Katholische Kirche Kritik an XXL-Pfarreien: Protestaktion vor dem Trierer Dom?

Trier · Die Kritiker der Bistumsreform stellen ihre Pläne für eine Protestveranstaltung vor dem Trierer Dom vor.

 Plakataktion: Einer der Initiatoren des Kirchenprotests, der Meckeler Verwaltungsrat Helmut Dellwing, klopft am Mittwochabend an das Tor des Trierer Doms. Ob Bischof Stephan Ackermann die Signale hört?

Plakataktion: Einer der Initiatoren des Kirchenprotests, der Meckeler Verwaltungsrat Helmut Dellwing, klopft am Mittwochabend an das Tor des Trierer Doms. Ob Bischof Stephan Ackermann die Signale hört?

Foto: TV/Roland Morgen

Das Plakat macht einen martialischen Eindruck: In einem riesigen Seilbagger sitzt ein Priester, der dabei ist, eine vergleichsweise große Abrissbirne gegen eine kleine Kirche zu schwingen. Was dann passieren würde, wird dem Betrachter klar, auch ohne dass es zu sehen ist: Das Kirchlein würde dem Erdboden gleichgemacht.

Symbolisch gesehen droht genau dies nach Meinung der sogenannten Interessengemeinschaft Kirchengemeinde vor Ort vielen Pfarreien im Bistum Trier, wenn es sich der auf dem Plakat als Baggerfahrer dargestellte Bischof Stephan Ackermann nicht noch in letzter Minute anders überlegt und die umstrittene Bistumsreform stoppt. Nach den Plänen soll es ab dem Jahr 2020  in Deutschlands ältestem Bistum nur noch 35 Großpfarreien geben. Derzeit sind es noch 887 Pfarreien, die in 172 Pfarreiengemeinschaften organisiert sind.

Die einst im Altkreis Prüm gegründete Initiative will, dass die jetzigen Pfarreien mit ihren Vermögen – wenn vor Ort gewünscht – auch unter dem Dach der XXL-Pfarreien (der Meckeler Verwaltungsrat Helmut Dellwing spricht von Monsterpfarreien) erhalten bleiben können. Weil ihre Appelle im Trierer Generalvikariat bei bis dato vier Gesprächen nicht den erhofften Erfolg gebracht haben, wollen die Initiatoren ihren Protest jetzt auf die Straße bringen. Für Samstag, 20. Oktober, um die Mittagszeit ist eine großangelegte Protestaktion auf dem Domfreihof geplant (der TV berichtete). Erste Details wurden gestern Abend vor Ort vorgestellt – darunter auch das bereits erwähnte Plakat mit dem Motto „Wehrt euch mit uns gegen die Zerschlagung und Enteignung der Kirchengemeinden vor Ort“.

Die Plakate und Transparente wollen die Organisatoren der Kundgebung großflächig im ganzen Bistum verteilen und kleben. Vor Ort sollen dann noch die durchgestrichenen Namen der lokalen Kirchengemeinden hinzugefügt werden, die nach den Reformplänen des Bistums spätestens ab Januar 2020 nicht mehr existieren werden. Nach Angaben der Verantwortlichen wird ihre Initiative bislang von 217 Kirchengemeinden unterstützt. Zu der Kundgebung vor dem Dom in Sicht- und Hörweite der Wohnung von Bischof Stephan Ackermann werden laut Anmeldung bis zu 1000 Teilnehmer erwartet. Es werde auch Gebet und Gesang geben, sagt Initiativenspecher Peter Meyer, der sich gegen Vorwürfe wehrt, den fusionsunwilligen Gemeinden gehe es nur ums Geld.

Damit am Demonstrationssamstag auch wirklich viele Teilnehmer kommen, sollen Busse gechartert werden, die die Gläubigen kostenlos nach  Trier bringen. Je mehr Menschen kämen, desto größer sei die Chance, den Bischof zum Umdenken zu bewegen, sagt der Saarländer Harald Cronauer, einer der Initiatoren des Protestes. Der Jurist und ehemalige FDP-Politiker hat auch schon einen Vorschlag parat, den das Bistum übernehmen könne: Wie bei den rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinden sollte es demnach auch im Bistum Verbundgemeinden geben, in denen freiwillige Fusionen zwischen einzelnen Pfarreien möglich sind. Der Unterschied zum jetzt geplanten Modell: Jede Kirchengemeinde könnte selbst entscheiden, ob sie weiter bestehen bleibt oder nicht.

Allzu große Hoffnungen sollten sich die Reformkritiker allerdings nicht machen. Auf Anfrage unserer Zeitung hatte die gestern Abend als „Ohr des Bischofs“ anwesende Bistumssprecherin Judith Rupp schon vor einigen Wochen gesagt, es gebe keinen Grund, die Raumgliederung erneut ergebnisoffen zu diskutieren. „Ein ,Alles auf Anfang’ ist aus unserer Sicht nicht vereinbar mit dem Synodenabschlussdokument, das die Grundlage für die bereits getroffenen Entscheidungen ist“, so die Bistumsdirektorin wörtlich. Die Reformkritiker lassen sich davon nicht beeindrucken. Sollte ihr öffentlichkeitswirksamer Protest vor dem Trierer Dom im Oktober nicht von Erfolg gekrönt sein, will die Initiative vor dem Kirchengericht gegen die Reform klagen. Zudem werde man die jeweils zuständigen Verwaltungsgerichte anrufen, kündigte Initiativensprecher Cronauer im Gespräch mit unserer Zeitung an. Aber noch sei man optimistisch, Bischof Stephan Ackermann umstimmen zu können.

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