Silicon Valley in Saarburg - Junge Unternehmer entwickeln Buchungsplattform Kreuzfahrt-Reisen

Saarburg · Zwei Studenten wollen ihren Eltern helfen und entwickeln eine Buchungsplattform für Kreuzfahrtreisen. Aus der Idee ist ein Unternehmen mit zwölf Mitarbeitern geworden.

 Gruppenspaß auf offener See: Teilnehmer der Oceans18-Premierenfahrt im Beach Club des Kreuzfahrtschiffs Aida prima. Foto: Gregor Demmer/Euresa

Gruppenspaß auf offener See: Teilnehmer der Oceans18-Premierenfahrt im Beach Club des Kreuzfahrtschiffs Aida prima. Foto: Gregor Demmer/Euresa

Foto: (h_sab )

Was machen zwei BWL-Studenten, Anfang 20, wenn ihre Eltern auf der Suche nach Kreuzfahrtangeboten nichts Passendes finden? Mit den Schultern zucken? Nicht so Johannes Nicknig und Gregor Demmer.

Zunächst suchen sie im Internet nach passenden Angeboten. Als sie nichts Passendes finden, entwickeln sie daraus eine Geschäftsidee. Sechs Jahre später hat sich die Euresa GmbH in Saarburg von einem Zwei-Mann-Betrieb zu einem Unternehmen mit zwölf Mitarbeitern entwickelt - eine typische Gründergeschichte des Internet-Zeitalters, wie im großen Stil aus dem Innovationszentrum Silicon Valley (USA) bekannt. Das Unternehmen sitzt im Hinterhof der Firma Zenner in der Graf-Siegfried-Straße. Aus der Buchungsplattform ist ein Kreuzfahrt-Reisevermittler geworden.

"Gerade zu Beginn war es für uns schwierig, die Balance zwischen Studium und unternehmerischer Euphorie zu finden", sagt Nicknig. Viel von dem Wissen, das zum Führen einer Firma gehört, hätten sie oft selbst recherchiert, beispielsweise welche Dokumente nötig sind, um eine Firma anzumelden. Aber - so Nicknig weiter - sie hätten auch etliche Gespräche mit Professoren und der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier geführt.
"Was es heißt, Unternehmer zu sein, wurde uns beiden erst bewusst, als wir die ersten Verträge mit Angestellten machten", ergänzt Demmer. Plötzlich habe man schauen müssen, dass so viel Geld verdient wird, wie die Mitarbeiter kosten. Ein Coaching hätten sie damals - auch mangels entsprechender Angebote - nicht bekommen. Nicknig ergänzt: "Für eine Gründung braucht es auch weniger eine solche Beratung, die ist später wichtig, um das Wachsen der Firma zu moderieren."

Anfangs gab es keinen Geschäftsplan. Und die Konzentration auf das Kreuzfahrtgeschäft war zunächst auch nicht geplant. "Unsere Idee war, Webseiten und die dazugehörige Grafik zu entwickeln", sagt Nicknig. Doch inzwischen liegt das Hauptaugenmerk auf dem Kreuzfahrtgeschäft. Dazu kommt eine mobile Fotobox in einem Campinganhänger, die die Jungunternehmer etwa für Hochzeiten oder Firmenfeiern vermieten.
Im Kreuzfahrtgeschäft setzen Nicknig und Demmer auf die Reederei Aida Cruises als Partner. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben Marktführer in Deutschland.

Gemeinsam mit ihm haben sie jüngst ein Produkt für junge Erwachsene entwickelt, die gerne ihren Urlaub auf einem Schiff machen wollen.
"Es richtet sich an Reisende zwischen Anfang 20 und Mitte 30, die ihre Urlaubserlebnisse untereinander teilen wollen", sagt Demmer. Bislang liege das Durchschnittsalter von Kreuzfahrt-Touristen bei Mitte 40. "Aber viele Kinder von Schiffsurlaubern der ersten Generation wollen später selbst an diese Tradition anknüpfen", erzählt Demmer weiter.

Da lag es - so der Kommunikationsprofi des Unternehmens, Patrick Hausen - nahe, auf die eigenen Reiseerfahrungen zurückzugreifen. "Allein auf einem Kreuzfahrtschiff fühlt man sich schnell mal verloren", sagt Hausen. Die Lösung: eine Gruppenreise. "Aber wichtig ist auch, dass sich die Gruppe kennt." Also hat das Team überlegt, welches Angebot dazu passt. "Da ein Schiff der Reederei in Hamburg ankert und dort zu den Kreuzfahrten in Richtung Nordsee in See sticht, bieten wir am Vorabend eine Kneipentour durch Sankt Pauli und eine Übernachtung in Hafennähe an", ergänzt Demmer.

Bislang gebe es wenige Angebote für junge Kreuzfahrt-Touristen, die ihre Erlebnisse mit anderen teilen wollen. Der Reederei gefällt die Idee des Saarburger Geschäftspartners offensichtlich. Allein in diesem Jahr wird die Tour für junge Menschen sechs Mal angeboten. Darunter sicherlich auch einige Betriebswirte mit Master-Abschluss. Den hat Nicknig im Fach Volkswirtschaftslehre nämlich nicht mehr gemacht: "Dazu hatte ich während der Aufbauphase des Unternehmens keine Zeit mehr." Er lacht: "Aber man kann zum Glück trotzdem ein erfolgreicher Unternehmer sein."

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