Brauchtum Erst mal noch nicht Schluss mit lustig

Trier/Schweich/Ralingen · Triers Narrenvereine treten zum Sitzungskarneval 2019 wieder vollzählig an. In Ralingen ist gar Expansion angesagt.

  Trier feiert Karneval – mit 17 optimistischen Mitgliedsvereinen. Hier der Sessionsorden 2019.

Trier feiert Karneval – mit 17 optimistischen Mitgliedsvereinen. Hier der Sessionsorden 2019.

Foto: Roland Morgen

Aus dem Raum Konz kommen Nachrichten über Narren, die gar nicht zum Lachen sind. Der Wiltinger KV Reblaus etwa verabschiedet sich vom klassischen Sitzungskarneval. Statt Kappensitzungen gibt es nur noch abgespeckte Veranstaltungen ohne Elferrat und Orden. Grund: Nachwuchsmangel. Darunter leiden auch andere Vereine an der Saar und der Obermosel. In Trier ist das Fehlen von Newcomern auf der Bühne oder Helfernotstand hinter den Kulissen allen Unkenrufen zum Trotz in dieser Session kein Thema. Alle 17 Mitgliedsvereine der Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval (ATK) treten vollständig zum Sitzungskarneval an – im Gegensatz zur Session 2017/18. Da hatte die KG Onner ons 1865 eine unfreiwillige Auszeit nehmen müssen, weil in der zur Narhalla auserkorenen Alten Färberei (Stadtteil Euen) alle Wunschtermine bereits anderweitig vergeben waren. Das Ungemach ausfallender Sitzungen soll der Vergangenheit angehören. „Unsere Veranstaltungen finden künftig im Fourside Plaza Hotel am Verteilerring statt“, kündigt Präsident Karl-Rainer Heiderich (71). Den Veranstaltungsort, an dem bereits in früheren Jahren Onner-Onser-Sitzungen über die Bühne gingen, habe man sich sich auch für die kommenden Jahre gesichert.

Für alle diejenigen, die sich um die KG Roten Funken 1951 gesorgt haben, kommt hier die Entwarnung. Dass die Internetseite des Vereins monatelang nicht zu erreichen gewesen war, sei „alles andere als ein schlechtes Zeichen“ gewesen, versichert Präsident Sven Gaab (46). „Wir haben unseren Online-Auftritt im Sinne der neuen Datenschutzrichtlinie auf Vordermann gebracht und modernisiert.“

Überhaupt blicken die Roten Funken wieder optimistisch in die Zukunft. Stand der Verein im Oktober 2017 nach dem Rücktritt von gleich vier Vorstandsmitgliedern knapp vor dem Exitus, zeigt der Entwicklungstrend laut Gaab „ganz klar nach oben“: In den Sitzungen in der Berufsschul-Aula werde all das geboten, was Fan-Herzen höher schlagen lässt: „Vereinseigene Redner, drei Garden, Männerballett – Wir sind nach der Umstrukturierung wieder voll da!“

Der Optimismus der Vereine strahlt auch auf den Rosenmontagszug am 4. März aus. Laut ATK-Zugchef Thomas Knopp (54) läuft alles auf eine dreistellige Anzahl von teilnehmenden Fußgruppen und Wagenbesatzungen hinaus (2018: 98). „Es gibt schon knapp drei Dutzend verbindliche Anmeldungen und viele Interessenbekundungen auch von Gruppen, die noch nie dabei waren. Dazu zählt das Team des Stadtmuseums Simeonstift (in dessen Werkstatt Knopp beruflich tätig ist). Die Museumsleute werben, als historische Gestalten wie Kaiserin Helena oder Karl und Jenny Marx ausstaffiert, für ihre nächste große Sonderausstellung „Um angemessene Kleidung wird gebeten. Mode für besondere Anlässe von 1770 bis heute“ (19. Mai bis 6. Oktober).

An Personal und Ideen mangelt es also nicht. ATK-Präsident Andreas Peters (53) sieht ein anderes Problem, das Triers Sitzungskarneval  bedroht: „Die Sicherheitsbestimmungen schlagen sich in steigenden Kosten und weniger Sitzplätzen in den Veranstaltungsräumen nieder, was die Schere zwischen Ausgaben und Einnahmen noch weiter auseinandergehen lässt.“ Auch die Freiluftveranstaltungen seien gefährdet. Musste die ATK für den 11. 11., Weiberfastnacht und den Rosenmotagszug 2011/12 noch 11 000 Euro berapen, sei es heute das Dreifache. „Ohne Sponsoren, Freunde, Gönner und Werbeeinnahmen gäbe es keinen Karneval mehr.“

Die Vereine in den Verbandsgemeinden Schweich, Ruwer und Trier-Land haben nach TV-Informationen noch keinen akuten Helfernotstand. Ordensfeste, Kappensitzungen und Umzüge können wie geplant stattfinden.

Auf Dauer könnte es allerdings eng werden mit Leuten, die bereit seien, Verantwortung im Verein zu übernehmen, sagt Steffi Simon, Vorsitzende des Schweicher Karnevalvereins (SKV). Auch die zunehmenden gesetzlichen Auflagen, etwa bei Umzügen, machten den Vereinen das Leben schwer.

Helga Möbius, Vorsitzende der Stadthusaren Schweich, sagt, es sei immer schwieriger, tänzerischen Nachwuchs zu finden. Für Kinder und Jugendliche werde in Schweich halt viel geboten. Das größte Problem der Stadthusaren sei, dass es keine Unterstell- und Baumöglichkeit für Motivwagen und Fastnachtsutensilien gibt. „Wir haben unseren Wagen in Idesheim stehen, weil wir in Schweich nichts finden.”

Auf Expansionskurs ist der Cultur- und Carnevalsverein „Roalinger Kweischrek”. Am Fastnachtssonntag (3. März) wird es nach dem Umzug erstmals einen Straßenkarneval inklusive Partymeile geben. Dazu wird die Aftershow-Party aus der Turnhalle in ein Festzelt vor dem Pfarrheim und in eine Sektbar direkt im Ortskern verlegt.

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