Frauen-Handball Tränen, Trauer und viele Tore

Trier · Große Emotionen bei den Trierer Miezen nach der 29:37-Niederlage gegen die SG Kirchhof.

 Raus mit Applaus: Gabriella Szabo, Torfrau Melanie Eckelt, Dovile Ilciukaite und Linsey Houben bedanken sich bei den treuen Fans für die Unterstützung. Die Trierer Miezen stehen nach dem Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens als Absteiger aus der zweiten Liga fest.

Raus mit Applaus: Gabriella Szabo, Torfrau Melanie Eckelt, Dovile Ilciukaite und Linsey Houben bedanken sich bei den treuen Fans für die Unterstützung. Die Trierer Miezen stehen nach dem Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens als Absteiger aus der zweiten Liga fest.

Foto: TV/Hans Krämer

Spiel eins nach dem Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens durch den DJK/MJC Sportmanagement e.V.: Nach der Schlusssirene spendieren die 235 Zuschauer den Trierer Miezen trotz der klaren 29:37-Niederlage (siehe nebenstehende Info zum Spiel) lange Applaus. Sie zeigen ein feines Gespür dafür, dass die Mannschaft von Trainerin Elena Vereschako im Zweitligaspiel gegen die SG Kirchhof alles gegeben hatte. Einige Spielerinnen hatten Tränen in den Augen, Melancholie machte sich angesichts des durch die Insolvenz feststehenden Abstiegs aus der zweiten Liga und der ungewissen Zukunft breit.

„Es tut einfach weh“, rang Andrea Czanik nach Worten. Sie spielt bereits seit 2012 bei den Miezen, hat in Trier Wurzeln geschlagen und trainiert auch eine Jugendmannschaft der DJK/MJC Trier. „Ich fühle mich hier wohl, habe auch immer gerne für unsere Zuschauer gespielt. Was jetzt kommt und wo mein Weg auch hinführt – ich weiß es noch nicht.“ Dass es der  Mannschaft trotz zuletzt ausbleibender Zahlungen vom Verein nicht an der Motivation mangelte, nötigt der 39-jährigen Slowakin „sehr großen Respekt“ ab.

„Einfach ein komisches Gefühl“ beschlich Rückraumspielerin Linsey Houben im Spiel eins nach dem gestellten Insolvenzantrag. Die sportliche Situation ist ausweglos. Nun gilt es bis Ende der Saison aus Sicht der Niederländerin, „für uns zu kämpfen und weiter zusammenzuhalten“. Kirchhof sei eine „richtig gute Mannschaft“, umso  bemerkenswerter fand es Houben, wie „wir gerade in der ersten Hälfte noch dagegenhalten konnten“.

Immerhin seien jetzt die Gehaltszahlungen für drei Monate gesichert, weil sie von der Agentur für Arbeit übernommen werden. Wie wichtig das ist, weiß Houben: „Einige von uns sind darauf angewiesen, weil es zumindest ein Teil dessen ist, was sie brauchen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.“

Die 32-jährige Rückraumspielerin Gabriella Szabo ist traurig über die aktuelle Entwiclung der Miezen. „Der Verein hat so eine lange Geschichte, aber vielleicht ist es auch gut, noch mal neu anzufangen.“ Der sportliche Zwangsabstieg nach der Insolvenz sei natürlich im Hinterkopf, „aber wenn wir spielen, spielen wir. Wir wollen noch mal gewinnen und kämpfen weiter.“ Die Spielerin mit ungarischen und rumänischen Wurzeln weiß schon, wie es für sie weitergehen wird, will es aber noch nicht der Öffentlichkeit verraten. „Meine Entscheidung stand schon vor dem Insolvenzverfahren fest.“

Für Torhüterin Melanie Eckelt ist es „eine schwierige Situation. Wir sind alle einfach nur traurig. Wir versuchen, alles zu geben, und stehen als Mannschaft zusammen. Wie ihre eigene Zukunft aussieht, dafür „ist es noch zu früh“, sagt die 32-Jährige. „Ich bin hier eigentlich verwurzelt, aber man muss erst mal sehen, wie es überhaupt weitergeht.“

Sehr emotional reagierte nach der Partie auch Linksaußen Hannah Sattler, eines der wenigen Eigengewächse, auf das die Miezen bei einem Neuaufbau vielleicht setzen könnten. „Die Information über das Insolvenzverfahren war ein Niederschlag für uns. Das ist ganz schwierig, aber wir alle versuchen weiter zu kämpfen“, sagte die 25-Jährige. „In den ersten 30 Minuten haben wir alles gegeben, danach wurde jeder Fehler mit einem Tempogegenstoß bestraft“, analysierte die vierfache Torschützin die Partie gegen Kirchhof. Wie es mit ihr persönlich weitergeht, darüber „habe ich noch keine Entscheidung getroffen. Aber ich muss mich mit der nächsten Saison befassen.“

Die Tränen standen nach der Partie auch der Miezen-Trainerin in den Augen. Elena Vereschako dankte in der Pressekonferenz den treuen Fans in der Arena: „Vielen Dank, dass ihr alle da seid. Das hat mich sehr gefreut.“ Die Weißrussin, die 1996 als Spielerin zu den Miezen wechselte und mit Trier 2000 den Bundesliga-Aufstieg und 2003 den Gewinn des Deutschen Meistertitels feierte, applaudierte den Zuschauern und versprach: „Wir haben noch zwei Heimspiele und wollen zumindest den vorletzten Platz verteidigen.“

Was die 46-Jährige über die aktuelle Situation der Miezen denkt und welche Gedanken sie sich über die Zukunft der Mannschaft und ihre eigene Perspektive macht, können Sie in der morgigen TV-Ausgabe lesen.

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