TRIER Seniorenmeisterschaften: Eher Kameraden als Konkurrenten

TRIER · Bei den südwestdeutschen Seniorenmeisterschaften kämpften Leichtathleten bis zu 93 Jahren um gute Zeiten und Weiten und vor allem mit sich selbst.

 Rainer Düro (PST Trier) startete nach 51 Jahren wieder beim Hochsprung.

Rainer Düro (PST Trier) startete nach 51 Jahren wieder beim Hochsprung.

Foto: TV/Holger Teusch

(teu) Jeder der rund 400 Sportler im Trierer Moselstadion weiß, was es heißt, an seine Grenzen zu gehen – seine persönlichen. Und die meisten sind schon viele Jahre, viele Jahrzehnte dabei. Wer bei den südwestdeutschen Seniorenmeisterschaften verbissene und verbiesterte Sportler sucht, die irgendwie das Rad der Zeit zurückdrehen oder aufhalten wollen, muss schon Detektivarbeit leisten.

„Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so unverkrampft zugeht“, gesteht Rainer Düro. Eher Kameraden als Konkurrenten, die sich gegenseitig Tipps geben, sind Wettkämpfer zwischen 30 und 93 Jahren. 51 Jahre nach seinem letzten Hochsprung-Wettkampf wagt sich Düro noch einmal auf den Kunststoffbelag des Moselstadions. „Mit einem Freund zusammen haben ich mir gedacht, dass wir mitmachen müssen, wenn so was mal in Trier ist“, sagt der 72-Jährige vom Post-Sportverein Trier. Die Straddletechnik (die Latte wird bauchlinks überquert) kann er noch abrufen. „Aber die Kraft ist nicht mehr da“, sagt er. Für den Titel bei den 70- bis 74-Jährigen mit 1,22 Meter reicht es aber.

Als die Latte 30 Zentimeter höher liegt, beendet Hans-Theo Nieder den Hochsprungwettkampf der Altersklasse M65 freiwillig. „Das Knie zwickt“, sagt der vielfache deutsche Seniorenmeister. Da holt er den ersten Platz aus dem Moselstadion mit und schont sich für die nationalen Meisterschaften vom 29. Juni bis 1. Juli in Mönchengladbach.

Die meisten hier wissen, wo ihre Grenzen liegen. Aber manchmal kommt eine Verletzung wie aus heiterem Himmel. „Bei der ersten Hürde hat die Oberschenkel-Rückseite zugemacht“, erzählt Bernd Schumacher. Dabei hatte sich der 71-Jährige von der TG Trier bei der DM so gute Chancen im Hürdensprint und Hochsprung ausgerechnet. „Früher hätte ich mir gesagt: Du hast noch 30 Jahre. Jetzt sage ich: Ich hab‘ noch 20“, sagt Schumacher und humpelt bitter lächelnd zu den Sanitätern. Viel mehr, als Athleten mit Eis zu versorgen haben diese nicht.

Mindestens so viel Erholung wie die Sportler braucht Günter Heidle. Vom der Fußball-WM-Niederlage gegen Mexiko bekommt der PST-Organisationsleiter nichts mit. „Ich war um halb zehn aus dem Stadion raus und bin dann ‚nen Döner essen“, erzählt er. Am Samstag stand die Meisterschaft mit fast 1000 Starts wegen eines Wasserrohrbruchs auf dem Moselstadiongelände fast vor der Absage, erzählt Heidle. Bis in die Nacht wurde gebaggert, um das Leck abzudichten. Da war Heidle fast schon wieder auf. „Seit halb vier habe ich nicht mehr geschlafen. Um sechs Uhr war ich im Stadion“, erzählt der ehemalige Spitzen-400-Meter-Läufer und erklärt: „Bei so einer großen Veranstaltung fällt einem ja immer noch etwas ein. Man kommt nicht zur Ruhe.“

Ergebnisse:

Seniorinnen W30, 800 m: 1. Judith Weber 2:34,01 Minuten. 1500 m: 1. Katrin Friedrich 5:03,55 Minuten. 5000 m: 1. Weber 19:13,31. W35, 100 m: 1. Melanie Schröter 13,85. 200 m: 1. Fleer 31,16. 400 m: 1. Annika Gäb 1:07,19 (alle PST). 800 m: 1. Gäb 2:45,23. 4 x 100 m: 1. PST (Richter, Schröter, Udelhoven, Gäb) 53,70. Hoch: 1. Carolin Müller (BP) 1,36. Speer: 1. Müller 26,41. W40, 100 m: 2. Nicoll Richter (PST) 13,44 Sekunden. 200 m: 2. Richter 28,01. 400 m: 1. Julia Moll (BW) 1:09,95. 800 m: 1. Moll 2:34,29, 2. Bianca Brachmann (PST) 2:36,25. 1500 m: 1. Moll 5:07,34. 5000 m: 1. Petra Schneider (BW) 22:15,24. 80 m Hürden: 2. Sabine Meuser (BP) 14,74. Hoch: 1. Marion Müller (BP) 1,20. W45, 100 m: 2. Karin Udelhoven (PST) 14,37. 400 m: 1. Udelhoven 1:06,93. Weit: 1. Elvira Gasper (BP) 4,08. W50, 100 m: 1. Vera Kletke (TG Konz) 14,69. 200 m: 1. Kletke 31,19. Hoch: 2. Lisa Grueneisen (PST) 1,24. Weit: 1. Kletke 4,07. Drei: 1. Kletke 8,37. Kugel: 2. Kletke 9,48. Speer: 1. Kletke 21,72. W55, 100 m: 2. Elfi Neu (BP) 16,83. 1500 m: 1. Marion Haas (LG Meulenwald Föhren) 5:55,00. Weit: 1. Birgit Marmann (BW) 3,70. Kugel: 3. Agnes Harings (BP) 9,12. Diskus: 2. Harings 23,26. Hammer: 1. Maria Johannes (BW) 34,68. Speer: 1. Johannes 22,45. W60, 400 m: 1. Hiltrud Heermann (BW) 1:40,17. W70, Kugel: 1. Monika Geister (BP) 7,87. Diskus: 1. Geister 19,39. Hammer: 1. Geister 24,32.

Senioren M35, 5000 m: 1. Oliver Ewen (PST) 16:11,69 Minuten. Hammer: 1. Tobias Stolz (TVG) 35,95 m. M45, 100 m: 2. Frank Weber (Hillesheim/TV Cochem) 12,97, 3. Frank Schwarz (BP) 13,05. Hammer: 2. Michael Horn (TVG) 31,17. M50, 100 m: 2. Chaibou Hassane (BW) 12,76. 200 m: 2. Hassane 26,08. 800 m: 3. Günter Willems (SV Neunkirchen-Steinborn) 2:19,87. Kugel: 2. Jürgen Weis (BW) 12,62, 3. Olaf Kartenberg (BW) 12,21. Diskus: 1. Kartenberg 39,06. Hammer: 1. Franz Pauly (TVG) 44,71. M55, 200 m: 2. Hans-Ludwig Müller (BP) 28,37. 800 m: 1. Richard Luxen (LG Vulkaneifel) 2:30,40, 2. Walter Paulus (BW) 2:32,40. 1500 m: 1. Luxen 5:03,24, 2. Paulus 5:09,16. 5000 m: 2. Luxen 18:27,95, 3. Paulus 18:32,26. Hoch: 1. Jochen Staebel (PST) 1,65 m. Diskus: 1. Wolfgang Baum (BW) 40,33. Hammer: 1. Baum 40,64. Speer: 1. Baum 38,79. M60, 200 m: 3. Robert Loskill (BP) 31,70. 1500 m: 1. Theo Hammann (Spiridon Hochwald) 6:26,00. Drei: 1. Alfred Wahlen (TGT) 8,80. M65, 400 m: 2. Hans Kaiser (LG Vulkaneifel) 1:11,98. 5000 m: 2. Rolf Eiden (PST) 21:16,26, 3. Hans-Josef Leinen (BP) 22:19,82. Hoch: 1. Hans-Theo Nieder (BP) 1,52. M70, Hoch: 1. Rainer Düro (PST) 1,22. Hammer: 3. Jos Hummer (TVG) 27,24. M80, 200 m: 2. Peter Schröder (BW) 40,06. M85: 1. Alfred Girault (TGT) 9:04,98.

Abkürzungen: BP = LG Bitburg-Prüm, BW = LG Bernkastel-Wittlich, PST = Post-Sportverein Trier, TGT = TG Trier, TVG = TV Germania Trier

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