Meine Hilfe zählt Trotz Autismus mit anderen Ferien machen

Trier · „Meine Hilfe zählt”: Der Verein Autismus Trier bittet um Spenden, damit Kinder und Teenager mit und ohne die Erkrankung gemeinsam Urlaub machen und reiten können.

 Der Verein Autismus Trier möchte wieder eine Ferienfreizeit mit Reittherapie anbieten und hofft dafür auf Spenden.

Der Verein Autismus Trier möchte wieder eine Ferienfreizeit mit Reittherapie anbieten und hofft dafür auf Spenden.

Foto: Martin Recktenwald

Es wird viel über Inklusion gesprochen, auf das Tun kommt es an. Der Verein Autismus Trier tut etwas, er fördert das Zusammensein von Kindern und Teenagern mit und ohne Autismus. Ganz konkret: Er plant eine gemeinsame  Ferienzeit, drei Tage lang, im Felsencamp Südeifel. Dort können die Teilnehmenden reiten, Natur erleben, zusammen kochen, spielen und Abenteuer erleben.

 Was ist Autismus? Die Erkrankung hat viele Gesichter und biochemisch liegt ihr zugrunde, dass Sinnesreize anders als bei Nichtbetroffenen verarbeitet werden. Gemeinsam ist allen Formen, von Asperger bis atypischem Autismus, dass es Betroffenen schwer fällt, soziale Zusammenhänge zu verstehen. Sie empfinden die Umwelt häufig als beängstigend und chaotisch. Manche reagieren zu stark oder zu wenig auf Sinnesreize, sind etwa lärm- oder lichtempfindlich oder empfinden keinen Schmerz. Man spricht bei Autismus von einer „Spektrum-Störung“, weil die Auswirkungen bei jedem einzelnen ganz unterschiedlich sind, teilt der Verein auf der Internetseite von „Meine Hilfe zählt” (www.meine-hilfe-zaehlt.de), der Spendenplattform des Trierischen Volksfreunds, mit.

Und es ist für Autisten schwierig, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten.

Dabei sollen die drei Ferientage helfen. Und sie sollen Kindern und Jugendlichen ohne Autismus die Möglichkeit geben, beim Reiten, Einkaufen und Spielen, Vorurteile abzubauen und gemeinsam Spaß zu haben.

 Bereits 2015 und 2016 hatte der Verein eine inklusive Ferienfreizeit auf die Beine gestellt, 2018 war wieder eine geplant. Aber weil „unerwartete organisatorische Probleme” aufgetaucht waren, musste die Freizeit auf 2019 verschoben werden.

 Bei der letzten Freizeit hatten 22 Kinder, sechs ohne und 16 mit Autismus, mitgemacht. „Manche Teilnehmer waren zum ersten Mal ohne Eltern von Zuhause fort”, berichtet Frauke Krzykowski vom Trierer Verein Autismus. Auch hätten manche Kinder und Jugendliche zuvor noch nie auf einem Pferd gesessen.

Krzykowski hebt hervor, das Reiten fördere und fordere die bei Autisten oft gestörte Körperwahrnehmung auf ganz neue Art. „Im Umgang mit dem Lebewesen Pferd erfahren die Kinder gleichzeitig Akzeptanz und Verantwortung.” Dem Pferd sei es egal, ob oder wie jemand eingeschränkt sei, es verlange durch sein Verhalten Einfühlungsvermögen und Respekt vor seinen Bedürfnissen.

 Mit der Ferienfreizeit erfüllt sich für manches autistische Kind auch ein großer Wunsch: Weil die Verarbeitung des Wahrgenommenen im Gehirn anders funktioniert, haben Betroffene oft Bedenken und sogar Angst, an Freizeitaktivitäten mit Gleichaltrigen teilzunehmen – obwohl sie dies gerne täten. So beschreibt der Verein Wunsch und Wirklichkeit Betroffener auf der „Meine Hilfe zählt“-Homepage.

 TV-Leserinnen und -Leser können dazu beitragen, dass diese besonderen drei Ferientage möglich werden. Sie können unter der Nummer 59426 für das Projekt „Inklusiver Ferienspaß für Kinder/Jugendliche mit und ohne Autismus“ spenden. Eine Reittherapeutin, zwei Helfer, sechs bis acht Betreuer sowie zwei Integrationshelfer, müssen bezahlt werden.

Die Betreuer nehmen während ihrer freien Zeit an der Ferienveranstaltung teil  und erhalten nur eine Pauschale, wie Übungsleiter sie erhalten würden.

Da die Teilnehmenden ihre Mahlzeiten gemeinsam zubereiten, benötigen sie auch Geld für den Einkauf. Und die Miete für das Tinydorf des Felsencamps  muss bezahlt werden.

Insgesamt werden 8000 Euro an Spenden benötigt, den Rest tragen die Eltern. 15 Prozent der benötigten Spendensumme sind bereits eingegangen, es fehlen noch 6735 Euro –  damit Inklusion für einige autistische Kinder nicht nur ein Wort bleibt.

 Eine Therapeutin übt mit einem Jungen, der frühkindlichen Autismus hat, das Erkennen und Schreiben von Buchstaben auf einer Tastatur. Ein wichtiger Baustein der Förderung ist auch das Zusammensein mit gleichaltrigen gesunden Kindern.

Eine Therapeutin übt mit einem Jungen, der frühkindlichen Autismus hat, das Erkennen und Schreiben von Buchstaben auf einer Tastatur. Ein wichtiger Baustein der Förderung ist auch das Zusammensein mit gleichaltrigen gesunden Kindern.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

 Weitere Infos zum Verein Autismus Trier finden Interessierte im Internet  unter www.autismus-mosel-eifel-hunsrueck.de

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