Baustellen Baustopp am Moselstrand

Trier · Mehr als 300 Metallteile liegen im Erdreich des Flussufers in Trier-Nord – darunter vielleicht auch Munition oder Sprengkörper. Jetzt kommt ein gepanzerter Bagger zum Einsatz.

 Auf der Baustelle am Moselufer in Trier-Nord stehen die Maschinen still. Das Gelände wird in den nächsten Tagen mit einem gepanzerten Bagger, der bisher noch nicht vor Ort ist, auf mögliche Sprengstoffe abgesucht.

Auf der Baustelle am Moselufer in Trier-Nord stehen die Maschinen still. Das Gelände wird in den nächsten Tagen mit einem gepanzerten Bagger, der bisher noch nicht vor Ort ist, auf mögliche Sprengstoffe abgesucht.

Foto: Friedemann Vetter

Ob Explosionsgefahr besteht, oder es bloß harmloser Schrott ist, weiß noch niemand. Um auszuschließen, dass es sich bei den 321 Metallteilen, die im Erdreich des nördlichen Moselufers stecken, um gefährliche Minen, Munition oder andere Sprengkörper handelt, muss der gesamte Boden zwischen Nordbad und Jugendherberge allerdings abgegraben werden. Zum Einsatz kommt dafür ein gepanzerter Spezialbagger – der auch aushält, wenn unter ihm eine Panzermine in die Luft geht. Zwei solche Minen waren Anfang Juli bei Bauarbeiten (siehe Info) gefunden worden. Beide ohne Zündung – wie der Kampfmittelräumdienst bei der Räumung feststellte (der TV berichtete).

Das Gelände war vor Beginn der Arbeiten – wie bei solchen Projekten in fraglichen Lagen üblich – per Drohne aus der Luft auf Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg abgesucht worden. Besonders zuverlässig sind solche Luft-Sondierungen allerdings offenbar nicht, wie die beiden anschließend bei Baggerarbeiten gefundenen Minen zeigen. Auch in Trier-Ehrang war eine Baustelle in der Heinestraße vorab untersucht worden – trotzdem wurde im September 2017 eine amerikanische 250-Kilo-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg freigelegt.

Nach dem Fund der beiden Minen in Trier-Nord hatte die Stadt Trier eine Spezialfirma mit der genaueren Untersuchung beauftragt. Vorige Woche hat die Firma das Erdreich mit Metalldetektoren sondiert. 321 „relevante Störpunkte“ seien entdeckt worden, teilt das Rathaus auf TV-Nachfrage mit. „Das bedeutet, in einer Tiefe von 20 bis 60 Zentimetern liegt Metall in einer Größenordnung, die über Münzen oder Kleinstteile hinausgeht“, erläutert Rathaus-Pressesprecher Michael Schmitz. Von Weltkriegsbomben sei „nach derzeitigem Stand“ allerdings nicht auszugehen. Weitere Minenfunde seien jedoch nicht auszuschließen.

Diese könnten entweder von den amerikanischen Truppen stammen, die im Frühjahr 1945 von Kürenz entlang der Mosel vorrückten und dabei zum Schutz vor den Deutschen teilweise Minenbänder legten. Möglich ist auch, dass die Minen bei Hochwasser angeschwemmt wurden.

Frank Bender, stellvertretender Leiter des Kampfmittelräumdienstes in Rheinland-Pfalz, berichtet im Gespräch mit dem TV von einem Jahre zurückliegenden ähnlichen Fall in Koblenz: „Auch da wurde am und im Rhein ein größerer Bereich aufgegraben. Von Schrauben bis zum Auto kam dabei alles ans Tageslicht – auch Granaten und Munition, allerdings viel weniger, als wir erwartet hatten.“ An der Mosel in Trier-Nord wird der Uferbereich auf rund 600 Metern 30 Zentimeter tief abgegraben. „Tiefer liegende, größere Verdachtspunkte werden zusätzlich freigelegt“, erläutert Rathaussprecher Schmitz. Ende August sollen die Untersuchungen abgeschlossen sein. Zuzüglich der vier Wochen, die die Baustelle bereits wegen des zurückliegenden Minenfunds ruht, gehen allen an dem Projekt beteiligten Planern und Firmen mindestens sieben Arbeitswochen verloren.

Ausgerechnet bei durchweg gutem Wetter und niedrigem Wasserstand der Mosel – Voraussetzung zum Beispiel für das Ausgraben des geplanten Mosel-Seitenarms. Wie der zeitliche Verlust ausgeglichen werden kann, werde derzeit überlegt, sagt BGHplan-Chef Christoph Heckel. Nach den ursprünglichen Plänen sollte der Moselstrand zum Sommer 2019 fertig sein.

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