Tierfutterhersteller Vet-Concept aus Föhren wächst tierisch schnell

Föhren · Hohe Förderung aus Mainz für den Tierfutterhersteller aus Föhren. Die Erfolgsgeschichte begann mit kranken Hunden.

 Bei Vet-Concept läuft Tiernahrung vom Band.

Bei Vet-Concept läuft Tiernahrung vom Band.

Foto: Albert Follmann

Es gibt wohl kein Unternehmen in der Region Trier, das so rasant gewachsen ist wie Vet-Concept. Schon optisch fällt der im Industriepark Region Trier (IRT) bei Föhren ansässige Tierfutterhersteller auf: Der 32 Meter hohe Riesenwürfel mit den bunten Kacheln ist ein Hingucker an der Autobahn. Im Inneren befinden sich 50 Silos. Sie müssen so hoch sein, damit Getreide und Fleischmehl - die Grundbestandteile der Hunde- und Katzennahrung - eine ausreichende Fließgeschwindigkeit erreichen. Die Rohstoffe werden zunächst gemahlen und in sogenannten Extrudern unter Druckluft zu Kroketten gepresst, getrocknet und dann verpackt.

Vor vier Jahren hatte Vet-Concept mit dem Bau der ersten Extruder-Linie samt Gebäude und Mühle begonnen. Das kostete 18 Millionen Euro. Aus dem europäischen Strukturfonds für regionale Entwicklung (Efre, siehe Info) erhielt das Unternehmen für dieses Projekt eine Förderung von 1,5 Millionen Euro. Jetzt gibt es weitere 500.000 Euro für den Einbau des zweiten Extruders. Die fünf Millionen Euro teure Investition ermöglicht eine Verdoppelung der Tagesproduktion auf 100 Tonnen.

Daniela Schmitt, Staatssekretärin im Mainzer Wirtschaftsministerium, übergab nun den Förderbescheid in dem Föhrener Betrieb an die Vet-Concept-Geschäftsführer Anita Theis und Torsten Herz.

Der Mittelstand sei von zentraler Bedeutung für die rheinland-pfälzische Wirtschaft, betonte die Staatssekretärin. Deshalb fördere man Unternehmen, die investieren und Arbeitsplätze schaffen. Schmitt staunte nicht schlecht, als sie den Werdegang des Unternehmens hörte. Innerhalb von 18 Jahren schaffte es Vet-Concept, von einer "Garagenfirma" zu einem Marktführer der hochwertigen Tiernahrung in Deutschland mit 170 Mitarbeitern aufzusteigen.

Nach Auskunft von Torsten Herz partizipiert Vet-Concept mit 60 Millionen Euro Jahresumsatz an dem milliardenschwerden Markt für Hunde- und Katzenfutter. In 8000 der 10.000 Kleintierpraxen in Deutschland sei man mit eigenen Produkten vertreten. Etwa die Hälfte der Bestellungen kommen über das Internet.

Dass die Föhrener Firma großen Wert auf die telefonische Beratung der Kunden legt und dafür eigens Fachpersonal eingestellt hat, hat auch etwas mit zwei früheren Hunden von Geschäftsführerin Anita Theis zu tun, der Schwiegermutter von Torsten Herz. Ihre Tiere hätten Ende der neunziger Jahre gesundheitliche Probleme bekommen, erzählt die gelernte Kauffrau. Entzündete Ohren, Haarausfall und andere Malessen - der Tierarzt habe ihr zu einer Nahrungsumstellung geraten. Anita Theis: "Er konnte mir aber nicht empfehlen, was ich füttern soll. Ein anderer Tierarzt riet mir, das Futter selbst zu besorgen, naturbelassene Kost und frischer Pansen aus der Metzgerei." Das habe den Hunden geholfen, sei aber sehr umständlich gewesen. Theis eignete sich Wissen über Tierernährung an und gründete ein Franchise-Unternehmen.

Der Heimlieferservice wurde in fünf Garagen und einem kleinen Büro in Trier-Quint abgewickelt. Torsten Herz half, verdiente sich etwas Geld neben seinem Lehramtsstudium, das er bald abbrach. Dann ging es steil aufwärts: Herbst 2000 Einzug ins IRT-Gründerzentrum, 2005 eigener Firmensitz, mehrere Erweiterungen. Und damit nicht genug: In den nächsten beiden Jahren möchte Vet-Concept in die Nassfutterproduktion einsteigen. Bisher lässt man nach eigenem Rezept die Dosennahrung in zwei Betrieben in Norddeutschland herstellen. Eine zehn Hektar große Fläche hat sich das Unternehmen bereits im IRT gesichert. Info

 Staatssekretärin Daniela Schmitt (Mitte) gibt einen Förderbescheid an die Geschäftsführer Torsten Herz und Anita Theis.

Staatssekretärin Daniela Schmitt (Mitte) gibt einen Förderbescheid an die Geschäftsführer Torsten Herz und Anita Theis.

Foto: Albert Follmann

Förderprogramm für regionale Entwicklung

Rheinland-Pfalz erhält zwischen 2014 und 2020 von der Europäischen Kommission 186 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre).

Die geförderten Projekte müssen aus nationalen öffentlichen oder privaten Mitteln kofinanziert werden.
Es gibt drei Prioritäten: Stärkung von Forschung, technologischer Entwicklung und Innovation, Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen sowie Förderung der Bestrebungen zur Verringerung der CO2-Emissionen in allen Bereichen der Wirtschaft.

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