Oktober 2018 Erfolgreicher Rekordeinsatz zur Entschärfung der Bombe in Konz

Konz · Sprengstoffexperten haben am Sonntag den Weltkriegssprengkörper unschädlich gemacht, den Arbeiter am Mittwochabend mitten in Konz gefunden hatten. 600 Einsatzkräfte waren im Einsatz.

Sonntag, 13.50 Uhr: Die Polizei meldet, dass die Bombe entschärft ist. Die Erleichterung im Einsatzzentrum im Kloster Karthaus ist spürbar. Soeben haben die vier Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes gemeldet, dass von der 500 Kilogramm schweren Bombe keine Gefahr mehr ausgeht. Frank Bender vom Kampfmittelräumdienst sagt direkt nach getaner Arbeit: „Die Entschärfung ist wunschgemäß und ohne große Schwierigkeiten abgelaufen.“ Er hatte erwartet, dass der Kopfzünder größere Probleme machen könnte, weil dieser beschädigt war. Letztlich sei aber der Heckzünder der amerikanischen Bombe schwerer herausgegangen.

Als der Konzer Bürgermeister Joachim Weber davon erfährt, sieht er sichtlich entspannt aus. Er ist verantwortlich für die Arbeit von insgesamt 600 Helfern von Feuerwehren, Polizei, Rettungsdiensten sowie der Verwaltung und leitet somit den größten Einsatz dieser Art in der Geschichte des Landkreises Trier-Saarburg. Zum TV sagt er: „Das ist ein hervorragender Tag für alle ehrenamtlichen und hauptamtlichen Kräfte. Die verschiedenen Organisationen haben hervorragend zusammengearbeitet.“ Bevor es so weit kommt, sind die Beteiligten acht Stunden lang gefordert. 6600 Menschen wohnen im Evakuierungsradius von einem Kilometer.

5 Uhr: Die Mitarbeiter der Lebenshilfe Trier-Saarburg und des Seniorenhauses Zur Buche beginnen ihren Tag noch früher als sonst. Laut Pflegedienstleiterin Petra Rausch helfen nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch ehemalige Altenpfleger sowie Helfer aus dem Haus zur Buche im Salmtal, um die mehr als 200 Bewohner des Seniorenheims zu waschen, anzuziehen und für den Transport in die Notunterkünfte oder zu Verwandten vorzubereiten. Rauschs vorläufiges Fazit um 7 Uhr lautet: „Was uns gut in die Karten gespielt hat, war natürlich die Zeitumstellung.“ Die meisten Bewohner kommen im Haus Zur Buche in Roscheid unter. In Gruppenräumen kümmern sich die gleichen Pfleger wie sonst um die Senioren. Besonders wichtig sei das bei der Betreuung von Demenzkranken, sagt Rausch.

Auch beim benachbarten Wohnheim der Lebenshilfe laufen die Vorbereitungen. Der pädagogische Leiter der Einrichtung für Menschen mit Behinderungen, Bernhard Hoellen, sagt zum TV: „Wir fahren heute mindestens in doppelter Besetzung.“ Von den 86 Bewohnern sind ein paar zu diesem Zeitpunkt schon bei ihren Eltern oder in einem Wohnheim in Longuich. Der Rest der Lebenshilfe-Bewohner soll am Morgen aber noch nach Karthaus ins DRK-Altenheim gebracht werden.

6 Uhr: Die 158 Rettungskräfte vom Deutschen Roten Kreuz und Malteser beginnen mit ihrem Einsatz. Zunächst richten sie auf einem Parkplatz vor einem Supermarkt in Konz-Könen einen zentralen Halteplatz für die vielen Rettungsfahrzeuge ein. Darunter ist auch ein Großraumrettungswagen. Mike Matthias, DRK-Bereitschaftsleiter des Kreises Trier-Saarburg, spricht von mehr als 200 Fahrten mit Rettungswagen, die die Einsatzleitung zwischen 7 und 11 Uhr koordinieren müsse. 136 Transporte kommen aus dem Seniorenhaus Zur Buche, 40 aus dem Lebenshilfe-Wohnheim und weitere 40 aus Wohnhäusern in Konz. Trotz der Herausforderung bewältigen die festangestellten und freiwilligen Mitarbeiter die Arbeit pünktlich.

8 Uhr: Im Kloster Karthaus setzt sich die Einsatzleitung um Joachim Weber zusammen. Bevor die heiße Phase der Evakuierung beginnt, gibt es mehrere Einsatzbesprechungen. 200 Feuerwehrleute aus der ganzen Verbandsgemeinde Konz und benachbarten Orten sind vor Ort. Auch Kräfte aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm und dem Kreis Bernkastel-Wittlich sind dabei.

9 Uhr: Ab jetzt darf niemand außer den Einsatzkräften in die Evakuierungszone rein. Boris Krebs, Pressesprecher der Feuerwehr in der Verbandsgemeinde Konz, betont, dass die Häuser der Konzer während ihrer Abwesenheit sicher seien. Polizeistreifen patrouillieren durch die Innenstadt. Die Notunterkünfte in den Hallen am Schulzentrum füllen sich langsam. Die Roscheider Straße, der einzige offizielle Weg von Roscheid in die Stadt, wird ebenfalls gesperrt.

11 Uhr: 200 Feuerwehrleute gehen in dem Sperrbezirk rings um die Bombe von Tür zu Tür. Dirk Dresselhaus, stellvertretender Wehrleiter der VG Konz, kümmert sich federführend um die Kontrolle der Evakuierungszone: „Wir werden Trupps einsetzen und an jedem Haus klingeln, ob sich noch jemand regt in dem Haus.“ Zudem ist ein Feuerwehrfahrzeug mit Lautsprecher unterwegs, ohne dass die Trupps eingreifen müssen. Michael Naunheim, Pressesprecher der Konzer Verwaltung, sagt nach dem Einsatz: „Da müssen wir ein großes Lob an die Bürger aussprechen, das ist sehr diszipliniert abgelaufen.“

Fliegerbombe: Evakuierung Konz Teil2
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Evakuierung Konz Teil2

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12.18 Uhr: Alle Fahrten zur Evakuierung sind abgeschlossen. Einzelne Kontrolleure sind noch unterwegs.

12.30 Uhr: Die Bundesstraßen 51 und 419 werden komplett gesperrt, der gesamte Verkehr wird großräumig umgeleitet. Ab jetzt wirkt sich der Einsatz auch auf Durchreisende aus.

Evakuierung in Konz
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Bombenentschärfung: Evakuierung in Konz

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12.48 Uhr: Der letzte Zug passiert Konz. Ab jetzt steht auch der Bahnverkehr komplett, nicht nur der auf der Obermoselstrecke, die schon seit Mittwochabend von der Sperrung betroffen ist.

13.04 Uhr: Die letzte Lagebesprechung ist vorbei. Das Einsatzgebiet ist leer, der Kampfmittelräumdienst ist am Brett. Die Entschärfung beginnt.  „Das Zeitfenster ist absolut aufgegangen“, sagt Boris Krebs, Pressesprecher der Feuerwehr der Verbandsgemeinde Konz. Jetzt heißt es: „Daumen drücken!“

13.50 Uhr Es gibt Entwarnung. Die Polizei twittert: „Die Bombe ist entschärft.“ Bürgermeister Joachim Weber ist sichtlich erleichtert und sagt, dass die Menschen wieder in ihre Häuser zurück dürfen.

15.30 Uhr Die Bewohner des Lebenshilfe-Wohnheims sind zurück in ihrem Haus. Die Notunterkünfte sind wieder leer.

 Frank Bender (rechts) und Marco Ofenstein vom Kampfmittelräumdienst inspizieren den Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg.

Frank Bender (rechts) und Marco Ofenstein vom Kampfmittelräumdienst inspizieren den Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg.

Foto: Friedemann Vetter

Gegen 17.30 Uhr sind auch die Helfer des DRK und der Malteser fertig. Die Bewohner des Seniorenhauses Zur Buche sind zurück – die Erleichterung ist spürbar.

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