Motorsport TV-Serie Spochtipedia: Eine Trierer Erfolgs-Formel

Trier · In den Formel-Klassen des Motorsports versuchen viele Jugendliche, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Nur wenige schaffen es durchs Nadelöhr in die Königsklasse. Ein Einsteiger, der aktuell auftrumpft, ist der Trierer Niklas Krütten.

 Niklas Krütten fährt er in der Formel 4 und feiert dort erste Erfolge.

Niklas Krütten fährt er in der Formel 4 und feiert dort erste Erfolge.

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Schumacher, Fittipaldi – das ist Musik in den Ohren von Motorsport-Fans. Und der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. David Schumacher, Sohn des Ex-Formel-1-Piloten Ralf Schumacher, und Enzo Fittipaldi, Enkel des zweifachen Formel-1-Weltmeisters Emerson Fittipaldi, mischen derzeit im Feld der deutschen Formel 4 mit. Diese Rennserie wurde 2014 vom Automobil-Weltverband Fia als Bindeglied zwischen dem Kartsport und den Formel-3-Meisterschaften eingeführt.

Ebenfalls zum Fahrerfeld gehört ein Trierer: Niklas Krütten, Neuntklässler am Auguste-Viktoria-Gymnasium. „Ich habe nicht mehr oder weniger Respekt vor Kontrahenten mit großen Namen“, sagt der 15-Jährige. In der Tat: Krütten muss sich nicht verstecken. In seiner ersten Saison in der deutschen Formel-4-Meisterschaft führt er nach vier von sieben Rennwochenenden die Rookie-Wertung des besten Neueinsteigers an.

„Es läuft besser als erwartet“, sagt Krütten, der stressige Wochen erlebt. Denn er fährt nicht nur in der deutschen Formel 4, sondern auch in der italienischen Meisterschaft. „Ich will möglichst viele Rennen fahren, um Erfahrungen zu sammeln“, sagt der Gymnasiast. In Rennwochen ist er vier Tage unterwegs und nur drei Tage zu Hause. Das ist anstrengend für Kopf und Körper. Stoff, den er in der Schule verpasst, muss Krütten teilweise früh morgens oder spät abends für sich nachholen. „Ein Mitschüler schickt mir immer die Themen und sagt mir, was zu tun ist“, berichtet Krütten, der Sport und Englisch zu seinen Lieblingsfächern zählt.

In den Formel-Klassen des Motorsports versuchen viele Jugendliche, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Nur wenige schaffen es durchs Nadelöhr in die Königsklasse. Ein Einsteiger, der aktuell auftrumpft, ist der Trierer Niklas Krütten.
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Krütten hat den klassischen Weg eingeschlagen. Seine Eltern sind nahe des Nürburgrings aufgewachsen, die Motorsportbegeisterung des Vaters übertrug sich auf den Sohn. „Als wir dann mal eine Kartbahn besuchten, war meine Premiere nicht so schlecht. Aus dem Hobby wurde eine Profession“, blickt Krütten zurück.

Sein erstes Rennen bestritt der Schüler 2010 im Minikart-Cup. Weitere (erfolgreiche) Jahre in anderen Kart-Klassen folgten. Und nun der Wechsel in die Formel 4, in der er für das Team BWT Mücke Motorsport fährt. Im Fahrerfeld ist er in seinem rosa Renner stets gut zu erkennen.

Die Rennen in der deutschen und italienischen Formel-4-Meisterschaft werden unter anderem in Oschersleben, auf dem Hockenheimring, im österreichischen Spielberg, in Monza und Imola ausgetragen. Alles renommierte Rennstrecken.

Die Umstellung vom Kartsport ist groß. Krüttens Formel-4-Bolide  hat andere Dimensionen: 160 PS, mindestens 570 Kilo Gewicht, Höchstgeschwindigkeit rund 210 Stundenkilometer. „Es ist ein ganz anderes Fahren. Im Kart konnte man auch mal den Kontakt suchen. Das geht jetzt nicht mehr, wenn man nicht ris­kieren will, dass Teile vom Boliden abfallen“, sagt Krütten, der die internationale Junior-Lizenz besitzt. „Mit ihr darf man alle Junior-Kategorien bis einschließlich die Formel 2 fahren“, erläutert der Trierer. Den Führerschein will der 15-Jährige  später so schnell wie möglich machen: „Ich zähle schon die Tage.“

Motorsport ist ein Teamsport. Auch das ist ein Lernprozess für einen jungen Burschen wie Krütten: „Ich arbeite jetzt mit einem Ingenieur und einem Mechaniker zusammen.“ Daten werden gemeinsam ausgewertet, Dinge am Auto eingestellt. All das, um das Fahrgefühl hinterm Lenkrad zu verbessern. Komplett neu ist auch die Sitzposition. „Im Kart saß ich aufrecht und konnte den Kopf drehen, um die Konkurrenz im Blick zu haben. Jetzt liege ich quasi im Monocoque, sehe nur den oberen Teil der Reifen und muss Rückspiegel nutzen“, sagt Krütten. Nach seiner Einschätzung kommt es in der Formel 4 zu 70 Prozent auf den Fahrer und zu 30 Prozent auf das Auto an. Gefordert ist dabei auch eine gute körperliche Fitness. Zweimal pro Woche geht Krütten Laufen beziehungsweise Radfahren. Außerdem steht zwei- bis dreimal pro Woche Krafttraining auf dem Programm.

In der Formel 4 geht’s professionell zu. Die Rennen der deutschen Formel-4-Meisterschaft werden im Fernsehen auf Sport1 live übertragen. Eine Agentur kümmert sich um organisatorische Belange Krüttens, der im Netz mit einer Homepage, einer Facebook-Seite und via Twitter präsent ist. Die Eltern sind wichtige Motivatoren und Finanziers. Denn richtig Geld verdienen lässt sich trotz Sponsoren auf diesem Level noch nicht wirklich. Das jedoch ist Krüttens Ziel. „Langfristig ist dabei natürlich die Formel 1 ein Traum“, sagt Krütten, der Michael Schumacher und Sebastian Vettel als Idole nennt. Doch der Trierer weiß auch, wie schmal der Weg in die Königsklasse ist: „Von 100 schaffen es vielleicht ein bis zwei.“

Nah kommt Krütten der Formel 1 auf jeden Fall vom 20. bis 22. Juli. Dann fährt die Formel 4 im Rahmenprogramm der Königsklasse auf dem Hockenheimring. Und Idol Vettel – Schirmherr der deutschen Formel 4 – hat seinen Besuch im Fahrerlager der Nachwuchspiloten angekündigt.

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