Ausbildung Trierer Lehrer und deutsche Qualität
TRIER · Eine Delegation aus Indien hat sich bei GKN Driveline in Trier darüber informiert, wie duale Ausbildung funktioniert.
Hans-Joachim Schrodt gibt die Erfahrungen aus seinem Berufsleben gerne weiter. Der Trierer, früher Lehrer an der Berufsschule für Gestaltung und Technik (GuT), engagiert sich weltweit bei Projekten des Senior Expert Service (SES), vor allem in Asien. „Ich hatte vor meiner Zeit am GuT schon in Indien gearbeitet, kenne Land und Leute sehr gut“, sagt Schrodt, der vorrangig in Sachen Ausbildung vom SES in alle Herren Länder geschickt wird. Pakistan, Indonesien oder China – überall gibt er sein Wissen unbezahlt weiter. „Es ist toll, wenn man sich noch so einbringen kann und sieht, wie man helfen kann.“
So war es für ihn ganz normal, als er vom Kompressorenhersteller ELGI aus dem indischen Coimbatare angefragt wurde, um dort eine duale Ausbildung nach deutschen Qualitätsstandards aufzubauen. ELGI zählt zu den Weltmarktführern in seiner Branche, hat aber das Problem, Fachkräfte qualitativ hochwertig auszubilden. „In Indien gibt es das System nicht, dass man im Unternehmen und in der Berufsschule ausgebildet wird. Da blickt man gerne nach Deutschland“, sagt Schrodt. Der ELGI-Chef war von dessen Ideen begeistert, also bildete Schrodt Lehrer für die firmeneigene Berufsschule aus, die auf dem Firmengelände aufgebaut wurde. 16 Azubis bildet ELGI pro Jahr aus.
Damit die Lehrer und Ausbilder aber auch einen direkten Einblick ins deutsche System erhielten, organisierte Schrodt eine Bildungsreise in seine Heimat. Er zeigte den wissbegierigen Indern zum Beispiel die Handwerkskammer Trier, das Überbetriebliche Ausbildungszentrum Wittlich, die GuT-Berufsschule in Trier, aber auch viele Unternehmen wie Mercedes-Benz oder die Dillinger Hütte. Eine ganz besondere Beziehung hat Schrodt allerdings zu GKN Driveline im Trierer Hafen. „Deren Azubis habe ich früher in der Berufsschule ausgebildet. Der Standard der Ausbildung ist bei GKN sehr hoch, ein echter Vorzeigebetrieb“, sagt der rüstige Rentner im Unruhestand.
Der Trierer Autozulieferer GKN Driveline, der schon mehrfach für seine Ausbildung ausgezeichnet wurde, präsentierte dem Besuch aus Indien speziell die Ausbildungswerkstatt. Zudem waren die Gäste sehr am Thema Arbeitssicherheit interessiert. Und die ELGI-Mitarbeiter waren wahrlich nicht die ersten Besucher, die sich bei GKN in Kooperation mit der IHK Trier über die duale Ausbildung informierten: „Bei uns waren allein in diesem Jahr Gruppen aus Indonesien und Pakistan, zudem eine Gruppe von US-amerikanischen Berufsschullehrern“, sagt GKN-Personalchef Gregor Münch: „Es macht uns schon stolz, dass wir so oft angefragt werden. Und wir zeigen gerne, was wir können. Wir profitieren dabei natürlich davon, dass Deutschland beim Thema duale Ausbildung weltweit einen sehr guten Ruf hat.“ Bei GKN arbeiten zu 90 Prozent Facharbeiter, die meisten wurden auch im Unternehmen ausgebildet. Der Autozulieferer hat eine sehr hohe Quote von zehn Prozent Azubis der Gesamt-Belegschaft von rund 560 Mitarbeitern.
Matthias Henke, der Geschäftsführer des Trierer GKN-Werks, sieht auch noch einen anderen Vorteil durch die internationalen Besuche und Kontakte: „Dieser Austausch mit anderen Kulturen bringt auch Vorteile für uns, denn wir erfahren, wie in anderen Unternehmen gearbeitet wird, und wir erhalten wertvolle Tipps, aber auch viel Lob von den Besuchergruppen. Wir haben seit 50 Jahren ein hohes Ausbildungsniveau – die Ausbildung ist die Keimzelle unseres Unternehmens.“
Die Besucher aus Indien jedenfalls sind begeistert – auch von den Präzisionswerkzeugen, die die Azubis in der Zeit des Besuchs in der Ausbildungswerkstatt produzierten. Überall wird gefeilt, gebohrt, gedreht – all‘ das, was die jungen Mitarbeiter als Rüstzeug im ersten Ausbildungsjahr unter der Leitung von Rainer Wagner lernen.
Azubis und Unternehmen haben derweil auch noch auf anderer Ebene geglänzt: Das Projekt „Gesunde Ausbildung“, welches von Auszubildenden für Auszubildende entwickelt wurde, ist von der AOK Rheinland-Pfalz mit dem Preis für vorbildliches betriebliches Gesundheitsmanagement, dotiert mit 3000 Euro, ausgezeichnet worden. Das Programm begleitet die Jugendlichen durch die gesamte Ausbildung und besteht aus vier Bausteinen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten, um die Fachkräfte von morgen für das Thema Gesundheit zu sensibilisieren. Unter 47 landesweit eingereichten Projekten wurde GKN Regionalsieger.
„Dem Betrieb ist es gelungen, ein standardisiertes und breit aufgestelltes betriebliches Gesundheitsmanagement zu etablieren“, heißt es in der Würdigung der Jury. „Der AOK-Preis zeigt, dass wir einen sehr erfolgreichen Weg im betrieblichen Gesundheitsmanagement eingeschlagen haben“, freut sich Janet Ben Saad, Personalmanagerin bei GKN Driveline.