Neues Modell auf dem Prüfstand

Kastel/Zerf · Zwei Orchester, zwei Konzerte, ein Klang: Die Musikvereine Kastel und Lyra Zerf treten gemeinsam in ihren Heimatorten auf. Doch die 50 Mitglieder verbindet noch mehr.

 Von Fusion ist nicht die Rede: Der gemeinsame Dirigent, Florian Brech, ist das verbindende Element beider Musikvereine, die gemeinsam klingen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Von Fusion ist nicht die Rede: Der gemeinsame Dirigent, Florian Brech, ist das verbindende Element beider Musikvereine, die gemeinsam klingen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth), HERBERT THORMEYER ("TV-Upload Thormeyer"

Kastel/Zerf Der Sport macht es vor. Besonders im Fußball werden mangels Nachwuchs immer mehr Spielgemeinschaften gegründet. Warum nicht auch bei Musikvereinen? Das bietet sich beim Musikverein Kastel 1912 und der Lyra Zerf geradezu an, denn beide haben mit Florian Brech denselben Dirigenten.
Die Vorsitzende der Kasteler Musiker, Daniela Peifer, beschreibt das Dilemma: "Beide Vereine leiden unter Aktivenschwund." Schichtarbeit, Wegzug aus beruflichen Gründen oder Studium in einer fremden Stadt seien nur einige der Gründe. Da nutzt es auch nichts, dass beide relativ junge Musiker in ihren Reihen haben.
Dirigent Brech regte die Idee an, doch mal für gemeinsame Konzerte zu proben. Die Musiker waren sofort dabei. Die Gastspiele werden unter dem Motto "Zwei mal Zwei" am Samstag, 18. März, in der Kasteler Pfarrkirche St. Johannes der Täufer um 20 Uhr und am Sonntag, 2. April, in der Zerfer Ruwertalhalle ab 17 Uhr stattfinden. Das Publikum kann sich auf ein rund 50-köpfiges Orchester freuen, dessen zwei Hälften sich gut aufeinander eingespielt haben.
Denn seit Herbst vergangenen Jahres wird dafür in gemeinsamen Proben neues Material einstudiert. Von Märschen über die Polka bis zu einer Hommage an Edith Piaf, die berühmtesten 1,45 Meter Frankreichs, sowie von Monsieur 100 000 Volt, Gilbert Bécaud, werden bekannte Melodien zu hören sein.
"Wir haben unsere Kräfte gebündelt. Mehr Musiker klingen auch nach mehr", erklärt Dirigent Brech. Die Abstimmung und Spielsicherheit sei immer größer geworden. Von einer Fusion wollen aber beide nicht sprechen. "Es ist erst einmal ein Projektorchester", so formuliert es das Zerfer Vorstandsmitglied Bruno Thiel und rät: "Erst mal die beiden Konzerte abwarten."
Synergieeffekte gibt es dennoch, nicht nur weil mehr Musiker zusammen spielen, sondern auch, weil jeder der beiden Vereine auch sein Notenarchiv einbringen kann, Stücke, die nicht noch einmal gekauft werden müssen.
Karl-Albert Klein spielt im Kasteler Verein Tenorhorn, und das seit seinem neunten Lebensjahr, verrät der 63-Jährige: "Damals waren wir nur 15 Leute, Anfang der 90er Jahre aber mehr als 50." Es gab also schon häufiger ein Auf und Ab. Auch er nimmt das Wort Fusion nicht in den Mund, weiß aber: "Mit den Zerfern zusammen klingt das alles nicht mehr so dünn." Woran das liegt, sagt Dirigent Brech: "Für die Musik, die wir spielen, müssen die Register gut besetzt sein. Das geht nicht mit einer kleinen Combo."
Philipp Allkämper, 15-jähriger Tenorhornspieler aus Zerf, findet es traurig, wie die Zahl der Aktiven zurückgeht: "Mit vielen Leuten macht die Musik einfach mehr Spaß." Und es sei doch schön, wieder neue Leute kennenzulernen. Und dieses Engagement wird hoffentlich auch auf die Zuhörer überspringen.
Die Termine: Am 18. März spielen die beiden Musikverein in der Kasteler Pfarrkirche St. Johannes der Täufer um 20 Uhr und am 2. April in der Zerfer Ruwertalhalle ab 17 Uhr.
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Extra

Vor fünf Jahren feierte der Musikverein 1912 sein 100-jähriges Bestehen. Dieses Jubiläum wurde mit der Pro-Musica-Plakette belohnt. Es ist eine Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland für beständiges Musizieren. Seit 1968 wird die Plakette vom Bundespräsidenten verliehen. Die Urkunde der Kasteler Musiker ist von Joachim Gauck unterzeichnet.

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