Gesangsstars im Wittlicher Wald

Wittlich · Forstwirtschaftsmeister Martin Becker berichtet den Mitgliedern des Waldbauvereins von der heimischen Vogelwelt.

 Das Sommergoldhähnchen ist einer der Vögel in der heimischen Welt. Foto: Martin Becker

Das Sommergoldhähnchen ist einer der Vögel in der heimischen Welt. Foto: Martin Becker

Foto: (m_kreis )

Wittlich Ein Fichtenwald, durch den Sonnenstrahlen fallen. Es könnte das Motiv einer Postkarte sein, aber es ist ein Foto, das im Wittlicher Stadtwald von Martin Becker aufgenommen wurde. An seinem Arbeitsplatz findet der Forstwirtschaftsmeister immer wieder Anlässe die Kamera zu nutzen. Besonders häufig fotografiert er die Vögel in den heimischen Wäldern. Einen kleinen Teil seines großen Wissens und seiner Bilder zeigte er den 35 Mitgliedern des Waldbauvereins Bernkastel-Wittlich bei deren Jahreshauptversammlung.
Zunächst sprach er über die Vögel im Nadelwald. Im Hunsrück und der Eifel lebt beispielsweise der Raufußkautz in den Höhlen der Schwarzspechte. Das Totholz ist für viele Vögel ein wichtiger Lebensraum, unter anderem für die Haubenmeise, die darauf angewiesen ist, weil sie dort ihre Nester baut. Auch in den Kronen der Nadelbäume ist viel Leben. Das kleinste Vögelchen der Region, das Wintergoldhähnchen, lebt hier mit einem Eigengewicht von vier bis acht Gramm.
Martin Becker erklärt: "Das Wintergoldhähnchen ist 90 Prozent des Tags damit beschäftigt, sich seine Insektennahrung zu suchen, da reicht schon ein halber Tag aus, an dem es nichts findet und es ist verhungert", so der Experte. Etwas schwerer ist mit acht bis zwölf Gramm der Zaunkönig. Er baut mehrere kugelförmige Nester, und wenn er fertig ist, zeigt er sie seiner Frau, die dann eins aussucht. Ein Foto des häufigsten Vogels in den Wäldern des Kreises, dem Buntspecht, hat Becker ebenfalls dabei. Die Taubenart die am meisten bei uns vorkommt, ist die Ringeltaube. Martin Becker hierzu: "Eine Kollegin von ihr, die Turteltaube, die früher eine Allerweltsart war, ist heute in ihrem Bestand bedroht. Man muss sich bemühen, sie zu finden." Zu den von vielen Menschen als "pussierlich" empfundenen Eichhörnchen, hat der Fachmann auch nachdenkliches zu sagen, denn sie bevorzugen auf ihrem Speiseplan Eier und Jungvögel.
Der Vogel des Jahres, der Waldkautz, lebt ebenfalls im Kreis Bernkastel-Wittlich. In Baumstümpfen brütet er. Im Grünewald gibt es eine sogenannte Nullfäche von 30 Hektar, in denen keine Bewirtschaftung mehr stattfindet, dort findet man den Mittel- und den Buntspecht. Wer seit zwei bis drei Wochen wunderschönen Vogelgesang hört, der könnte eine Drossel in der Nähe haben, die dadurch auffällt.
Die Amsel, die einmal ein scheuer Waldvogel war, ist in den vergangenen Jahren immer mehr in die Gärten und Städte eingewandert. Für den Star ist die Nahrung ein Problem, denn die Wiesen sind nicht mehr sehr artenreich, wie er es brauchen würde. Nistplätze hat er genügend. Eine besondere Polsterung für sein Nest nutzt der Rotmilan, der kleine Horste am Waldrand baut. Er nutzt dafür Plastikmüll, den er findet. 60 Prozent des Rotmilanbestands der gesamten Welt lebt in Deutschland. Sie patrouillieren unter anderem an vielbefahrenen Straßen, denn sie sind Aasfresser. Seit 20 Jahren ist der Schwarzstorch, mit seinem auffälligen roten Schnabel, in den Wäldern des Kreises zu Hause. Sie bauen Horste, die bis zu einem Meterfünfzig Durchmesser haben.
Der Klimawandel zeigt sich auch in der Vogelwelt. Der Schwarzmilan, der früher in Spanien und Frankreich vorkam, ist jetzt auch bei uns heimisch. An seinem schnellen, aggressiven Gesang kann man ihn erkennen. Ausgestorben ist der Kiebitz und für den Raubwürger und das Rebhuhn sieht es auch nicht gut aus. Sie sind am Aussterben, auch wenn der Wald und die Wiesen einen idyllischen Eindruck machen, bieten sie nicht mehr für alle Arten Lebensraum.DER WALDBAUVEREIN BERNKASTEL-WITTLICH


Extra

(chb) Der Waldbauverein ist ein freiwilliger, privater Zusammenschluss von Kleinprivatwaldbesitzern. Er ist Interessensvertretung und bietet seinen Mitgliedern Informationen und Hilfestellung. Im Kreis Bernkastel-Wittlich gibt es insgesamt rund 58.700 Hektar Wald, davon sind 60 Prozent Gemeindewald, 22 Prozent Staatswald und 18 Prozent Privatwald im Gemeinschaftsforstamt oder mit eigenem Forstamt. Der größte Teil der Privatwaldbesitzer, rund 19.900 sind es im Kreis Bernkastel-Wittlich, besitzen eine Fläche von 0,1 bis fünf Hektar Wald. Zwölf Eigentümer haben bis 100 Hektar und zehn Privatbetriebe können bis 1000 Hektar Wald ihr eigen nennen.DER NEUE VORSTAND DES WALDBAUVEREINS


Extra

(chb) Vorsitzender: Georg Fox, Manderscheid; Stellvertretender Vorsitzender: Klaus Plei, Bettenfeld; Beisitzer: Dr. Jürgen Becker, Wittlich; Walter Raskop, Landscheid; Torsten Konrad, Minderlittgen; Hartwig Lautwein, Landscheid; Christian Steffen, Piesport;

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