Mobilfunkhandel: Sorgen um Standort Trier

Trier · Der US-Handy-Händler und -Verteiler Brightpoint mit seinem deutschen Logistikzentrum in Trier ist übernommen worden. Käufer ist der weltgrößte Großhändler für Produkte der Informationstechnologie, Ingram Micro. Die rund 170 Mitarbeiter in Trier machen sich Sorgen um die Zukunft des Standorts.

 Wie es mit dem Trierer Standort von Brightpoint im Industriegebiet Euren nach dem Verkauf des Mutterkonzerns weitergeht, ist noch unklar. Viele der rund 170 Mitarbeiter fürchten eine Verlagerung an andere Orte. TV-Foto: Sabine Schwadorf

Wie es mit dem Trierer Standort von Brightpoint im Industriegebiet Euren nach dem Verkauf des Mutterkonzerns weitergeht, ist noch unklar. Viele der rund 170 Mitarbeiter fürchten eine Verlagerung an andere Orte. TV-Foto: Sabine Schwadorf

Trier. Ein wenig erinnert der Deal zwischen den weltweiten Granden der Informationstechnologie an die Lage vor fünf Jahren. Damals wurde die deutsche Tochter des dänischen Verteilers im Bereich Mobilfunk und Telekommunikation, Dangaard Telecom, in Trier an den US-amerikanischen Telekommunikationsausrüster Brightpoint verkauft. Rund 180 Mitarbeiter hatte der Trierer Ableger, Auswirkungen der Fusion konnten zu dem Zeitpunkt noch nicht benannt werden.
Überraschender Verkauf


Heute steht Brightpoint Trier wieder vor einer Übernahme. Denn der aus den USA stammende Weltmarktführer von Produkten der Informationstechnologie, Ingram Micro, hat seinen Wettbewerber Brightpoint gekauft. Branchenmedien bewerten dies als "überraschend".
Der Preis: insgesamt 840 Millionen US-Dollar. Die Akquise soll Ende 2012 abgeschlossen sein, vorausgesetzt, die Kartellbehörden haben nichts gegen den Kauf und die Brightpoint-Aktionäre stimmen zu. Und wieder sind die Auswirkungen für die heute rund 170 Mitarbeiter für den Trierer Standort noch nicht absehbar. Lediglich, dass im neuen Konzern in den kommenden zwei Jahren 55 Millionen US-Dollar gespart werden sollen.
"Ingram Micro wird die Prozesse beider Unternehmen prüfen und bestimmen, wo es Überschneidungen gibt. Aber es ist unklar, wie die Auswirkungen aussehen - auch für den Trierer Standort", sagt Tom Ward, Pressesprecher von Brightpoint am Firmensitz in Plainfield im US-Bundesstaat Indiana auf TV-Anfrage. Denn Auskünfte aus Trier zum Thema Verkauf werden derzeit nicht gegeben.
Vertrag für Lagerhalle läuft aus


Aus dem Mitarbeiterumfeld wird von "großer Unsicherheit in der Belegschaft" gesprochen, zumal auch eine Standortverlagerung innerhalb Deutschlands im Gespräch ist. "Die Stimmung ist derzeit mies", sagt ein Beschäftigter, der seinen Namen nicht nennen möchte.
Hinzu kommt, dass der Mietvertrag für die Trierer Lagerhalle Ende des Jahres auslaufen soll, eine Verlängerung soll jedoch noch nicht unterzeichnet sein. Und das, obwohl die Geschäfte für Brightpoint derzeit gut laufen (siehe Extra).
Allerdings sieht Sprecher Tom Ward aus der Sichtweise beider Partner Vorteile. Für Ingram Micro sei es eine "exzellente strategische Möglichkeit, zwei sich ergänzende Geschäftbereiche zu kombinieren", sagt der Sprecher. Für Brightpoint ergeben sich ein besserer finanzieller Rückhalt, eine Ausweitung des Geschäfts in den asiatisch-pazifischen Raum und Kontakte direkt zu Handy- und Tablet-Herstellern.
Hauptaugenmerk auf Mobilfunk


Und in der Tat: Ingram Micro will sein Hauptaugenmerk auf das Mobilfunkgeschäft und besonders auf Smartphones ausrichten. Dies sei schon immer ein Ziel gewesen, heißt es von der Unternehmensspitze. Denn bislang lag der Fokus überwiegend auf Computern.
Und Brightpoint selbst sieht sich in dem Bereich als führender Distributor für Mobilfunkgeräte, Smartphones und Originalzubehör von Mobiltelefonen. Brightpoint-Sprecher Ward formuliert es pragmatisch: "Auf lange Sicht gesehen wird es eine größere Organisation geben mit Karriere-Chancen für Mitarbeiter beider Unternehmen."Extra

Das Unternehmen wurde 1989 in Plainfield im Bundesstaat Indiana im Nordosten der USA gegründet und ist an der US-Technologie-Börse Nasdaq notiert. Im ersten Quartal dieses Jahres verzeichnete Brightpoint einen Umsatz von 1,37 Milliarden Dollar (gesamt 2011: 5,2 Milliarden US-Dollar) und einen Nettogewinn von 2,6 Millionen Dollar. In diesem Zeitraum hat das Unternehmen 29,2 Millionen so genannte Wireless Geräte im drahtlosen Funknetz, davon 400 000 Tablets verkauft. Brightpoint hat weltwelt 4000 Mitarbeiter in 24 Ländern und bedient mehr als 25 000Geschäftskunden. In Deutschland ist Brightpoint mit zwei Standorten vertreten. Neben Trier als deutscher Logistikzentrale bedient Ratingen zusammen rund 4000 Kunden in ganz Deutschland. In Trier hat das Unternehmen eine Lagerfläche von 6500 Quadratmetern und versendet pro Jahr nach eigenen Angaben etwa 13 000 Paletten, 750 000 Pakete und mehr als 500 000 konfigurierte, also anwenderspezifische, Handy- und Navigations-Geräte sowie Zubehör. Der Trierer Standort konkurriert nun mit fünf Ingram Mikro-Niederlassungen in Deutschland. Das Logistikzentrum liegt in Straubing bei München und hat eine Lagerfläche von 80 000 Quadratmetern. Insgesamt gibt es Standorte in 36 Ländern mit 15 000 Mitarbeitern. sas

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