Weinkolumne Weinkolumne Auslese: Der digitale Winzer
Bernkastel-Kues · Die Arbeits- und Lebenswelt hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten dramatisch verändert. Die neuen Techniken, grob umschrieben mit den Stichworten Internet, Digitalisierung und Vernetzung, haben zu einem revolutionären Wandel geführt. Das Leben wird bestimmt von Pass- und Kennwörtern, von TAN- und PIN-Nummern und so weiter. Ein Leben ohne Smartphone oder Personalcomputer ist für die meisten heute kaum mehr vorstellbar.
Die Digitalisierung hat längst auch den sinnlichen und naturnahen Beruf des Winzers erreicht. Wer nicht mithält, ist bald von gestern. Ein Weingut ohne Homepage ist fast nicht mehr denkbar, Wein wird immer mehr online gehandelt. Ein paar Klicks genügen, und schon hat der Kunde den gewünschten Wein beim Winzer geordert.
Aber auch im Keller und im Weinberg ist die digitale Revolution angekommen. Im vergangenen Jahr berichteten wir über ein Pilotprojekt in Piesport unter der Überschrift „Der smarte Weinberg“. Im Weinberg und an den Rebblättern angebrachte Sensoren messen die Luft- und Bodenfeuchtigkeit, ebenso die Temperatur. Der Winzer kann die Daten auf seinem Smartphone ablesen und erhält Hinweise über einen optimalen Pflanzenschutz, Düngung oder Bodenbearbeitung. Im Keller spricht man von Prozessoptimierung. Eine ausgeklügelte, mit Sensoren gesteuerte Weinbereitung ist von der Kelterung der Moste über die Gärung bis zur Lagerung der Jungweine möglich.
Die neuen Techniken sollen das Produkt optimieren und die Arbeit effizienter machen. Allerdings: Die Weinbereitung, und das wird immer so bleiben, hat viel mit dem Gefühl und der Intuition des Winzers zu tun. Erfahrung und Gespür kann man nicht digitalisieren.