Regionale Wirtschaft IHK-Vollversammlung bittet die regionalen Parlamentarier zum Dialog

Trier · Vier der sieben Bundestagsabgeordneten aus der Region Trier stellten sich beim regionalpolitischen Abend der Industrie- und Handelskammer den Fragen der Voll- versammlungsmitglieder.

  Jan Glockauer diskutiert mit den MdB Peter Bleser (CDU), Carina Konrad (FDP), Andreas Steier (CDU) und Katrin Werner (Die Linke/von links).

Jan Glockauer diskutiert mit den MdB Peter Bleser (CDU), Carina Konrad (FDP), Andreas Steier (CDU) und Katrin Werner (Die Linke/von links).

Foto: TV/Heribert Waschbüsch

Für beide Seiten war es eine Premiere: Beim regionalpolitischen Abend der IHK hatte die Kammer ein neues Format gewählt, um mit den regionalen Bundestagsabgeordneten – den „Kümmerern für die Region“ – über die Vorstellungen der Wirtschaft zu diskutieren.

„Vier von sieben sind heute bei uns“, freute sich IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Glockauer auf die Diskussion mit Carina Konrad (FDP), Katrin Werner (Die Linke) und den beiden CDUlern Andreas Steier und Peter Bleser. Katarina Barley (SPD), Corinna Rüffer (Grüne) und Patrick Schnieder (CDU) hatten sich aus Termingründen oder wegen Erkrankung entschuldigt.

Eine gute Stunde Zeit hatten sich die 42 Vollversammlungsmitglieder und Gäste der IHK-Vollversammlung vorgenommen, um die Parlamentarier über ihre Einschätzung in den dringlichsten Sachgebieten zu befragen, ein Parforceritt, für beide Seiten. Was brennt der Wirtschaft auf den Nägeln? Ein Schwerpunkt für die IHK-Betriebe ist der Bereich Industrie 4.0/Innovation und digitale Transformation. „Was tun Sie dafür, dass wir in drei Jahren flächendeckend 5G in der Region haben“, wollte Rolf Gänz, Geschäftsführender Gesellschafter, AC-Automation GmbH & Co. KG, Bernkastel-Kues, von den Bundestagsabgeordneten wissen. Peter Bleser bremst eine zu große Euphorie. „Das wird nicht zu 100 Prozent gelingen und zu bezahlen sein. Doch 4G sollte bis 2021 umgesetzt werden.“ Carina Konrad sieht zunächst einen Fortschritt: „Inzwischen ist jedem im Parlament klar, dass der Netzausbau eine zentrale Aufgabe der Politik ist.“ Denn es sei „nicht akzeptabel, in Deutschland durch Funklöcher zu reisen“. Der IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Glockauer fasste die Forderung der Wirtschaft zusammen. Wenn es um den Netzausbau gehe, dürfe man nicht nur nach der Zahl der Haushalte schauen, sondern vor allem auch die Fläche komplett ausbauen.

Bürokratieabbau und Deregulierung fordert die Wirtschaft seit vielen Jahren. „Das Bürokratiemonster hat den Mittelstand fest im Griff. Was tun Sie dagegen?“, fragte Ulrich Rass, Geschäftsführender Gesellschafter, Philipp Rass Energy GmbH, Trier. Andreas Steier sieht in der bundeseinheitlichen Datenbank einen ersten Schritt zur Entlastung. „Hier sind wir in der Vorbereitung.“ Gleichzeitig bemängelt er, dass in Deutschland „oft EU-Recht noch verschärft umgesetzt“ werde. Sein Parteikollege Bleser findet, dass sich der Staat auf die großen Dinge konzentrieren solle und nennt positive Beispiele wie das Bürgerportal oder die gerade initiierte digitale Rezeptabgabe. Sein trauriges Fazit aber: „Die Datenerfassung macht alles schlimmer. Ich glaube nicht, dass wir Bürokratie groß abbauen können.“

Die Themen Ausbildung, Weiterbildung und Fachkräftesicherung beschäftigen die heimischen Betriebe stark. Margit Gellner-May, Geschäftsführende Gesellschafterin, KOMAGE Gellner Maschinenfabrik KG, Kell am See, bringt das Problem auf den Punkt: „In der Region ist der Fachkräftemangel mehr das Problem der fehlenden Facharbeiter als das fehlender Akademiker.“ Katrin Werner sieht hier eine Lösung durch eine frühere Berufsorientierung und Carina Konrad glaubt, dass man in die berufliche Entscheidungsfindung vor allem auch die Eltern einbinden müsse. Die schaffe man auch, wenn die Berufsschulen attraktiver gemacht würden, findet Peter Bleser.

In Sachen Infrastruktur bemängelte Marcus Krüger, Geschäftsführender Gesellschafter, Krüger Logistik aus Schweich, den schleppenden Ausbau der Bauprojekte. „Geld ist genügend da und wird vom Land nicht abgerufen.“ Ein Zustand, den auch Bleser und Steier bemängeln. Carina Konrad warnt, nur die Projekte im eigenen Wahlkreis zu puschen, man müsse wichtige Ziele gemeinsam vorantreiben. Katrin Werner setzt hingegen auf ein neues Mobilitätskonzept und deutlich mehr Investitionen in den ÖPNV.

Die Anbindung von Handel, Industrie und Dienstleistungsbranche in der Großregion ist ein wichtiges Anliegen der IHK Trier. Für Hans-Peter Fuchs, Geschäftsführender Gesellschafter der Rewe Fuchs OHG in Prüm stellt sich die Frage, welche Konsequenzen die Dieselfahrverbote haben könnten. Einig sind sich die Parlamentarier, dass der Betrug durch die Konzerne nicht zu akzeptieren sei. Bleser hält die ganze Diskussion für eine Farce, weil sich das Problem mit der Zeit von alleine löse, Konrad fragt: Wo messen wir was? Und Andreas Steier sieht eine Lösung in neuen umweltverträglicheren Kraftstoffen. Insgesamt sei die Region glimpflich davongekommen.

Mit Blick auf die Zukunft des ländlichen Raumes fragte Dirk Richter, Geschäftsführender Gesellschafter, Weinhandlung Dr. Richter & Sohn OHG, Mülheim, ob der ländliche Raum der Leidtragende der Energiewende sei? Carina Konrad sieht durchaus ein Spannungsfeld zwischen Energie- und Landwirtschaft. Aus ihrer Sicht wurde „die Energiewende falsch angegangen“. Die Wirtschaft gerate in einen Wettbewerbsnachteil und was bringe es, wenn man Atomstrom aus Frankreich und Polen importiere. Peter Bleser sieht das anders. „Mit neuen Technologien ist das auch eine große Chance für die Wirtschaft.“

Der Dialog wird sicher weitergeführt.  Und mit einer Aussage dürften alle Beteiligten übereinstimmen. Konrad: „Wir sind ein attraktiver ländlicher Raum, wir sollten gemeinsam unser Image ausbauen.“

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