Schach Voller Varianten und mit viel Strategie

Konz · Schach verbindet Generationen und kann gerade jungen Menschen auf die Sprünge helfen – Ein Vereinsbesuch am Saar-Mosel-Eck.

 Zug um Zug: Schach bietet unzählige Spielmöglichkeiten und fordert neben weitsichtigem Denken und Handeln vor allem Konzentration und Geduld.

Zug um Zug: Schach bietet unzählige Spielmöglichkeiten und fordert neben weitsichtigem Denken und Handeln vor allem Konzentration und Geduld.

Foto: picture alliance / dpa/Lukas Schulze

„Gutes Spiel!“ Ehe sich der neunjährige Vincent und der um ein Jahr jüngere Leonard gegen Ende der Trainingsstunde bei den Schachfreunden Konz-Karthaus noch ein Blitz-Duell am Brett liefern, klatschen sie sich kurz ab, um sich dann gedankenversunken auf ihr Spiel zu konzentrieren.

Ihr Trainer Luis Haller – mit seinen erst 14 Jahren selbst erfolgreich aktiv, im vergangenen Jahr im Konzer Team Mitteldeutscher Meister und vor kurzem zum Bezirkschampion gekürt – schaut dabei aufmerksam zu. Während der Partie der beiden Nachwuchshoffnungen herrscht absolute Stille, um die Konzentration der Protagonisten nicht zu stören.

Das Ziel bringt Haller dann später auf den Punkt: „Der König des Gegners soll so angegriffen werden, dass dieser nicht mehr verteidigt werden kann. Somit würde er im nächsten Zug geschlagen werden. Das nennt man dann ‚matt’. Der König ist also die wichtigste Figur beim Schach.“ Acht Bauern, zwei Türme, zwei Springer, zwei Läufer, eine Dame und eben dieser alles entscheidende König: In einer ganz bestimmten Aufstellung müssen sie vor einer Partie auf dem 64 Felder großen Schachbrett in Position gebracht werden. Die jeweils 16 Figuren darf der Spieler nur in bestimmte Richtungen bewegen. Und wenn eine gegnerische Figur in der Zugbahn einer eigenen Figur steht, nimmt der Akteur diese vom Brett. „Man muss seine Figuren schützen, damit man die gegnerische ebenfalls schlagen kann, sollte diese eine Figur schlagen“, nennt Haller eine weitere wichtige Maxime des Spiels. Gerhard Klein, Vorsitzender des fast 80 Mitglieder umfassenden Traditionsvereins (1931 gegründet) ergänzt: „Es geht nicht nur darum, die gegnerischen Figuren zu schlagen, sondern man muss auch den gegnerischen König so in Bedrängnis bringen, dass dieser nicht mehr ziehen kann.“

Rund 30 Nachwuchsspieler sind hier aktiv. Neben der SG Trier, dem SK Schweich und dem SC Wittlich zählt der Verein vom Saar-Mosel-Eck zu den größten seiner Art in der Region Trier. „Mit sechs kommen die Ersten zu uns. Die jüngste Spielerin ist Sarah mit sieben Jahren, der älteste ist Helmut Giering mit 86“, berichtet Klein nicht ohne Stolz. „Schach verbindet Jung und Alt, ist unglaublich vielfältig, Die Zahl der möglichen Figuren-Stellungen wird auf 10 hoch 43 geschätzt.“

Die Köpfe rauchen während der Trainingsstunde im Kloster Kar­thaus, das für die Schachfreunde besonders geeignet ist, da in gleich fünf verschiedenen Räumen trainiert werden kann. Nicht nur Vincent und Leonard sind voll bei der Sache, sondern etwa auch Can (9), Jonas (9) und Oliver (11). Über den Papa oder den Opa seien sie zum Schach gekommen. „Gegen meine Mutter habe ich auch schon ein paar Mal gewonnen“, lacht Jonas.

„Beim Schach spielen Junge gegen Alte, Frauen gegen Männer, Menschen mit einem körperlichen Handicap gegen welche ohne.  Es geht auch nicht um Herkunft und Ethnien. Schach verbindet alle“, betont Vorsitzender Klein.

Ohne Zweifel werde es immer schwieriger, Kinder und Jugendliche fürs Schachspielen zu begeistern, weiß auch er und verweist hier genauso wie Schachbezirks-Präsident Achim Schmitt (siehe Interview unten) gerade auf das immer umfangreichere Freizeitangebot. Doch hat der Vorstand der Schachfreunde einige Ideen und Aktivitäten entwickelt, darunter Kooperationen mit Konzer Schulen und viel Engagement bei eigenen Veranstaltungen: An den offenen Konzer Stadtmeisterschaften nahmen zuletzt fast 80 Aktive aus dem gesamten Bundesgebiet, dem benachbarten Ausland und sogar aus Irland teil.

Für die erfolgreiche Jugendarbeit in Konz zeichnet Peter Laubenstein verantwortlich. Dabei koordiniert der Jugendwart die verschiedenen Trainingsgruppen, führt selbst jede Woche zwei Einheiten durch und organisiert Fahrten zu verschiedenen Turnieren.

Aber auch die vielfältige Unterstützung der  engagierten Eltern im Verein sei von großer Bedeutung, stellt Laubenstein fest: „Im letzten Jahr konnten unsere Jugendlichen nur deshalb an der Deutschen Mannschafts-Meisterschaft in Verden an der Aller sowie bei der Deutschen Schulschachmeisterschaft in Berlin (mit dem Gymnasium Konz, d. Red.) teilnehmen, weil Eltern dabei waren und dafür sogar ihren Urlaub opferten.“

Ende September geht es nach Saarbrücken zur Mitteldeutschen Mannschaftsmeisterschaft. Dort werden neben Luis Haller auch Sophie Biermann, Tabea und Luna Schilz sowie Lukas Hoffmann um den Titel und damit die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft erneut kämpfen.

Der vom Schach ausgehende schulische Nutzen ist für den pensionierten Realschullehrer Klein von besonderer Bedeutung. Hier verweist er auf eine vor einigen Jahren vom Schulschachreferenten Bernd Mallmann durchgeführte Studie an der Trierer Egbert-Grundschule in Kooperation mit der Universität Trier: Bei Schülern, deren Stundenplan ein Jahr lang eine Schach- statt eine Mathestunde beinhaltete, habe man signifikant festgestellt, dass sie Leistungssprünge in Fächern wie Mathe oder Naturwissenschaften gemacht haben – weil im Schach eben logische Denkprozesse, aber auch Organisation und Disziplin gefragt sind.

 Um die Nachwuchsförderung ist Gerhard Klein von den Schachfreunden Konz-Karthaus besonders bemüht. Mit Erfolg – wie zahlreiche Erfolge beweisen.

Um die Nachwuchsförderung ist Gerhard Klein von den Schachfreunden Konz-Karthaus besonders bemüht. Mit Erfolg – wie zahlreiche Erfolge beweisen.

Foto: Andreas Arens

Für Vincent und Leonard geht es aber auch einfach nur darum, „dass wir hier alles gut erklärt bekommen, wir auch Spaß haben und selbst zu größeren Turnieren fahren können!“

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