Lob für Jugendhilfe im sozialen Umfeld

Trier · Der Kreis führt das neue Konzept mit zentralen Anlaufstellen weiter und sucht neue freie Träger. Die Grünen stören sich an zwei Dingen.

Trier Vor dreieinhalb Jahren hat der Kreis die sozialraumorientierte Jugendhilfe eingeführt. Testphasen in Konz und Schweich waren vorher positiv verlaufen, deshalb wurden kreisweit neue Anlaufstellen eingerichtet und die Betreuung besser vernetzt. Am Montagabend hatte nun der Kreistag darüber zu befinden, ob die sozialraumorientierte Jugendhilfe über den 1. Januar 2018 hinaus fortgeführt wird, denn Ende 2017 laufen die Kooperationsverträge mit den freien Trägern aus.
Um es vorweg zu nehmen: Das Konzept nach saarländischem Vorbild wird fortgesetzt. Sprecher von CDU, SPD, FWG und FDP stimmten dem zu. Die Grünen enthielten sich der Stimme, obgleich sie die Einführung der neuen Form der Jugendhilfe begrüßen. Allerdings kritisieren sie zwei Dinge: Der Zuschnitt des Sozialraums mit den drei Verbandsgemeinden Trier-Land, Schweich und Ruwer sei zu groß, und der Präventionsarbeit werde nicht genügend Gewicht beigemessen. Grünen-Sprecher Paul Port: "Jeder Betreuungsfall, der bereits im Vorfeld durch intensive Präventionsarbeit vermieden werden kann, reduziert die Folgekosten."
Gleich mehrfach wurde in den Redebeiträgen vom "Erfolgsmodell" gesprochen. Die Fokussierung auf die Wünsche und Bedürfnisse der Jugendlichen sei zu begrüßen, sagte Lothar Rommelfanger (SPD). Die Zusammenarbeit zwischen freien Trägern und dem Jugendamt sei vertrauensoll und gut, bemerkte Simone Thiel (CDU). Und Matthias Daleiden (FWG) findet, dass der vorgegebene Kostenrahmen weitgehend eingehalten und die Qualität verbessert worden sei.
Ziel des sozialräumlichen Handelns ist es, das Kind, den Jugendlichen und die Eltern als Teil eines familiären und sozialen Netzwerks zu begreifen. Einerseits sollen die rasant steigenden Kosten im Jugendhilfebereich ausgebremst werden, andererseits soll die Jugendhilfe effektiver werden, indem Problemfälle in den Familien früher erkannt werden. Alle Maßnahmen, etwa wenn Eltern mit der Erziehung überfordert sind, werden auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen und auf das soziale Umfeld abgestimmt.
"Die Ermutigung und die Stärkung der Beteiligten haben oberste Priorität", heißt es in einem Konzeptbericht, der den Kreistagsmitgliedern vorlag. Die freien Träger werden jetzt von der Kreisverwaltung im Rahmen eines Interessenbekundungsverfahrens für die vier Sozialräume für die Zeit ab 2018 gesucht. Die Sozialräume sind folgendermaßen aufgeteilt: die Verbandsgemeinde Konz, die Verbandsgemeinden Schweich, Trier-Land und Ruwer, die Verbandsgemeinde Hermeskeil mit Teilen der VG Kell und die Verbandsgemeinde Saarburg mit Teilen der VG Kell.
Anlaufstellen für Leistungen der Jugendhilfe gibt es in "Sozialraumzentren" in Hermeskeil (Schulstraße 6 a), Konz (Konstantinstraße 50), Schweich (Stefan-Andres-Straße 4), Welschbillig-Helenenberg (Puricellistraße 1) und in Saarburg (Bahnhofstraße 9). Mitarbeiterteams kümmern sich in diesen Zentren unter anderem um Erziehungsberatung, sozialpädagogische Familienhilfe, ambulante Hilfe für junge Volljährige und Jugendgerichtshilfe.Extra: WEITERE BESCHLÜSSE DES KREISTAGS


Kreiskrankenhaus Saarburg: Der Kreis übernimmt eine Ausfallbürgschaft zur Aufnahme eines Investitionskredits bis zu einer Höhe von rund 1,5 Millionen Euro. Dadurch soll ein Teil der Liquiditätskredite (zurzeit 5,3 Millionen Euro), der für die Modernisierung des Krankenhauses benötigt wurde, zinsgünstig und langfristig zu Kommunalkreditkonditionen umgeschuldet werden. Die SPD-Kreistagsfraktion stimmte dagegen, weil sie dies für unnötig hält. Das Krankenhaus stehe um eine Million Euro besser da als noch im Dezember erwartet, sagte Fraktionschefin Ingeborg Sahler-Fesel. Laut Landrat Günther Schartz werden durch die Bürgschaft Investitions- und laufende Ausgaben transparenter. Der Kreis ist alleiniger Gesellschafter der Kreiskrankenhaus Franziskus GmbH in Saarburg. Ortsdurchfahrt Waldweiler: Der Kreistag stimmt den absehbaren Mehrkosten in Höhe von 275 000 Euro für den Ausbau der Kreisstraßen 68 und 72 in Waldweiler zu. Die Mehrkosten kommen unter anderem dadurch zustande, dass eine Brücke, die ursprünglich saniert werden sollte, neu gebaut werden muss. Es handelt sich um die Brücke über den Burkelsbach. Ausbau Hohensonne: Der Kreistag stimmt absehbaren Mehrkosten von 282 000 Euro für den Ausbau der Kreisstraßen 8 und 1 bei Aach-Hohensonne zu. Unter anderem musste die K 8 an einem rekultivierten Steinbruch verlegt werden, weil gegenüberliegende Flächen für eine mögliche Betriebserweiterung vorgesehen sind. Deshalb wurde ein teurerer Vollausbau nötig. Flüchtlingsimmobilie: Dem Verkauf der ehemaligen Dachdeckereinkauf-Immobilie in Kenn für 1,45 Millionen an ein Trierer Unternehmen stimmte der Kreistag einhellig zu. Der Kreis hatte das Verwaltungsgebäude mit Lagerhalle vor gut einem Jahr für 1,4 Millionen Euro gekauft, um dort bis zu 150 Flüchtlinge unterbringen zu können. Nun ist die erwartete Flüchtlingswelle ausgeblieben und die Immobilie wird nicht mehr benötigt. Auftragsvergabe: Der Kreistag hat zugestimmt, dass die Firma Elenz aus Konz einen Auftrag für den Ausbau der Kreisstraße 134 zwischen der Landesstraße 138 und der Brücke Karthaus bekommt. Es handelt sich um den dritten Bauabschnitt. Der Kreisanteil der Baumaßnahme in Höhe von 1,36 Millionen Euro wird vom Land zu 70 Prozent bezuschusst. Einwohnerfragestunde: Ob denn der Kreis von der kürzlichen Cyber attacke betroffen gewesen sei und eventuell Lösegeld gezahlt habe. Das wollte ein Bürger im Rahmen des Tagesordnungspunktes Einwohnerfragestunde wissen. Weltweit waren Computer mit Schadsoftware infiziert worden, es wurden Lösegelder für verschlüsselte Daten gefordert. Landrat Günther Schartz verneinte die Frage und sorgte für Gelächter im Plenum, als er bemerkte: "Wir haben uns professionell vorbereitet und uns schon mal hacken lassen. Das hat geklappt." Was er eigentlich meinte: Die Techniker der Kreisverwaltung hatten den simulierten Angriff abgewehrt.

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