Kultur Der Traum vom Schreiben

Sassen · Die Autorin aus Sassen startet eine Schreibwerkstatt-Reihe für 14- bis 20-Jährige. Das Ergebnis wird ein Buch „Junge Stimmen der Vulkaneifel“ sein, die im Eifelbildverlag publiziert werden soll.

 Hanna Jansen hat schon Kinder für das Schreiben beim sogenannten Pinguin-Workshop in Trier begeistert.

Hanna Jansen hat schon Kinder für das Schreiben beim sogenannten Pinguin-Workshop in Trier begeistert.

Foto: TV/Malte Blümke

Junge Leute können nur noch über Displays wischen und Kurznachrichten tippen? An den um sich greifenden Verlust der Kulturtechnik des Schreibens glauben viele. Doch das vom Friedrich-Bödecker-Kreis im Land Rheinland-Pfalz und in Luxemburg und der Nikolaus-Koch-Stiftung geförderte Projekt „Junge Talente schreiben“ will das Gegenteil beweisen und Mut machen, schriftstellerische Neigungen auszuleben. In diesem Rahmen bieten renommierte Autorinnen und Autoren in der gesamten Region Trier unterschiedliche Workshops an.

Ab Mai beginnt im Landkreis Vulkaneifel eine zehnteilige Workshop-Reihe für junge Menschen, die entweder als Hobby schreiben oder sich das Schreiben sogar als Beruf vorstellen können.  Hanna Jansen, seit vielen Jahren als Kinder- und Jugendbuchautorin überaus erfolgreich, übernimmt hier den Part der Workshop-Leitung. Mit dem TV sprach sie über das Projekt „Junge Talente schreiben“.

Schreiben ist mehr als nur reine Verarbeitung und Übermittlung von Informationen. Was macht Schreiben mit den Menschen, was „leistet“ es?

Jansen: Schreiben ist eine Art Selbstgespräch, wo Gedanken und Gefühle ihren ganz eigenen Raum finden, sich entfalten, vertiefen und ordnen können. Indem ich etwas „Schwarz auf Weiß“ habe, wird es zum Gegenüber, mit dem ich mich auch über Jahre hinweg noch auseinandersetzen kann. So lassen sich Entwicklungen zurückverfolgen. Mit dem Schreiben kann man sich und seine Welt neu erfinden. Und natürlich ist es auch Mitteilung, also eine besondere, tief gehende Art der Kommunikation.

Das Projekt will einen engen Bezug von schreibenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen zur Region, in der sie leben, herstellen. Worin sehen Sie das Besondere der Eifel als Ort zum Schreiben oder auch als Schauplatz von Literatur?

Jansen: Für mich ist die Vulkaneifel mit ihrer weiten, offenen Landschaft und den einsehbaren und überschaubaren Lebensbezügen ein idealer Ort, um zu schreiben. Schauplätze ergeben sich in dem Zusammenhang von selbst. Ob dies so auch für die jungen Menschen gilt, die hier leben, weiß ich nicht. Aber gerade darum geht es ja: Sie sollen ihr Lebensgefühl in ihren Texten zum Ausdruck bringen! Deshalb glaube ich, die Ergebnisse werden vielfältig sein und deutlich machen, was das „Eifelgefühl“ ausmacht. Ein spannendes Projekt, wie ich finde. Und dass es in Kooperation mit einem jungen, hier ansässigen Verlag umgesetzt werden kann, erscheint mir geradezu ideal.

Was erwartet die jungen Menschen in den von Ihnen geleiteten Workshops? Und welches sind die Voraussetzungen oder Interessen, die sie von vornherein mitbringen sollten?

Jansen: Sie sollten vor allem Lust zum Schreiben mitbringen sowie den Mut, sich vom Konventionellen zu lösen und stattdessen zu experimentieren, um herauszufinden, wo ihre Stärken liegen und wie sich ihre kreativen Möglichkeiten am besten entfalten können. Dabei erhalten sie konkrete Anregungen und professionelle Anleitung im besten Sinn einer kreativen Textwerkstatt. Außerdem hoffe ich, die Workshops so motivierend gestalten zu können, dass sie zwischen den Terminen gern weiterschreiben und am Ende eine ansehnliche Textsammlung entsteht.

In welcher Atmosphäre finden die Workshops statt: eher schulisch mit Leistungsniveau oder eher spielerisch und gelassen?

Jansen: Auf keinen Fall schulisch und ebenso wenig an schulischen Leistungsstandards orientiert. Die Workshops sollen in einer offenen, teilnehmerbezogenen und vertrauensvollen Atmosphäre stattfinden, wo es möglich ist zu schreiben, „wie einem der Schnabel gewachsen ist“, und in gegenseitiger Wertschätzung lebhaft miteinander zu kommunizieren. Dabei spielt auch das regelmäßige Feedback zu den Texten eine wichtige Rolle, denn nur darüber können die Schreibenden erfahren, wie und ob ihre Texte im wahrsten Sinn des Wortes ankommen. Das Feedback durch die anderen kann dazu führen, die eigenen Texte zu überarbeiten und optimieren.

Welche Texte sollen entstehen und was ist das Ergebnis der Work­shopreihe?

Jansen:  Die Textsorten dürfen frei gewählt werden: Gedicht, Erzählung, Glosse, Kommentar, was auch immer gewollt ist ... Ziel ist es, am Ende gemeinsam die Texte auszuwählen, die sich für eine Publikation in einer Anthologie des Eifelbildverlags eignen. So werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch erste Erfahrungen mit den Voraussetzungen professionellen Schreibens gewinnen können.

Die Fragen stellte Angelika Koch

Die Schreibwerkstätten „Junge Talente schreiben“ starten am Samstag, 25. Mai, von 10 bis 16 Uhr. Nähere Informationen und Anmeldungen (bis zum 20. Mai) unter E-Mail hanna.jansen@nexgo.de oder telefonisch unter 0160/4419663.

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