Dorfentwicklung Wincheringer Rat will Wohnanlage nicht am geplanten Standort

WINCHERINGEN · Das Wincheringer Gremium hat Bedenken, ob sich ein privates Projekt für Betreutes Wohnen ins Ortsbild einfügt. 

 Etwa 30 Zuhörer interessieren sich für die Beschlüsse des Wincheringer Ortsgemeinderates zu einem umstrittenen Bauvorhaben.

Etwa 30 Zuhörer interessieren sich für die Beschlüsse des Wincheringer Ortsgemeinderates zu einem umstrittenen Bauvorhaben.

Foto: Herbert Thormeyer

Gut 30 Zuhörer sind zur Ortsgemeinderatssitzung in Wincheringen gekommen, ein rekordverdächtiger Wert. Sie hören genau zu, als Elmar Schömann seine Kandidatur für das Amt des Ortsbürgermeisters bei der Kommunalwahl im Mai verkündet, bevor er in die Tagesordnung einsteigt. Über seine abgelaufene Amtszeit sagt Schömann: „Es gab Frust und Enttäuschungen, aber wir haben auch viel für Wincheringen erreicht.“ Das liege jedoch vor allem an den vielen Ehrenamtlichen im Ort. Dies quittierten die Zuhörer mit Applaus.

Gekommen sind die Zuhörer vor allem wegen des Tagesordnungspunkts 3: Dort geht es um den Plan eines Projektentwicklers, ein Haus für Betreutes Wohnen in der Straße Im Manderfeld zu bauen. Da es für das Grundstück keinen Bebauungsplan gibt, greift der Paragraf 34 des Baugesetzbuchs. Dieser schreibt vor, dass sich neue Gebäude dem vorhandenen Ortsbild anpassen müssen. Das ist jedoch bei geplanten 25 bis 27 Wohneinheiten, die sich wohl auf drei Stockwerke verteilen sollen, nicht der Fall. Dies hatte auch die Kreisverwaltung bereits mitgeteilt. Deshalb hat sie die Bauvoranfrage abgelehnt. Die Anlieger wollen zudem keinen „Klotz“ in ihrer Straße.

„Der Rat hat sich bereits grundsätzlich entschieden, großvolumige Bauten mit einem Bebauungsplan maßvoll zu beschränken“, erklärt Schömann. Ein Bebauungsplan für noch freie Flächen soll dem Gremium für ganz Wincheringen, Soest und Bilzingen die Möglichkeit in die Hand geben, dort an der künftigen baulichen Gestaltung mitzuwirken und sich nicht allein auf das Baugesetzbuch zu verlassen. Dessen Regelung zum Einfügungsverbot ist nicht eindeutig. Für einen solch großen Bebauungsplan sollen Angebote von Fachbüros eingeholt werden.

Anja Wambach erklärt für die SPD-Fraktion: „Wir werden diesem Vorhaben des Betreuten Wohnens in dieser Form nicht zustimmen.“ Das Projekt müsse sich in die Umgebung einfügen. Zum gleichen Ergebnis kommt Johannes Philippi vom Verein Wincheringen 21. Er begrüßt ausdrücklich die Idee des Betreuten Wohnens, nur nicht in dieser Größe an der vorgesehenen Stelle. Außerdem spreche ein starkes Gefälle des Grundstücks dagegen, dass es für ältere Menschen geeignet sei. „Ein Grundstück am Ortsrand ist für Senioren viel besser geeignet“, findet Philippi. Außerdem befürchtet er, genau wie die Anlieger, ein erhöhtes Verkehrsaufkommen – und zwar dauerhaft und nicht nur in der Bauphase. Einen objektbezogenen Bebauungsplan allein für den Standort des Projekts in der Straße Im Manderfeld hat der Rat abgelehnt. Er will aber künftig weiter über geeignete Standorte diskutieren.

Ähnlich kritisch sieht die Ratsmehrheit das Bauvorhaben eines Mehrfamilienhauses mit sechs Wohneinheiten in der Helfanter Straße. Es wird vermutet, dass die drei geplanten Geschosse ebenfalls nicht mit den Forderungen des Paragrafen 34 in Einklang zu bringen seien. Der Rat verweist das Projekt an die Fachbehörde des Kreises zur Prüfung.

Zwischendurch ziehen die Zuhörer ab, und Ortschef Schömann vermisst Mitbürger aus Bilzingen. Denn im Anschluss geht es ums Geld der Grundstücksbesitzer an der Bilzinger Ortsdurchfahrt, die gerade ausgebaut wird. Hier sind Mehrkosten entstanden wegen des Gehweges entlang der K 111, die der Landesbetrieb Mobilität irrtümlich dem Kreis zugeordnet hat. Durch die Kostensteigerung von rund 95 750 Euro entfallen beim Anliegerbeitrag 30 Cent mehr auf jeden Quadratmeter. „Das hätten wir hier gleich klären können“, bedauert Schömann.

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