Basketball „Man kann verlieren, aber nicht so!“ – Die Gladiators nach dem Hanau-Debakel

Trier · Nach der 55:95-Klatsche gegen den Tabellenletzten Hanau ist die Stimmung bei den Gladiators im Keller. Am Montag fallen deutliche Worte.

 Sah schon mal glücklicher aus: Gladiators-Geschäftsführer Achim Schmitz.

Sah schon mal glücklicher aus: Gladiators-Geschäftsführer Achim Schmitz.

Foto: Sebastian J. Schwarz/sjs / Sebastian J. Schwarz

Noch nie, sagt Hans-Peter Reichert, noch nie habe er sich bisher zu diesem Schritt entschlossen. Aber am Sonntagabend, da sei es dann doch passiert. Seit 26 Jahren, so erzählt Reichert, besuche er die Heimspiele der Trierer Bundesliga-Basketballer. Höhen und Tiefen habe er miterlebt.

Auch am Sonntagabend saß er in der Arena. Gemeinsam mit seiner Nichte war er da, um sich das Spiel der Römerstrom Gladiators Trier gegen den Tabellenletzten aus Hanau anzusehen. Was Reichert und über 3000 weitere Zuschauer geboten bekamen, war furchtbar: 20 Ballverluste, 31 Prozent Trefferquote aus dem Feld. Trier erlebte ein Debakel, ergab sich, verlor am Ende mit 55:95 (29:48) – die höchste Gladiators-Heimpleite in der ProA. Am Montagmorgen ruft Basketball-Fan und Volksfreund-Leser Reichert in der TV-Redaktion an – einfach mal Dampf ablassen: „Im vierten Viertel bin ich aufgestanden und nach Hause gefahren – das habe ich wirklich noch nie gemacht, aber ich konnte mir das nicht mehr ansehen, das war kein Kampf, das war keine Leidenschaft. Wie kann so was sein?“

Eine Frage, die sich auch Achim Schmitz am Tag danach stellt. Er sei absolut ratlos ob dieser Pleite, gesteht er. Dann platzt dem Gladiators-Geschäftsführer der Kragen: „Ehrlich gesagt: Ich bin sprachlos, noch immer. Man kann Spiele verlieren – aber nicht so! Das war gar nichts, wir haben uns aufgegeben. Das war eine katastrophale Leistung.“ Und der Unternehmer aus dem Landkreis Bernkastel-Wittlich geht noch weiter: „Das war die schlechteste Leistung, die ich je in meiner Amtszeit als Gladiators-Geschäftsführer in der Arena erlebt habe – so etwas will ich nicht noch mal sehen. Ich erwarte, dass die Jungs sich am Samstag in Paderborn von der ersten Minute an den Arsch aufreißen und jeder merkt, dass sie dieses Spiel gewinnen wollen.“

Das Team sei zu abhängig von den Führungsspielern Simon Schmitz und Jermaine Bucknor – träfen diese nicht, findet Achim Schmitz, habe die Mannschaft „ein Riesen-Problem“, speziell gegen derart physisch agierende Teams wie Hanau. „Simon und Jermaine hatten gegen Hanau einen rabenschwarzen Tag, haben zusammen nur fünf Punkte erzielt.“ Daher fordert der Geschäftsführer: „Wir haben neben Simon und Jermaine weitere Spieler in der Mannschaft, die Erfahrung besitzen. Von denen erwarten wir einfach, dass sie sich mal zeigen und Verantwortung übernehmen – damit meine ich zum Beispiel Kevin Smit, Johannes Joos oder Till Gloger.“ Den Cheftrainer nimmt der Geschäftsführer am Montag aus von seiner Kritik: „Ich glaube nicht, dass es am Coach liegt. Von Christian Held sind wir nach wie vor überzeugt.“ Auch das Verhältnis zwischen Team und Trainer, so versichert Schmitz, sei intakt.

 Enttäuscht: Gladiators-Trainer Christian Held.

Enttäuscht: Gladiators-Trainer Christian Held.

Foto: Willy Speicher

Christian Held hatte schon direkt nach dem Spiel schockiert festgestellt, sein Team habe „irgendwann aufgehört, Defense zu spielen“. Auch am Montag ist dem 30-Jährigen der Schock noch deutlich anzumerken. Er findet: „In dieser Art und Weise können wir uns nicht präsentieren. Wir haben es nicht geschafft, Zugriff aufs Spiel zu bekommen, weder offensiv noch defensiv.“

Sein Team habe Probleme mit Gegnern, „die uns wie Hanau zwar komplett offene Würfe gestatten, die aber nicht die Wurfgelegenheiten sind, die wir haben wollen.“ Dagegen sehe seine Mannschaft „häufig schlecht aus, weil wir wenige Spieler haben, die das Team auf die Schulter nehmen – und es individuell tragen können“.

Zwischen den Zeilen ist zudem Kritik an der Trainingseinstellung einiger Spieler zu vernehmen. Christian Held berichtet: „Wir hatten keine gute Trainingswoche: Es gab mehrere Angeschlagene in den vergangenen Tagen. Andere – an sich fitte Spieler – haben sich durch die Verletzten dann selbst ein Stück zurückgenommen, weniger gearbeitet. So etwas müssen wir definitiv ändern. Denn: Eine Trainingswoche spiegelt sich immer auch im Spiel wider.“

Noch, so betont der Trierer Trainer, noch sei sein Team auf einem Playoffplatz. „Und ich bin weiterhin davon überzeugt, dass wir den Playoff-Einzug auch schaffen werden.“

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