Karneval Rosenmontagszug in Trier: Marximal gut drauf dank Petrus

Trier · Sonnenschein und prächtige Stimmung beim Trierer Rosenmontagszug. 90­.000 Zuschauer bejubeln 1700 Aktive in mehr als 80 Narrengruppen – ein Triumph auch der „Landeier“. Ein Prinzengeheimnis wird gelüftet.

 Das Prinzenpaar Anja I. und Peter I. grüßt die Narren beim Umzug durch die Innenstadt.

Das Prinzenpaar Anja I. und Peter I. grüßt die Narren beim Umzug durch die Innenstadt.

Foto: TV/Roland Morgen

Selbst hartgesottene Karnevalsfans können sich nicht erinnern, wann die Stimmung und das Wetter beim Trierer Rosenmontagszug besser waren. Die 2018er Auflage des größten Narrenumzugs der Region zählt auf jeden Fall zu den besten seit Jahren. Zwei „Trierern“ sei Dank. Der erste: Stadtpatron Petrus. Sonst bei Altstadtfesten und in der Fastnachtszeit oftmals die Spaßbremse, zeigt sich der fürs Wetter zuständige Oberheilige diesmal von seiner besten Seite. Sonnenschein und vier Grad plus – das sind schon mal optimale Rahmenbedingungen dafür, dass der zweite, diesmal echte Trierer voll zur Geltung kommen kann. Karl Marx, dessen Geburtstag sich am 5. Mai zum 200. Mal jährt, hat einige der gut 80 Teilnehmergruppen zu farbenfrohen Kostümierungen inspiriert, so das Team von Josef Thömmes, das als chinesisch dominierte „Reisegruppe Karl Marx“ daherkommt, oder die „Foasbocken“, die Triers großen Sohn als Pappkameraden in Gestalt des umstrittenen Bronzestatuegeschenks aus China mit sich führen. Auf dem dazugehörigen  Sockel, ein deutsches Produkt übrigens, wollen die Karnevalshautzen aus Euren stehen, so jedenfalls lautet ihr Motto.

Auch das Kulturzentrum Tufa liegt voll im Trend und nutzt dem Umzug, um Werbung für sein großes „Moneyfest“ (2. Mai bis 5. August) zu machen.

Auch wenn die Stimmung „marximal“ gut ist – es geht längst nicht nur um „Kalle“. Es wimmelt beim Umzug vor vielen skurrilen Gestalten wie Geilen Hühnern aus dem Mittelalter, Saufpiraten, Stadtindianern, Dschungelcampern, Wikingern oder Drachen. Und so genannten Landeiern!

Trierer Straßenkarneval ohne tatkräftige Unterstützung aus den ­Vororten? Fast ein Ding der Unmöglichkeit. Die Arbeitsgemeinschaft BuKoBe (aus Butzweiler, Kordel und Beßlich) darf ebenso wenig fehlen wie etwa die Gruppe Ruwertal 821. Der Karnevalsclub Roscheid Konz bringt gar einen Hauch von Weltpolitik („Kim & Donald“) auf Triers Straßen.

Und Triers Prinzenpaar stammt ja auch erstmals aus dem Umland. Peter & Anja von KC Waldrach erweisen sich auch beim Höhepunkt des Straßenkarnevals als absolut würdige Tollitäten in Deutschlands ältester Stadt. Zumal sie sich auch in Sachen „Kamelle& Co.“ nicht lumpen lassen.

Auch, das sei an dieser Stelle schon einmal verraten, das Prinzenpaar 2019 kommt von jenseits der Stadtgrenzen. In der nächsten Session schwingen Pierrot und Marie-Claire aus Langsur das Narrenzepter in Trier. Das Ehepaar gehört der KG Rote Funken an.

Eine ganz besondere närrische Ader legt Thomas Knopp an den Tag, der zum zweiten Mal als Organisator und Leiter des von der Arbeitsgemeinschaft Trierer Kraneval (ATK) veranstalteten Rosenmontagszugs fungiert. Auf die Frage von Sonja Storz, die das Bühnenprogramm auf dem Hauptmarkt moderiert, wie viele Teilnehmer denn dabei seien, verkündet er wacker: „100 Zugnummern“. Er verschweigt aber, wie diese Zahl zustande kommt. Zugnummer 1 beispielsweise ist Polizist Christian Bamler, der seit 2002 die  Rosenmontagszüge per Motorrad anführt. Nummer 100 ist die Stadtreinigung, und zwischendrin gibt es noch reichlich Platzhalter-Positionen, die unbesetzt geblieben sind.

Und Lokalmatador Helmut Leiendecker fehlt trotz Ankündigung. Er sei nach karnevalistischem Dauereinsatz zu „muulo“ (trierisch für erschöpft, platt) für die 5,2 Kilometer lange Zugstrecke von St. Matthias zum Verteilerring in der Nordstadt.

 Heute mal aus der Reihe getanzt: „Ritas Hot Zumba Flames“ heizen gut ein.

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Foto: Friedemann Vetter
 Kapital durch Tourismus? Die Trierer Reisegruppe „Karl Marx“ mags.

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Foto: Friedemann Vetter
 Wie im Märchen: De Palzer Königsfrösch.

Wie im Märchen: De Palzer Königsfrösch.

Foto: Friedemann Vetter
 Ein Gitarrist der Band Fun 2.0 mitten im karnevalistischen Getümmel.

Ein Gitarrist der Band Fun 2.0 mitten im karnevalistischen Getümmel.

Foto: Friedemann Vetter

Die Abschlussfete steigt wie gehabt in der Arena.  Ein Höhepunkt ist die Teilnehmerprämierung durch die ATK. Dabei räumen Narren aus dem Stadtteil Pfalzel gleich doppelt ab: die KG Alles Dropp als originellste Gruppe, die Pfalzeler Drei-Tage-Narren für den schönster Wagen.  Zu schönsten Fußgruppe werden die Stadtindianer der Karnevalsfreunde TuS Euren gekürt. Eine spontan ausgelobten Sonderpreis wegen „politscher Aktualität“ erhält der KC Roscheid Konz für seinen „Kim & Donald“-Wagen.

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