Einzelhandel Traditionshaus Juwelier Lürenbaum schließt nach 127 Jahren in Trier

Trier · Juwelier Lürenbaum beendet seine lange Firmengeschichte. Ende Juni läuft der Mietvertrag in der Brotstraße aus.

 Peter und Barbara Lürenbaum geben ihr Juweliergeschäft in der Trierer Brotstraße zum 30. Juni auf. 

Peter und Barbara Lürenbaum geben ihr Juweliergeschäft in der Trierer Brotstraße zum 30. Juni auf. 

Foto: Agenturhaus Trie/Agenturhaus Trier

Beim Gedanken an den frühzeitigen Ruhestand fühlt sich Peter Lürenbaum nicht wirklich wohl. „Meine Frau und ich sind 62. Eigentlich ist das zu jung, um aufzuhören. Aber ein ähnliches Ladenlokal anzumieten und mit den notwendigen Sicherheitsstandards zu versehen, ist uns nicht möglich.“ Dennoch muss der elegant gekleidete Goldschmied und Inhaber von Juwelier Lürenbaum bei diesem Gedanken schmunzeln. „Wenn wir so viel investieren würden, müssten wir bis 80 arbeiten.“ Deshalb sei schweren Herzens die Entscheidung gefallen, das traditionsreiche Geschäft zum 30. Juni zu schließen.

Schuld daran sind nicht finanzielle Probleme oder eine ausbleibende Kundschaft. Es ist das Ende des Mietvertrags im Haus Brotstraße 46, das Barbara und Peter Lürenbaum die wesentliche Geschäftsgrundlage entzieht. Eigentümer ist die Düsseldorfer Projektentwicklungsfirma Development Partner AG, die das Gebäude vor zwölf Jahren gekauft hat. Sie will das Haus abreißen und an gleicher Stelle einen Neubau mit großen Geschäftsetagen auf zwei Geschossen errichten. Die Pläne sehen eine Verkaufsfläche von etwa 3000 Quadratmetern vor. Allen bisherigen Mietern wurde deshalb gekündigt, auch den Mietern der vier Wohnungen in der ersten und zweiten Etage. Als Letzte wohnt dort noch die stark sehbehinderte 94-jährige Mutter von Peter Lürenbaum, der das Familienunternehmen in vierter Generation führt. „Wir suchen für sie ein altersgerechtes neues Zuhause.“

Er sei über den Eigentümer nicht verärgert, versichert der 62-Jährige. „Alle, die von den Plänen hören, regen sich auf. Aber ich will keinen Zorn; als Eigentümer hat die Firma das Recht, über das Haus zu verfügen und auch etwas Neues entstehen zu lassen.“

Nachdem die langjährigen Mietverträge Mitte 2017 ausgelaufen waren, gestand der Düsseldorfer Projektentwickler der Firma Lürenbaum nur noch kurzfristige Verlängerungen zu. Als die Fristen nun auf einen Monat reduziert werden sollten, ist die Entscheidung gefallen, die 69-jährige Geschichte von Juwelier Lürenbaum an diesem Standort zu beenden. „Schließlich müssen auch unsere Mitarbeiter verlässlich wissen, wann sie ihre Arbeit verlieren.“ Dass dies nun so schnell passieren muss, macht dem Chef dennoch Sorgen. Denn er hatte gehofft, zumindest bis zum Ende des Jahres bleiben zu dürfen. „Das hätte auch den Räumungsverkauf und die Abwicklung einfacher gemacht. Wir starten Ende des Monats damit und informieren unsere Stammkunden auf dem Postweg darüber.“

Wieder huscht ein Lächeln über das Gesicht des Mannes, der gebeten wurde, sein Amt als Vizepräsident des Handelsverbands Trier und als Mitglied des Denkmalpflegebeirats beizubehalten. Es ist die Erinnerung an „viele unheimlich schöne Begegnungen“, die ihn freut. Zum Beispiel eine am Vortag: die herzliche Reaktion eines älteren Ehepaars auf die Nachricht von der bevorstehenden Schließung. „Wir haben eine sehr große Stammkundschaft“, sagt er. „Aber unsere treue Kundschaft kommt in der Regel nicht jedes Jahr zu uns. Viele, die hier ihre Eheringe gekauft haben, begleiten Jahre später ihre Kinder zu uns, wenn diese heiraten wollen.“

Trierer Traditionshaus Juwelier Lürenbaum schließt nach 127 Jahren
Foto: Agenturhaus Trie/Agenturhaus Trier

Dass nach dem 30. Juni das geräumte Gebäude in der Brotstraße schnell verschwinden wird, glaubt Lürenbaum nicht. Die Bauvoranfrage für den Neubau bei der Stadt sei zwar bereits erfolgreich gewesen. „Es fehlt aber noch die Zustimmung von direkten Nachbarn. Und auch die Denkmalpflege hat bereits signalisiert, dass sie ihr Grabungsrecht wahrnehmen will.“ Ob er und seine Frau nicht doch noch in der einen oder anderen Form beruflich aktiv bleiben werden, schließt Peter Lürenbaum nicht aus. „Es wird aber auf keinen Fall in dem jetzigen Format passieren.“

 Lürenbaum, der Name kommt von „De lütte Boom – der kleine Baum“. Das Abbild ziert auch den Türknauf des Juweliergeschäfts.

Lürenbaum, der Name kommt von „De lütte Boom – der kleine Baum“. Das Abbild ziert auch den Türknauf des Juweliergeschäfts.

Foto: Agenturhaus Trie/Agenturhaus Trier
 Das Haus Thanisch in der Brotstraße ist nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg im Jahr 1950 wieder aufgebaut worden. Es soll nun einem Neubau weichen.

Das Haus Thanisch in der Brotstraße ist nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg im Jahr 1950 wieder aufgebaut worden. Es soll nun einem Neubau weichen.

Foto: Rainer Neubert

Das frühzeitige Ende des Traditionshauses bedauert auch Benno Skubsch, Vorsitzender der von Lürenbaum mitbegründeten City-Initiative: „Die inhabergeführten Fachgeschäfte wie das Juweliergeschäft der Familie Lürenbaum sind wesentliche Attraktivitätsfaktoren für Trier, mit einem Wirkungsgrad weit über die Region hinaus. Triers Innenstadt wird um eine attraktive Einkaufsadresse und engagierte Kollegen ärmer.“

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