Deutsch-Luxemburgische Wirtschaftsinitiative Optimismus trotz einiger Probleme

Echternach · Viele Grenzregionen schauen neidisch auf die Großregion. Eine hohe Mobilität, große Pendlerströme und viele gemeinsame Aktionen. Dennoch hakt es auch hier noch an vielen Ecken und Enden.

 Diskutieren über die Grenzregion und deren Entwicklungschancen (von links): Rudi Müller, Klaus Jensen, Dr. Heinrich Kreft, Ralf Britten, Thomas Leyherr und Jürgen Thelen.

Diskutieren über die Grenzregion und deren Entwicklungschancen (von links): Rudi Müller, Klaus Jensen, Dr. Heinrich Kreft, Ralf Britten, Thomas Leyherr und Jürgen Thelen.

Foto: TV/Heribert Waschbüsch

Die Wirtschaft diesseits und jenseits der deutsch-luxemburgischen Grenze hat großes Interesse, dass die Geschäfte laufen und die Beziehungen und Kontakte weiter aufblühen. In einem gemeinsamen Europa ist es gerade die Großregion, die von der Freizügigkeit profitiert. Darüber jedenfalls waren sich alle Teilnehmer beim deutsch-luxemburgischen Wirtschaftsabend im Trifolion in Echternach einig. Es war die dritte Auflage des grenzüberschreitenden Dialogs, organisiert von Industrie- und Handelskammer Trier (IHK), Handwerkskammer Trier (HWK) und der Deutsch-Luxemburgischen Wirtschaftsinitiative (DLWI).

Echternachs Bürgermeister Yves Wengler nannte bei seiner Begrüßung positive Beispiele. „Für uns ist Europa Lebenswirklichkeit“, sagte der Luxemburger Kommunalpolitiker. 180 000 Berufspendler kämen täglich zur Arbeit ins Großherzogtum, schon 2020 sollen es mehr als 200 000 Grenzgänger aus Lothringen, Belgien, dem Saarland und der Region Trier sein. Da sei die Verkehrssituation eine große Herausforderung. Gut, so findet Wengler, laufen interregionale Projekte, etwa der gemeinsame Bau einer Kläranlage oder bei gemeinsamen Sport- und Freizeitanlagen.

Für IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Glockauer sind deshalb solche Gespräche und Diskussionsrunden wichtig. „Es geht um den Abbau der Grenzen“, sagt der IHK-Chef. Zwei Drittel des gesamten deutschen Handels würde innerhalb der EU ablaufen. Man müsse die Freizügigkeit in Europa gegen alle Nationalismen verteidigen.

„135 Kilometer gemeinsame Grenze haben Luxemburg und Deutschland, viel Platz für eine gemeinsame Zusammenarbeit“, findet Marc Gross von der luxemburgischen Handwerkskammer (Chambre des Métiers). Die Probleme und Herausforderungen seien im Handwerk sowohl in der Region Trier als auch in Luxemburg gleich: Fachkräftemangel, das noch nicht optimale Verkehrsnetz, der Mangel an Gewerbeflächen und die Digitalisierung. Zudem beklagen die Unternehmen die neuen europäischen Entsenderichtlinien. Gross blickt durchaus kritisch auf die Konkurrenzsituation im Handwerk: „Allein in der Baubranche sind rund 2500 Unternehmen aus Deutschland in Luxemburg aktiv. Da sind wir sicher das Opfer unseres Erfolgs.“ Doch inzwischen hätten auch viele luxemburgische Handwerker in Deutschland Aufträge. Laut einer Untersuchung seien zwei von fünf Luxemburger Handwerkern auch im Ausland tätig, ein Drittel davon in Deutschland. Auch deshalb sieht Gross vor allem in der interregionalen Zusammenarbeit ein großes Potenzial, die Region weiter zu entwickeln.

Um Zukunftschancen der Großregion drehte sich auch die Podiumsdiskussion. Lob für die Zusammenarbeit gab es zunächst vom Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Luxemburg, Heinrich Kreft: „Ich denke, dass viele der etwa 40 Grenzregionen in Deutschland neidisch auf die Großregion schauen. Auch in Brüssel wird der Raum wahrgenommen.“

In der Wirtschaft besteht die Hoffnung, dass die Lobbyarbeit fruchtet. Gerade die europäische Entsenderichtlinie, die das Arbeiten über Grenzen hinweg regeln soll, ist den hiesigen Betrieben ein Dorn im Auge. „Bei dieser Regelung hat man sicher nicht an unsere Region gedacht“, findet Triers HWK-Präsident Rudi Müller. Vor allem der Bürokratismus lähme die Geschäfte über die Grenzen hinweg. Dem schließt sich auch Thomas Leyherr an. Der Dachdecker betreibt Unternehmen im Saarland und in Luxemburg. „Es ist zum Teil wahnsinnig. Bei Kontrollen fragen wir nur noch, was haben wir jetzt falsch gemacht, denn die Gesetze und Regeln ändert sich fast von Tag zu Tag.“ Doch der Geschäftsführer von Holz & Dach Lux gewinnt der Grenzsituation auch viel Gutes ab. „Es macht Spaß, in der gesamten Großregion zu arbeiten und wir können uns vor Aufträgen kaum retten.“

Ähnlich positiv sieht es Jürgen Thelen, Geschäftsführer der Baufirma Elenz in Konz und Luxemburg mit rund 220 Mitarbeitern. Und auch er hat ein großes ABER. „Unsere Lastwagen stehen zwischen Luxemburg und Deutschland fast die halbe Zeit im Stau. Die Verkehrssituation ist schlecht.“

Klaus Jensen, Honorarkonsul des Großherzogtums Luxemburg in Trier, sieht große Chancen für die Region. Das Städtenetzwerk Quattropole (Luxemburg, Metz, Saarbrücken und Trier) bringe seit vielen Jahren Menschen aus der Großregion zusammen, bei kulturellen Veranstaltungen oder Energietouren. „Sich kennenlernen, miteinander reden, das schafft Vertrauen und bringt uns weiter.“ Wirtschaftlich sollte die Region – etwa in der Gesundheitsbranche – sich zusammenschließen, um eine kritische Größe zu erreichen. „600 000 Menschen in Luxenburg und 500 000 in der Region Trier, gemeinsam könnte man in der Ausbildung bei Gesundheitsberufen neue Wege gehen.“ Moderator Ralf Britten freute sich als DLWI-Präsident über die Diskussion und die Anregungen. Zwar sei  in der Zusammenarbeit in der Grenzregion noch Luft nach oben, doch sein Optimismus überwiege. „Wir haben außergewöhnliche Chancen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort