Gewaltdelikte gegen Polizeibeamte häufen sich: Jüngster Vorfall bei Radfahrerkontrolle in Trier

Trier · Wie eine Routinekontrolle eskalieren kann, zeigt die Festnahme eines Randalierers in Trier. Weitere Fälle stehen beispielhaft für zunehmende Gewalt gegen Polizeibeamte.

 Ein Radfahrer unter Drogen verweigert laut Polizei eine Kontrolle, wird erst verbal und dann physisch aggressiv, stößt und tritt die Einsatzbeamten. Den Angreifer erwartet ein Strafverfahren. Symbolfoto: iStock/ipopba

Ein Radfahrer unter Drogen verweigert laut Polizei eine Kontrolle, wird erst verbal und dann physisch aggressiv, stößt und tritt die Einsatzbeamten. Den Angreifer erwartet ein Strafverfahren. Symbolfoto: iStock/ipopba

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Es fängt relativ harmlos an. Einer Streife der Polizeiinspektion Trier fällt am Mittwoch gegen 15.30 Uhr ein Radfahrer auf, der auf dem Gehweg der Bismarckstraße (Nähe Hauptbahnhof) fährt und telefoniert. Als die Beamten ihn auffordern anzuhalten, beginnt der 23-Jährige nach ihrer Darstellung mit unflätigen Beschimpfungen und fährt weiter über den Parkplatz der Hauptpost in Richtung Moltke- und Kürenzer Straße. Das seiner Aussage nach wichtige Telefonat setzt er demnach unbeirrt fort.

Den Beamten gelingt es, den Mann in der Kürenzer Straße zum Stehenbleiben zu bewegen. Die Polizei schildert den weiteren Verlauf: Sogleich beschimpft der Radfahrer die Einsatzkräfte erneut, verweigert eine Angabe seiner Personalien und versucht zu flüchten. Nach "eindringlicher Belehrung hinsichtlich der Folgen" äußert er seinen Unmut gegen die Kontrolle, bleibt "gänzlich uneinsichtig" und wird zunehmend aggressiv. Er versucht, den kontrollierenden Beamten anzugreifen. Mit vereinten Kräften gelingt es der Streifenbesatzung, den Radfahrer zu Boden zu bringen und ihn zu fixieren.

Die Situation scheint gesichert. Der Radfahrer zeigt sich kooperativ und darf aufstehen, um sich ausweisen zu können. Doch stattdessen stößt er den Kontrollbeamten laut Polizei "aggressiv gegen die Brust". Unterstützungskräfte greifen ein, bringen den Mann endgültig zu Boden und fesseln ihn. Dabei windet er sich und tritt "unkontrolliert" um sich. "Glücklicherweise", schreibt die Polizei, wird "keiner der Beamten verletzt".

Ein "stark angetrunkener Passant" beobachtet den Einsatz. Weil ihm das Einschreiten der Beamten nicht passt, geht er "verbal aggressiv" dagegen vor und will stören. Die Einsatzkräfte erteilen ihm einen Platzverweis. Erst als die Polizei ihm droht, ihn in Gewahrsam zu nehmen, bis der Einsatz vorbei ist, kommt er dem Platzverweis "widerwillig" nach.

Die Beamten nehmen den Radfahrer für einen Drogentest mit zur Dienststelle. Das Ergebnis lässt auf Cannabis-Konsum schließen. Nach Feststellung der Personalien und Erklärung der "Konsequenzen seines Handelns" darf der 23-Jährige gehen.

Statt nur wegen der anfänglichen Ordnungswidrigkeiten (Radfahren auf dem Gehweg, Telefonieren beim Radfahren) belangt zu werden, erwartet ihn nun ein Strafverfahren wegen Widerstands und versuchter Körperverletzung.

Dieser jüngste Fall reiht sich ein in eine Serie von Gewaltdelikten gegen Polizeibeamte allein in den vergangenen Tagen und Wochen. In Bitburg wollen Polizisten Ende Juli einen Familienstreit schlichten, als sie von einem psychisch kranken Mann mit einem Messer attackiert und verletzt werden. In Konz bedroht ein 30-Jähriger am Montag einen Verwaltungsbeamten mit einem Messer und verletzt drei Polizisten. In Trier riskieren Beamte am Mittwoch ihre Gesundheit, um zwei Streithähne zu trennen, die sich auch nach Eintreffen der Streife fortwährend verletzen. Nur drei Beispiele für viele.Mehr zum Thema

Ein Polizeisprecher berichtet von Aggressionen und den Reaktionen darauf. KommentarMeinung

Strategien zu Deeskalation und Eigenschutz findenEines vorweg: Auch Polizeibeamte gehen bei ihren Einsätzen mitunter unangemessen hart vor, was zu verurteilen ist. Doch darum geht es hier nicht. Vielmehr steht eine Entwicklung im Fokus, die seit Jahren zu beobachten ist und mittlerweile traurige Selbstverständlichkeit zu sein scheint: die Gewalt gegen Polizisten (übrigens inzwischen auch gegen Feuerwehrleute, Rettungskräfte und kommunale Vollzugsbeamte). Gefährlich war der Polizeiberuf schon immer, etwa beim Einschreiten im Fall von Gewalttaten. Die neue Qualität besteht in der grundsätzlichen Respektlosigkeit gegenüber Einsatzkräften, die zunächst einmal einfach ihren Job machen wollen und müssen. Immer mehr Menschen fühlen sich offenbar schon durch den Anblick einer Uniform provoziert. Anfangs noch relativ harmlose Situationen drohen auszuarten - und eskalieren immer öfter, weil sich Unbeteiligte einmischen und sich die Aggression plötzlich gegen die Beamten richtet. Diesen gefährlichen Trend zu stoppen, ist letztlich eine gesamtgesellschaftliche Daueraufgabe. Einstweilen bleiben der Polizei nur Strategien zur Deeskalation und zum Eigenschutz. m.hormes@volksfreund.de

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