Basketball Der Dreifach-Boss: Ex-Gladiator Thomas Henkel im Porträt

Trier · Von einem unvergesslichen Spiel, einem besonderen Job und einem Derbysieg: Der frühere Spieler der Römerstrom Gladiators Trier und heutige MJC-Trier-Akteur Thomas Henkel im Porträt.

 In der vergangenen Saison spielte Thomas Henkel für die Römerstrom Gladiators Trier, war unter anderem im packenden Playoff-Viertelfinale gegen Heidelberg dabei.

In der vergangenen Saison spielte Thomas Henkel für die Römerstrom Gladiators Trier, war unter anderem im packenden Playoff-Viertelfinale gegen Heidelberg dabei.

Foto: Willy Speicher

Thomas Henkel ist der Boss: Nicht einfach, nicht zweifach – nein, der 25-Jährige ist der Dreifach-Boss. Chefposten Nummer eins, den hat Henkel bei den Landesliga-Herren der MJC Trier II inne. Dort steht er seit Sommer an der Seitenlinie, trainiert das Team gemeinsam mit Antero Graser. Als Coach sei er, so erzählt Henkel, eine Mischung aus Kumpel und hartem Hund. „In der Kommunikation mit den Spielern habe ich mir viel von Christian Held abgeschaut, aber wenn etwas, das wir schon hundertmal probiert haben, nicht funktioniert, dann ist auch mal die Marco-van-den-Berg-Schiene angesagt“, sagt der gebürtige Trierer und fängt an zu lachen. Dazu wird es später noch mehr zu sagen geben.

Chefposten Nummer zwei: MJC Trier, Oberliga-Herrenteam. „Dort“, sagt Henkel ohne Zögern, „dort bin ich Führungsspieler – ganz klar. Gemeinsam mit Christian Hubor bin ich auf dem Feld für alles verantwortlich. Dafür, dass die Systeme laufen, wir einen ordentlichen Spielaufbau haben und alles in der Defense stimmt.“

Und dann wäre da noch Chefposten Nummer drei: kein Trainer, kein Spieler, kein Basketball – ganz was anderes. Das, womit Thomas Henkel sein Geld verdient: Der 25-Jährige ist Geschäftsführer einer KFZ-Werkstatt und Motoreninstandsetzung in der Trierer Metternichstraße, hat das Unternehmen von seinem Vater übernommen. „Ich leite die Firma seit zwei Jahren gemeinsam mit dem früheren Geschäftspartner meines Dads“, erzählt Henkel. Von 8 bis 17 Uhr kümmert sich der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann ums tägliche Geschäft: Telefonate, Angebote schreiben, Ersatzteile bestellen, Kunden betreuen. „Wenn wirklich mal sehr viel los ist und die Kollegen in der Werkstatt mal Unterstützung brauchen, helfe ich auch da mal aus. Ansonsten bin ich im Büro besser aufgehoben.“

Gut aufgehoben fühlt sich Henkel auch in der Basketball-Oberliga. Mit dem MJC-Team von Trainer Andy Warmke belegt er derzeit Platz drei in der Tabelle. Am Wochenende feierten Warmke, Henkel & Co. im Trierer Stadtderby gegen die TVG einen klaren 75:57-Erfolg. Führungsspieler Henkel ging voran, steuerte 28 Punkte bei, Top-Scorer. „Auch wenn wir Ende des Jahres eine schwächere Phase hatten, versuchen wir alles, um den Aufstieg in die Regionalliga noch zu schaffen“, erzählt Henkel. Zwei Punkte sind es bis zu Spitzenreiter Speyer, und der muss am letzten Spieltag noch zur MJC. „Wir hoffen natürlich, dass Speyer bis dahin noch ein paar Mal patzt, wir möglichst viel gewinnen und es am letzten Spieltag zu einem echten Endspiel kommt.“

Das Ziel Aufstieg – genau das war es auch, was Thomas Henkel im Sommer überzeugt hat, zu dem Club zurückzukehren, bei dem er das Basketballspielen einst begonnen hatte. „Die MJC hatte das ambitionierte Ziel, um den Regionalliga-Aufstieg mitzuspielen. Das hat mich gereizt, da wollte ich dabei sein, meinen Teil zu beitragen.“ Der Alltag in der Oberliga, so erzählt Henkel, der sei durchaus abwechslungsreich, habe es in sich. Nervös sei er vor Spielen allerdings nie – denn: „Nach den Erfahrungen aus der Saison 2017/18 kann mich in der Oberliga nichts mehr schocken.“ 2017/18 da spielte der Aufbau- und Flügelspieler noch für die Römerstrom Gladiators Trier. Seine Rolle: Leistungsträger im Gladiators-Regionalligateam und Ergänzungsspieler im ProA-Kader unter Cheftrainer Marco van den Berg und Assistent Christian Held. Während der Hauptrunde hatte er häufig mit Verletzungen zu kämpfen, kam im November gegen Karlsruhe mal zum Einsatz, versenkte einen Dreier. Danach gab’s erst mal lange keine Minuten mehr – bis zu jenem 16. April 2018. Playoff-Viertelfinale gegen Heidelberg, Spiel vier. Es geht um: alles. Verliert Trier, ist Sense. Gewinnen die Gladiatoren, gibt’s ein fünftes Spiel in Heidelberg. 

 Aktuell spielt er für die MJC Trier in der Oberliga. Dort hat er am Wochenende das Trierer Stadtderby gegen den TVG (hier im Duell mit Lukas Schulz) gewonnen.

Aktuell spielt er für die MJC Trier in der Oberliga. Dort hat er am Wochenende das Trierer Stadtderby gegen den TVG (hier im Duell mit Lukas Schulz) gewonnen.

Foto: Hans Krämer

Vor der Partie heißt’s von Coach van den Berg knapp: „Thomas, du spielst!“ Schon da sei er sehr überrascht gewesen, gesteht Henkel heute. Doch es wird noch besser: In Halbzeit eins kommt er auf ein paar Minuten, dann geht’s ins letzte Viertel. Es läuft nicht für die Gladiators, Heidelberg führt deutlich. Plötzlich ruft van den Berg Henkel zu sich: „Du kommst rein“, lautet die Ansage des Niederländers. „Ganz ehrlich: Damit hätte ich nicht gerechnet“, erinnert sich der 25-Jährige, „nicht in so einem Spiel, in dem es um alles geht, und schon gar nicht in der entscheidenden Schlussphase“. Total nervös sei er gewesen, in den Sekunden vor der Einwechslung. Die Uhr zeigt 6:39 Minuten Restspielzeit. Die Anzeigetafel einen Trierer Rückstand von 69:78. Henkel kommt für Thomas Grün. Erst passiert nicht viel. Dann zwei Minuten später zieht er dieses Offensiv-Foul gegen Heidelbergs Stärksten Shyron Ely. Trier erhält den Ball, und Kevin Smit verkürzt auf 71:78 – der Auftakt zu einer fulminanten Aufholjagd. Am Ende gewinnt Trier sensationell mit 89:88, erzwingt Spiel fünf. „Das war schon ein toller Moment, ich denke sehr gerne daran zurück“, gesteht Henkel ein knappes Jahr später.

Gerne, so sagt er, wäre er auch weiter bei den  Gladiators geblieben. „Sportlich hatte ich mich mit Christian Held geeinigt, vertraglich bin ich mir dann mit Geschäftsführer Achim Schmitz nicht einig geworden“, erzählt der heutige MJC-Spieler. Wenn es noch mal klappe mit der ProB oder ProA, würde er allerdings nicht Nein sagen: „Auch wenn das in meinem Alter natürlich schwer werden wird“, schätzt der 25-Jährige. Ohnehin sei er auch so sehr zufrieden mit seiner aktuellen Situation – verständlich, schließlich ist er der Dreifach-Boss.

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