Eifeler Fußball-Legende Der HSV-Manni: Ein Funktionär mit Pfiff

Preist/Riol · Manfred Marx blickt auf ereignisreiche Jahrzehnte im Fußball zurück. Dabei wäre die Schiri-Laufbahn fast jäh gestoppt worden.

 Zwei besondere Andenken: Links zeigt Manfred Marx die Postkarte, mit der er 1972 seine ersten Spielaufträge erhielt. Rechts: Eine von ihm bis Anfang der 90er Jahre noch per Hand erstellte Liga-Ergebnistabelle.

Zwei besondere Andenken: Links zeigt Manfred Marx die Postkarte, mit der er 1972 seine ersten Spielaufträge erhielt. Rechts: Eine von ihm bis Anfang der 90er Jahre noch per Hand erstellte Liga-Ergebnistabelle.

Foto: Andreas Arens

Er war als Trier-Saarburger Kreisvorsitzender der Nachfolger des legendären Hermann Schmitt, pfiff 17 Jahre Spiele bis hinauf zur Verbandsliga und stand noch dazu als Assistent in der Regionalliga an der Linie. Mit seinen 70 Jahren, die er seit Silvester nun auf dem Buckel hat, pfeift Manfred Marx aus Preist weiterhin. Im Sommer will er sich nach insgesamt 47 Schiedsrichtersaisons aber zurückziehen. Marx hat im Fußball viel erlebt, machte  jede Menge positive Erfahrungen, sieht aktuelle Entwicklungen indes auch durchaus kritisch.

Anfang der 80er Jahre hatte sich Marx als Unparteiischer gerade bis in die Bezirksliga vorgekämpft und hätte beinahe schon nach seinem ersten Einsatz wieder enttäuscht aufgehört: „Nach dem Spiel Salmrohr II gegen Dhrontal lobte mich sogar FSV-Vorsitzender Peter Rauen, der damals noch selbst auf dem Platz stand. Umso überraschter war ich, dass ich vom Beobachter eine verheerende Bewertung bekam. Da wäre mir schon fast die Lust vergangen, höher zu pfeifen.“ Doch Marx, der als 16-jähriger Jugendtorwart beim heimatlichen SV Orenhofen (SVO) anfing und sich später auf den Einsatz als 23. Mann konzentrierte, machte seinen Weg: Am Ende der gleichen Saison noch hatte er den Sprung in die damalige Landesliga geschafft, und wiederum ein Jahr darauf war er bereits in der höchsten Spielklasse des Fußballverbandes Rheinland angekommen. Ehe er 1996 aus Altersgründen in höheren Sphären aufhören musste, wirkte der frühere Bilanzbuchhalter auch noch zwei Jahre in der seinerzeit neugeschaffenen, drittklassigen Regionalliga an der Seitenlinie.

In den Gespannen sämtlicher drei Trier-Saarburger Bundesliga-Schiedsrichter der vergangenen Jahrzehnte (Franz-Josef Hontheim, Hans-Peter Dellwing, Alfons Berg) stand Marx, der als Kind Uwe Seeler verehrte, deshalb auch bis heute eingefleischter Fan der Hamburger ist (HSV-Manni) und dessen Sohn den Vornamen des Ehrenspielführers der deutschen Nationalmannschaft trägt.

Als Orenhofener wandelte Marx zwischen den Fußballkreisen Trier-Saarburg und Eifel – die Gemeinde zählte erst nach der Kommunalreform 1970 zu Bitburg-Prüm. Bis 1977 und damit bis zur Gründung der Spielgemeinschaft mit dem FC Preist gehörte der SVO noch zum Spielkreis Trier-Saarburg. Ob als stellvertretender Vorsitzender, Geschäftsführer, Jugendbetreuer und  Spielertrainer der zweiten Mannschaft in Orenhofen und bis vor kurzem fast zehn Jahre als Geschäftsführer beim FC Preist: Marx hat nicht nur auf Vereinsebene einiges geleistet – besonders stolz ist er auf den 2015 von einem Hart- in einen Naturrasen umgewandelten Platz in seinem Wohnort Preist: „Da gab es Wochen, in denen auch ich fast jeden Tag im Einsatz war. Die Eigenleistung des Vereins war insgesamt enorm.“ Nach gut 20 Jahren im Trier-Saarburger Kreisvorstand trat er 1997 die Nachfolge des Schweichers Hermann Schmitt an: „Er hatte aufgrund seines jahrzehntelangen, nachhaltigen Wirkens große Fußstapfen hinterlassen.“ Trotzdem hätte es Marx gerne länger als nur bis 2000 gemacht, hörte dann aber aus beruflichen Gründen auf.

Als Kreissachbearbeiter hatte er bis in die 90er Jahre hinein noch Aufgaben zu bewältigen, die inzwischen längst Computer erledigen –  galt es doch, die Ergebnisse der Kreisligen händisch zu erfassen und dann die berechneten Tabellen auch dem TV zur Veröffentlichung bereitzustellen. Die Ergebnismeldung läuft inzwischen übers DFB-Net. Clubs, die selbst das Ergebnis einer D-Jugend zu spät eintragen, müssen zehn Euro berappen. „Das ist schon manchmal übertrieben. Aber irgendwo lebt der Verband davon. Früher gab es noch einen Ermessensspielraum. Inzwischen wirst du auch zur Kasse gebeten, wenn du sonntags zum Beispiel ein paar Sekunden nach 18 Uhr erst meldest.“  Marx weiß, wie schwer es für Vereine ist, Ehrenamtler zu finden. Allzu strenge Regeln fördern nicht gerade die Motivation, sich ehrenamtlich einzubringen.

Engagiert ist er noch weiter als Mitglied der Spruchkammer des Fußball-Regionalverbands Südwest, die sich ganz aktuell am heutigen Abend mit der Wertung des Oberligaspiels Rot-Weiß Koblenz gegen Eintracht Trier (1:1) beschäftigt. Wegen seiner räumlichen Nähe zur Moselstadt ist Marx in diesen Fall nicht involviert.

Als Schiedsrichter wiederum kehrte er vor einigen Jahren nach den Stationen SV Trier-Irsch und Mosella Schweich zur SG Preist/Orenhofen zurück. Auch nach seinem Abschied als Geschäftsführer verfolgt Marx die Geschehnisse dort aufmerksam und freut sich, dass die erste Mannschaft trotz des Abgangs von Rafael Ney (zu Bezirksligist SG Neuerburg/Wittlich/Lüxem) und des Ausscheidens von Nico Bares – beide erzielten in der Vorsaison zusammen 40 Tore – unter Trainer Dieter Krütten so gut dasteht und auf Platz eins der Eifel-Kreisliga B II überwintert. Pläne, ab Sommer eine Spielgemeinschaft mit der SG Herforst einzugehen, sieht er aber kritisch: „Es gibt einige gute Jungs von hier, die auswärts spielen. Sie zurückzuholen, würde ich präferieren.“ Überhaupt: Immer größere Spielgemeinschaften hätten in den vergangenen Jahren vielerorts ein Mannschaftssterben herbeigeführt: „Einige können sich damit nicht mehr so identifizieren und hören auf. Zudem werden auf die Dauer viele Sportanlagen kaum noch genutzt.“

Auf den Fußballplätzen wird man Manfred Marx bis Sommer noch regelmäßig als Schiedsrichter von Kreisliga- und Jugendspielen antreffen. Dann soll nach 47 Jahren an der Pfeife aber Schluss sein – auch seiner Lebensgefährtin Inge Müller aus Riol zuliebe, die er vor einigen Jahren nach dem Tode seiner Ehefrau Christa kennengelernt hat. 

Der Funktionär mit Pfiff danach nicht oder nur noch selten auf dem Fußballplatz? Eigentlich ist das kaum vorstellbar. 

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