Sicherheit Unterbesetzt und überlastet: 58 neue Stellen für Trierer Berufsfeuerwehr

Trier · Die Berufsfeuerwehr Trier bekommt zwar nicht die Verstärkung, die sie seit Jahren fordert. Stadtdezernent Thomas Schmitt (CDU) meldet aber dennoch Verhandlungserfolge.

 Gefährlicher Job: Ein Feuerwehrmann bekämpft einen Dachstuhlbrand in Hochheim (Hessen).

Gefährlicher Job: Ein Feuerwehrmann bekämpft einen Dachstuhlbrand in Hochheim (Hessen).

Foto: dpa/Wiesbaden112

Die Berufsfeuerwehr Trier will 71 neue Stellen, doch die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) hat als Kontrollbehörde des Landes das Sagen und geht nur bis 58 mit. „Dieses Zugeständnis ist ein Erfolg, den man auf keinen Fall geringschätzen darf“, sagt Triers Ordnungsdezernent Thomas Schmitt (CDU). Doch komplett zufrieden wirkt er nicht, ebenso wenig wie Feuerwehrchef Herbert Albers-Hain.

Das städtische Amt für Brand-, Zivilschutz und Rettungsdienst, die offizielle Bezeichnung der Berufsfeuerwehr, trägt zusammen mit den freiwilligen Feuerwehren  die Pflicht und Verantwortung, in Trier zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Stelle zu sein, wenn Menschen Schutz und Hilfe brauchen, wenn die Lage ernst ist, wenn es brennt. Ohne jeden Zweifel eine Aufgabe der höchsten Priorität, doch die Voraussetzungen für ihre Erfüllung sind schlecht, teilweise sogar miserabel.

Die Hauptwache am Trierer Barbaraufer ist so marode, dass sie schon vor Jahren in den Ruhestand hätte versetzt werden müssen. Der Neubau ist geplant, doch eine neue Wache wird frühestens 2024 in der Südallee stehen (der TV berichtete).

Zudem liegt das Barbaraufer so ungünstig, dass die dort stationierten professionellen Brandbekämpfer ein Viertel des Trierer Stadtgebietes nicht in der gesetzlich festgelegten Einsatzzeit von acht Minuten erreichen können. Abhilfe schuf hier erst das 2016 eingeweihte Brand- und Katastrophenschutzzentrum Ehrang.

Parallel zur Standortproblematik ist die Personaldecke der Berufsfeuerwehr so dünn, dass sie die vom Gesetzgeber geforderten Mindeststärken oft nicht gewährleisten kann. Die Stadt Trier stellt zwar ein, doch ausgebildete Brandmeister sind ein rares Gut auf dem Arbeitsmarkt, und die Konkurrenz winkt nicht nur aus dem nahen Luxemburg.

Bereits vor drei Jahren hat der damalige Feuerwehrdezernent Thomas Egger (SPD) ein Papier vorgelegt, das auf 115 Seiten 71 neue Stellen für die Berufsfeuerwehr fordert, eine Aufstockung von 150 auf 221. Dieses Papier ist einer der mutigsten und konkretesten Vorstöße in Eggers vom Stadtrat vorzeitig beendeter Amtszeit, er verteidigt es bis heute in Facebook-Posts.

Diese 71 Stellen sind eine feste Größe in den Darlegungen der Berufsfeuerwehr. Feuerwehrchef Albers-Hain hat den Entscheidern in den Stadtratsfraktionen gerade wieder im Dezernatsausschuss die aktuelle Lage erklärt – sie müssen schließlich im Dezember über den Doppelhaushalt für 2019 und 2020 und den darin enthaltenen Stellenplan entscheiden.

„Ausgebildete Brandmeister werden überall hoch geschätzt, nicht nur bei uns“, sagt Albers-Hain. „Wir haben allein dieses Jahr zehn Leute an die Bundeswehr verloren. Dort verdienen sie bis zu 400 Euro im Monat mehr und können Munition bewachen.“ Man hört dem langjährigen Feuerwehrchef seine Verärgerung an, doch gegen die Dynamik des Arbeitsmarkts ist er machtlos.

Albers-Hain präsentiert den aktuellen Stand der Verhandlungen: „Jeweils zwei zusätzliche Funktionen für die Hauptwache und das Zentrum in Ehrang hat die ADD genehmigt.“ Doch das Personalentwicklungspapier der Feuerwehr fordert beispielsweise für das neue Brand- und Katastrophenschutzzentrum in Ehrang nicht zwei, sondern vier zusätzliche Funktionen.

Nun sind Funktionen keine Planstellen. Diese Situation erfordert einen kurzen Ausflug in die Personalmathematik. Dezernent Schmitt hilft hier gerne aus und erklärt die Lage. „Eine Funktionsstelle ist an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr besetzt.“ Natürlich nicht von einem einzelnen Feuerwehrmann. Bisher, so Dezernent Schmitt, galt der Umrechungsfaktor 4,8: Um eine Funktionsstelle auszufüllen, brauchte die Stadt 4,8 Feuerwehrleute.

Dieser Faktor ändert sich zugunsten der Stadt Trier und schafft mehr Planstellen. „Statt 4,8 gilt jetzt 5,2“, sagt Schmitt. „Dieser höhere Faktor hilft uns effektiv, die massiven Überstunden zu bekämpfen.“ Mehr als 22 000 standen 2017 zu Buche.

71 Planstellen will die Feuerwehr haben, doch die ADD zieht den Schlussstrich bei 58. Die beiden kompletten Funktionsstellen für Ehrang und drei weitere Planstellen hat die Kontrollbehörde nicht genehmigt.

„Die beiden Funktionsstellen für Ehrang sind der zentrale Dissens“, sagt Schmitt. „Die ADD argumentiert, die freiwilligen Feuerwehren könnten diesen Personalbedarf abdecken.“ Das sehen Schmitt und Albers-Hain anders. „Freiwillige Feuerwehrleute leisten sehr wichtige Arbeit, aber sie haben Berufe und sind tagsüber nicht immer verfügbar“, sagt der Feuerwehrchef. „Deshalb geht diese Rechnung nicht auf.“

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