieder zumachen. Der andere liest es vielleicht gerade wegen dieses Anfangs.

Das Buch stammt vom Hirnforscher Gerald Hüther. Darin geht es die Würde des Menschen. Der Autor geht der Frage nach, was Würde bedeutet und was uns stark macht. Das ist für mich auch die Frage: Was macht mich aus? Welches Ansehen, welchen Wert habe ich? Was gehört zu meinem Selbstbewusstsein und Selbstwert? Soziale Medien vermitteln mir oft den Eindruck, dass Selbstbewusstsein heißt: Schönheit, Erfolg, ein besseres Leben. Perfekte Körper auf perfekten Bildern. Oder immer mehr Erfolg im Beruf.

Dazu gehören auch manche Ratschläge und Posts. Wenn ich all das lese und die Bilder sehe, dann wünsche ich mir manchmal auch, dass das Leben noch besser sein könnte. Und ich so schön rüberkommen würde wie die Bilder von anderen. Und Erfolg wäre auch nicht schlecht, oder? Das ist dann der Moment, an dem ich manchmal anfange, an mir zu zweifeln. An meinem Selbstwertgefühl. Und mich frage: Was macht mich eigentlich aus? Was ist meine Würde? Dann aber fällt mir noch eine andere Perspektive ein: Ich glaube, dass jeder Mensch wertvoll ist. Einfach so, wie er ist. Ich glaube, dass Gott mich so gewollt und geschaffen hat, wie ich bin. Das ist für mich Würde. Das ist die Menschenwürde, die alle haben, von Geburt an. Und das ist deshalb so wichtig, weil daraus mein Selbstbewusstsein erwächst. Ich bin einfach so wichtig, wie ich bin. Ganz egal wie ich aussehe oder was ich leiste. Und deshalb lasse ich die ganzen Apps heute mal zu und lese keine Ratschläge für ein besseres Leben oder ein schönes Aussehen. Sondern freue mich auf einen ganz normalen Tag. Und genieße einfach, dass ich bin, wie ich bin.

Dr. Jörg Weber, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Trier

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