Keine Angst vor der Zukunft: Arbeitgeberverband glänzt beim Treffen in Trier mit besonderen Gästen (Video)

Trier · Roboter mit Lampenfieber, gibt es das? Bei der Jahrestagung des Arbeitgeberverbands vem.die arbeitgeber soll der humanoide Roboter Pepper zeigen, dass niemand Angst vor Robotern und Digitalisierung haben muss.

 Programmierer Rainer Becker (Mitte) versichert, der kleine Roboter sei bald wieder einsatzfähig. Günter Fischer (links) improvisiert, weil Roboter Pepper nicht mit ihm spricht. TV-Fotos (2): Nicolaj Meyer

Programmierer Rainer Becker (Mitte) versichert, der kleine Roboter sei bald wieder einsatzfähig. Günter Fischer (links) improvisiert, weil Roboter Pepper nicht mit ihm spricht. TV-Fotos (2): Nicolaj Meyer

Foto: (g_geld )

Rund 200 Unternehmer sitzen in der Europäischen Rechtsakademie am Donnerstagabend, gespannt auf den stählernen Ehrengast: tischhoch, Arme und Beine, Torso, Kopf, rollende Augen - alle Merkmale einer humanoiden Maschine hat der kindlich wirkende Pepper. Der geplante Mensch-Maschine-Dialog mit dem Vorstandsvorsitzenden der vem, Günter Fischer, fällt allerdings aus. "Hallo, ich bin Pepper.

Fehler 707", ertönt es aus dem menschähnlichem Gerät. Eigentlich sollte Pepper vorrechnen, dass die Zahl der in der Industrie erwerbstätigen Menschen vom Beginn der dritten industriellen Revolution, von Anfang der 70er Jahre, bis heute trotz massiver Automatisierung von 10,1 Millionen auf 10,5 Millionen gestiegen sei. "Erst kneifen, und sagen mein Akku ist leer ,und dann hier den Hampelmann machen", sagt Fischer mit breitem Grinsen. Der Dialog wird spontan zum Monolog, die Botschaft kommt trotzdem rüber: "Ich soll nicht Menschen ersetzen, sondern den Menschen helfen. Helfen, eintönige und belastende Arbeiten zu erledigen. Ich will ein rücksichtsvoller Kollege des Menschen sein", erklärt Fischer an Stelle Peppers - der zwar ungewollt stumm ist, aber dafür den Kopf hin und her bewegt und so dennoch Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Darüber hinaus hält Fischer eine engagierte Rede für Europa und Digitalisierung. Ebenso wie vor menschenleeren Fabriken wegen Robotern werde die Angst vor Europa geschürt. "Dabei verdanken wir unseren Wohlstand Europa und dem Forstschritt", sagt Fischer.

Der zweite Ehrengast kommt lampenfieberfrei. Er hat Tornados ins Auge geblickt, 16 Sonnenauf- und Untergänge in nur 24 Stunden erlebt. Alles mit Blick von weit oben auf die Erde. Bildgewaltig ist seine Präsentation und die Gäste sind gebannt wie bei einem neuen Star Wars-Titel im Kino.

Thomas Reiter ist der europäische Raumfahrer mit der meisten Erfahrung im All. Er lebte und arbeitete 2006 etwa 166 Tage auf der Raumstation ISS. Der 58-Jährige macht an diesem Abend nicht nur Werbung für die Raumfahrt, auch für Weltfrieden oder Umweltschutz. Die Atmosphäre sähe von oben sehr empfindlich und schützenswert aus.
Der Fortschritt liegt Reiter weiterhin am Herzen: "Schon im nächsten Jahrzehnt könnten wir auf dem Mond produzieren. Die dort geringe Schwerkraft könnte uns sehr helfen." Die seltenen Ausblicke in All und Zukunft honoriert die anwesende Wirtschaft mit großem Applaus.

Pepper-Programmierer Rainer Becker erklärt später, am leeren Akku - oder Lampenfieber - habe es nicht gelegen. Viel mehr war der Roboter heiß gelaufen, schützte sich in der Folge selbst und verfiel genau zum Einsatzzeitpunkt in eine Art Ruhemodus. Als sich der Saal leert, gibt Pepper für den TV eine Sondervorstellung.
Die Roboter-Vorstellung lässt sich auf volksfreund.de/extra bestaunen. Dabei beweist Pepper eine Vorliebe für Blondinenwitze oder Tai-Chi-Talent. Außerdem gibt es dort exklusive Videointerviews mit Thomas Reiter und Günter Fischer.Extra: DREI FRAGEN AN GÜNTER FISCHER

Fischer:

Keine Angst vor der Zukunft: Arbeitgeberverband glänzt beim Treffen in Trier mit besonderen Gästen (Video)
Foto: (g_geld )

Im März brilliert die deutsche Wirtschaft wieder mit einem Rekord beim Export. International gibt es allerdings dafür viel Kritik. Wie sehen Sie die Situation?

Fischer:
Wir hatten im März nicht nur einen Exportrekord, sondern auch einen Importrekord. Von unserer starken Wirtschaft profitieren also auch andere Volkswirtschaften. Gleichzeitig bemängeln Ökonomen, dass die zurückhaltende Lohnpolitik den deutschen Unternehmen weitere Vorteile im Wettbewerb sichert.

Wie sieht das aus Ihrer Sicht aus?

Fischer: Die Lohnpolitik war in unserer Industrie immer der Lage angemessen. Seit der Finanzkrise 2008 sind die Löhne bei M+E um 20 Prozent gestiegen, die Produktivität aber nur um zwei Prozent. Wie geht es in der EU nach dem Brexit weiter? Fischer: In Großbritannien bröckelt die Zustimmung zum Brexit massiv. Die Europakritiker der extremen Parteien in den Niederlanden und Frankreich haben keine Mehrheiten in Wahlen gefunden. Die Zustimmung bröckelt. Wir müssen viel intensiver für Europa werben und sagen, was es für uns bedeutet. Ohne ein starkes Europa wird es auch Deutschland schlecht gehen.

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