Leichtathletik Eine Kette als Glücksbringer

Trier · Gesa Krause, Deutschlands große Hoffnung bei der Leichtathletik-EM in Berlin, spricht beim TV-Besuch über eine schwierige Vorbereitung, ihren Trainer und Ärger wegen „König Fußball“.

 Gesa Krause signierte mehrere TV-Bewegt-Laufshirts, die unter den Lesern verlost werden.

Gesa Krause signierte mehrere TV-Bewegt-Laufshirts, die unter den Lesern verlost werden.

Foto: TV/Holger Teusch

Ein großer Fußball-Fan ist Gesa Krause nicht. Dennoch schaut sie natürlich rein bei der WM. Und entdeckt dabei Parallelen zur Leichtathletik und zu ihrer persönlichen Situation: „Vor vier Jahren war die deutsche Mannschaft Fußball-Weltmeister. Das heißt aber nicht, dass sie dieses Jahr wieder Weltmeister wird.“ Ruhm ist vergänglich und muss immer wieder hart erarbeitet werden.

Krause war 2016 Europameisterin über 3000 Meter Hindernis. Einen Automatismus, diesen Erfolg bei der Heim-EM im August zu wiederholen, gibt es nicht.

 Gesa Krause hat Station beim TV gemacht. Beim Interview dabei: Peter Reinhart (stellvertretender Chefredakteur), Mirko Blahak (Redakteur), Berthold Mertes (Trierer Silvesterlauf), Christian Brand (Vorsitzender Silvesterlauf e.V.) und Trainer Wolfgang Heinig.

Gesa Krause hat Station beim TV gemacht. Beim Interview dabei: Peter Reinhart (stellvertretender Chefredakteur), Mirko Blahak (Redakteur), Berthold Mertes (Trierer Silvesterlauf), Christian Brand (Vorsitzender Silvesterlauf e.V.) und Trainer Wolfgang Heinig.

Foto: TV/Holger Teusch

Berlin, das Olympiastadion, 75 000 Zuschauer. Das Ziel von Krauses Träumen. „Ich strebe nach Gold. Das sage ich immer noch, auch wenn der Saisonstart ein bisschen holprig war“, sagt die 25-Jährige, die für den Verein Silvesterlauf Trier startet.

 Bei ihrem Besuch wurde Gesa Krause nachträglich als TV-Sportlerin des Jahres 2017 geehrt - von Überraschungsgast Richard Schmidt und Sportlerwahl-Initiator Rainer Düro.

Bei ihrem Besuch wurde Gesa Krause nachträglich als TV-Sportlerin des Jahres 2017 geehrt - von Überraschungsgast Richard Schmidt und Sportlerwahl-Initiator Rainer Düro.

Foto: TV/Mirko Blahak

Nur 14. beim Diamond-League-Meeting Ende Mai in Rom. Ein Rückschlag auf dem Weg zur EM. Einer, der Krause und ihren Trainer Wolfgang Heinig kurzzeitig unruhig werden ließ. Doch der Coach hat Erklärungen: „Wir haben im Frühjahr sehr gut gearbeitet und im Mai an neuen Qualitäten gefeilt. Das war Neuland – und wir haben den notwendigen Prozess der Regeneration unterschätzt.“ Erfahrungen, denen Trainer und Athletin nun begegnen müssen. Heinig: „Das ist im Moment das Schwerste: Der Verstand muss gewinnen, nicht die Emotion.“

Ab nächster Woche läutet Krause im schweizerischen Davos die finale Phase der EM-Vorbereitung ein. Dank hervorragender Kontakte ihres Trainers in einem Hotel für 90 Franken pro Nacht inklusive Halbpension – angesichts des Preiswuchers in der Schweiz ein Schnäppchen. „Die Berge strahlen ein bisschen Erholung aus, und die Temperaturen sind  sehr angenehm. Und es trainieren weniger Athleten zeitgleich als in St. Moritz“, sagt Krause.

Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Krause ist ein Gesicht der Leichtathletik in Deutschland. Die Erwartungen an sie bei der EM sind enorm hoch. Bei der WM 2009 im Olympiastadion war sie als Teenagerin Zuschauerin auf der Tribüne. Nun steht sie selbst auf der Bahn.  „Wenn dort ein deutscher Athlet vorgestellt wird, tobt das Stadion. Ich kenne die Stimmung auch vom Istaf. Das ist eine unheimliche Motivation, das sind Gänsehautmomente“, sagt Krause, die auch von sich selbst viel erwartet: „Es ist wichtig, sich vom Hype rund um die EM nicht erschlagen zu lassen. Der Weg dorthin muss trotzdem Spaß machen und darf nicht nur von Druck geprägt sein.“

Heinig und Krause arbeiten seit rund zehn Jahren zusammen. Das schweißt zusammen. Nach acht Jahren hatte Heinig Krause das Du angeboten. Der Trainer ist mit Katrin Dörre-Heinig verheiratet. Mit ihr gewann der Coach eine WM- und eine Olympia-Medaille. Ziele, die er auch mit Krause erreichen will. Trainingsfleiß ist gefordert, aber auch Psychologie. Krause trägt nicht nur beim TV-Besuch eine Kette mit den fünf olympischen Ringen um den Hals. „Sie hat mir mein Trainer vor den Olympischen Spielen in Rio geschenkt. Sie erinnert mich jeden Tag daran, warum man den ganzen Aufwand betreibt.“ Die Kette ist ein kleiner Glücksbringer.

Natürlich auch für Berlin. Ärgerlich aus Sicht von Krause: Am letzten EM-Abend mit zehn Entscheidungen – unter anderem auch der im 3000-Meter-Hindernislauf der Frauen – findet auch das Fußball-Supercup-Spiel zwischen Bayern München und Eintracht Frankfurt statt. Eine doppelte Fernsehpräsenz, die die Leichtathleten Zuschauer kosten wird. Krause: „Die EM wird an diesem Abend ein bisschen runterfallen. Schade, dass man so die Sportarten gegeneinander aus­spielt.“ Da enden sie – die Parallelen zwischen der Leichtathletik und dem Fußball.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort