Baumeister der Mission feiert seltenes Jubiläum

Klausen · Sein Diamantenes Priesterjubiläum feiert Pater Adalbert Sprinkmeier am Sonntag in der Wallfahrtskirche Klausen. In seiner 60-jährigen Priesterlaufbahn hat er vieles erlebt. In Bolivien gehörte er zu den Gründern der Mission, und in Kuba unterstützte er die Mitbrüder. Dort hat er auch den legendären Freiheitskämpfer Che Guevara gesehen.

Klausen. Der direkte Kontakt zu den Menschen und dass Glaube ein Gesicht hat, ist dem 87-jährigen Pater Adalbert sehr wichtig. Mit wenig auszukommen hat er in Bolivien und Kuba gelernt. Dass man sich nicht über jede Kleinigkeit aufregen und bis zum vorletzten Atemzug Pläne und Ideen haben sollte, darüber spricht er im Interview mit unserer Mitarbeiterin Christina Bents.
In welchen Ländern haben Sie Ihre Spuren hinterlassen?

Pater Adalbert: Dass ich in den Ländern, in denen ich war, also 26 Jahre in Bolivien und drei Jahre in Kuba, Spuren hinterlassen habe, glaube ich nicht. Aber ich war der Baumeister der Dominikanermission in Bolivien und habe in Kuba mitgeholfen, dass Kirchen nicht vom Regime beschlagnahmt wurden.
Was haben Sie bei der Gründung der Dominikanermission in Bolivien erlebt?
Pater Adalbert: Wir hatten dort nur sehr wenig. Häufig keinen Strom, kein Auto oder Telefon, und so haben sich die Menschen getroffen. Es gab viele Begegnungen bei denen man über Persönliches gesprochen hat. Und ich habe Che Guevara gesehen. Mit einem Tuch um den Kopf und dicker Hornbrille hat er Plätze inspiziert, wo Flugzeuge landen konnten. Mit ihm gesprochen habe ich nicht.
Was haben Sie in Kuba gelernt?

Pater Adalbert: Mit noch weniger auszukommen als in Bolivien.
Ich denke da an den Philosophen Diogenes, der in einem Fass lebte und im Hafen war, als ein Schiff von einem Beutezug wiederkam. Als die Schätze ausgeladen wurden, hat er gelacht, sich wie verrückt gefreut und geschrien. Dann wurde er gefragt, warum er sich so verhält und er sagte: "Ich freue mich, dass es so viele Dinge gibt, die ich nicht brauche."
Wie sehen Sie die aktuelle Situation der katholischen Kirche in Deutschland?
Pater Adalbert: Ich habe den Eindruck, dass der Verwaltungsapparat zu groß ist und wir den Blick für die Menschen verlieren. Viele Sitzungen und Gespräche handeln von Strukturen und nicht von inhaltlichen Themen.
Welches Vorurteil gegenüber der Kirche schmerzt Sie?

Pater Adalbert: Gar keins, weil an vielem etwas Wahres dran ist.
Sie gelten als ruhender Pol, der sehr genau hinsieht und auf den Punkt analysieren kann: Wie würden Sie sich selbst charakterisieren?
Pater Adalbert: Wenn ruhender Pol bedeutet, dass man sich nicht mehr über äußere Umstände leicht aufregt und bis zum vorletzten Atemzug noch Ideen und Pläne hat, dann trifft das zu.
Welche Bibelstelle hat Sie über lange Jahre begleitet und warum?
Pater Adalbert: Es war keine Bibelstelle, sondern aus der Nachfolge Christi des Thomas von Kempen, einem Augustiner- Chorherrn. Er sagte: "Liebe es, unbekannt zu sein." Das habe ich immer versucht. Mich kennen viele Menschen, aber ich muss nicht in der ersten Reihe stehen.
Wann hat Ihnen der Glaube geholfen?

Pater Adalbert: Ich denke, es geht mir da wie vielen anderen auch, dass es viele Alltagssituationen gibt, in denen Glaubensaktivität hilft. Mir fällt da die Situation ein, als meine Mutter gestorben ist. Ich war in Bolivien und hatte keine Chance, die Papiere für die Ausreise so zügig zu bekommen, dass ich noch rechtzeitig zur Beerdigung da sein würde.
Was macht einen guten Messwein aus?

Pater Adalbert: "Liebstes Herz Jesu, ich wusste nicht, dass du so sauer sein kannst," hat einmal einer meiner Priesterkollegen nach dem Trinken eines Weins gesagt. Am nächsten Tag hatten wir Neuen. Für mich ist es auch wichtig, dass der Wein nicht zu sauer ist. Aber aus dem Ruhrgebiet stammend, bin ich nicht der große Weinexperte.
Wer wird Europameister?

Pater Adalbert: Da ich 23 Jahre lang zusammenhängend nicht in Deutschland gelebt habe, bin ich mit dem Fußball in Europa nicht sehr vertraut. In Bolivien kannte ich die regionalen Mannschaften, damit ich bei meinen Messdienern bestehen konnte, aber da kenne ich mich ansonsten nicht aus. Sehr ästhetisch finde ich den Stierkampf, nicht wegen der Qual der Tiere, sondern wegen den eleganten Bewegungen der Toreros.
Was lesen Sie gerne?
Pater Adalbert: Spirituelle Literatur, aber auch Romane und gute Biographien. Daneben lese ich gerne Gedichte in Deutsch und Spanisch. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung stehen häufiger welche, die auch interpretiert werden. Dazu mache ich mir dann gerne auch meine eigenen Interpretationen.
Was schätzen Sie an Klausen?

Pater Adalbert: Ich war schon in den 1950er Jahren hier in Klausen für einige Monate und dachte mir damals, dass hier wäre ein schöner Ort, wenn ich einmal alt bin. Denn hier in der Wallfahrtskirche ist immer was zu tun. Und ich bevorzuge ein Dorf, denn hier kennt man sich noch. Einmal sollte ich in die USA versetzt werden. Alles wurde nur übers Telefon abgewickelt und war sehr anonym. Das war nichts für mich.chb
Der Dankgottesdienst zum Priesterjubiläum ist am Sonntag, 10. Juli, um 10.30 Uhr in der Wallfahrtskirche Klausen.
Extra

 Pater Adalbert Sprinkmeier bei seiner Einkleidung im Dominikanerkloster Warburg in Westfalen. Foto: privat

Pater Adalbert Sprinkmeier bei seiner Einkleidung im Dominikanerkloster Warburg in Westfalen. Foto: privat

Foto: (m_wil )
 Zwei Fotos aus den 1950er Jahren: Das Bild oben zeigt Pater Adalbert Sprinkmeier im November 1959 in Bolivien. Auf dem unteren Foto ist er im gleichen Jahr mit seinen ersten Messdienern zu sehen, ebenfalls in Bolivien.Fotos (2): Privat

Zwei Fotos aus den 1950er Jahren: Das Bild oben zeigt Pater Adalbert Sprinkmeier im November 1959 in Bolivien. Auf dem unteren Foto ist er im gleichen Jahr mit seinen ersten Messdienern zu sehen, ebenfalls in Bolivien.Fotos (2): Privat

Foto: (m_wil )
Baumeister der Mission feiert seltenes Jubiläum
Foto: (m_wil )

Pater Adalbert Sprinkmeier wurde am 22. Juli 1929 in Oberhausen geboren. Er stammt aus einer religiösen Familie und nannte Priester schon seit seiner frühen Kindheit als Berufswunsch. "Wenn der Priester bei uns in der Kirche mit seinem goldfarbenen Gewand zelebrierte, dachte ich, da ist der liebe Gott persönlich", erinnert er sich. In Walberberg (zwischen Köln und Bonn) hat er Theologie studiert und kam nach seiner Priesterweihe am 25. Juli 1956 nach Celle. 1958 brach er auf nach Bolivien. Dorthin ist er 26 Tage mit dem Schiff unterwegs gewesen und blieb 26 Jahre. Anschließend war er in Arenberg zehn Jahre Ansprechpartner für die Studenten des Ordens. Es folgten drei Jahre in Kuba. Wegen gesundheitlicher Probleme kam er nach Deutschland zurück und erhielt 1999 einen Anruf aus Klausen, von Pater Heinz-Josef Babiel, der ihn gerne im Wallfahrtsort haben wollte. Am 22. Dezember des Jahres traf er dort ein. Einige Tage später starb Pater Babiel, aber Pater Adalbert blieb als, wie er sagt, "Gehilfe" von Pater Karl-Josef Mayer und jetzt von Pater Albert Seul. chb

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