Bildung Eine Karte, die Leben retten kann

SAARBURG · Ein Lehrer aus Saarburg will Schüler für das Projekt Open Street Map gewinnen. Sie könnten weltweit dabei helfen, in Krisengebieten Krankheiten wie Ebola oder die Schlafkrankheit zu bekämpfen.

 Da staunen die internationalen Pädagogen aber: Die beiden Karten zeigen am Beispiel vom Erdbebengebiet in Haiti 2010, was Open-Street-Map-Aktivisten alles in nur 28 Tagen zustande bringen können.

Da staunen die internationalen Pädagogen aber: Die beiden Karten zeigen am Beispiel vom Erdbebengebiet in Haiti 2010, was Open-Street-Map-Aktivisten alles in nur 28 Tagen zustande bringen können.

Foto: Herbert Thormeyer

Zehn Pädagogen aus Schulen in Portugal, Irland, Rumänien, Spanien und Deutschland sitzen vor ihren Laptops in der Geschwister-Scholl-Schule in Saarburg-Beurig und staunen nicht schlecht, was ihnen da von Séverin Menard via Skype aus Paris auf die Leinwand gezaubert wird.

Es sind zwei Karten des Erdbebengebietes in der Haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince. Die eine ist so wie sie vorher frei zugänglich im Netz gestanden hat. Die zweite sieht ganz anders aus.

Aktivisten haben das Stadtgebiet nach 28 Tagen mit Daten, also mit Straßen, Gebäuden und wesentlichen Punkten gefüllt. Insgesamt 600 Freiwillige haben seit dem 12. Januar 2010 an dieser Karte gearbeitet.

„Damit konnten Rettungskräfte viel gezielter suchen und sparten viel Zeit, um Opfer zu finden“, ist die Erklärung des Geografen, der beim Geografic Information System (GIS) engagiert ist, eine Nichtregierungsorganisation, die sich für eine weltweite Kartierung auch entlegener Regionen, besonders in Afrika einsetzt.

„Wir müssen auf Krisen vorbereitet sein“, fordert Menard. Und da eignet sich Open Street Map, frei zugängliche, hoch aufgelöste Karten im Netz besonders. Engagiert setzt sich der ehemalige Lehrer der Schule, Manfred Reiter, dafür ein, Schüler zur Mitarbeit zu begeistern, denn: „Damit kann man vom heimischen Computer aus weltweit Menschenleben retten.“

Und so geht’s: Google Earth liefert die Bilder, die über vorhandene Karten im Netz gelegt werden. Jetzt können Gebäude, kleine Wege und interessante Punkte in Open Street Map eingetragen und markiert werden. Hilfskräfte vor Ort können sich das wieder auf Smartphones oder Navigationsgeräte laden. Sogar ein Ausdruck auf Papier kann jetzt Hilfe für Katastrophenopfer bringen.

Gerade in Schwarzafrika ist die Datenlage noch schwach. Der GIS-Aktivist zeigt auf Fotos, wie sich dort Menschen an ihren Computern zusammenfinden, um das zu ändern. „Das ist wichtig, beispielsweise zur Bekämpfung von Ebola oder der Schlafkrankheit“, sagt Reiter. Mit Open Street Map können die Helfer sehen, wo es noch Trampelpfade und Hütten gibt, wo man nach Betroffenen suchen kann.

Deshalb will Severine Menard möglichst viele Gruppen, die auf diesem Gebiet engagiert sind, miteinander vernetzen. „Die jeweiligen Regierungen wissen das zu schätzen“, bestätigt er.

Open Street Map wurde 2004 in London gegründet. Drei Gruppen der Berufsbildenden Schule in Beurig haben sich bereits seit 2011 gebildet. „Die Schüler haben aber inzwischen die Schule verlassen“, erklärt Geografielehrer Uwe Engstler. Deshalb sollen neue Schüler das Projekt mit Open Street Map und den Schulpartnerschaften fortsetzen.

Es wird von der EU gefördert, damit man sich gegenseitig besuchen und inspirieren kann. Völkerverständigung und Menschenleben retten geht hier Hand in Hand.

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