Gesundheitspolitik 66 Millionen Euro für die Klinikpatienten

Saarburg · Das Zentrum für Altersmedizin am Saarburger Kreiskrankenhaus hat seine Arbeit aufgenommen: nur ein erster Schritt in die Zukunft.

 Dr. Carl-Friedrich Körner, Chefarzt des Zentrums für Altersmedizin, und Ergotherapeutin Nina Paßmann unterstützen einen Patienten beim Training an der Sprossenwand.

Dr. Carl-Friedrich Körner, Chefarzt des Zentrums für Altersmedizin, und Ergotherapeutin Nina Paßmann unterstützen einen Patienten beim Training an der Sprossenwand.

Foto: Marion Maier

Jedes Jahr aufs Neue muss der Kreistag das Defizit des Saarburger Kreiskrankenhauses ausgleichen. 2016 betrug das Minus 1,6 Millionen Euro. Laut Geschäftsführer Arist Hartjes haben alle kleineren kommunalen Krankenhäuser mit diesem Problem zu kämpfen. Grund- und Regelversorgung würden schlecht vergütet, sagt er. Private Häuser setzten deshalb auf Fusionen.

Auch das Kreiskrankenhaus arbeite dort, wo es sich anbiete, mit anderen Häusern zusammen, sagt Hartjes. Doch das reicht nicht aus. Der Geschäftsführer, der 2016 eingesetzt wurde, um die wirtschaftliche Situation des Hauses zu verbessern, will die Klinik selbst ausbauen. Das Konzept steht, die Finanzierung noch nicht.

Das Zukunftskonzept Als erster Schritt wurde bereits im vergangenen Jahr die konservative Orthopädie eingerichtet. Anfang Oktober dieses Jahres wurde dann das Zentrum für Altersmedizin eröffnet (siehe Zweittext). Derzeit umfasst die Station zwölf Betten. Im Januar soll sie modernisiert und vor allem durch Umorganisation auf 30 Betten vergrößert werden. Dafür und für weitere kleine Modernisierungen hat der Kreistag 2017 und 2018 insgesamt 2,9 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. In einem weiteren Schritt werden in der Klinik Abteilungen, die bislang auf mehrere Stockwerke verteilt sind, künftig auf einer Etage zusammengezogen. Der Rest des Konzepts ist noch in der Diskussion. Die Kosten werden auf 66 Millionen Euro für die nächsten zehn Jahre geschätzt.

Demnach ist vorgesehen, das Seniorenzentrum neu und größer zu bauen. Die Zahl der Heimplätze würde sich dann von 118 auf 148 Plätze erhöhen. Außerdem sollen 15 Plätze in der Tagespflege und 50 Plätze im betreuten Wohnen hinzukommen. Hartjes sieht angesichts der demografischen Entwicklung steigenden Bedarf. Er sagt: „30 bis 40 Menschen stehen bereits derzeit auf der Warteliste des Seniorenzentrums. Sie könnten umgehend einziehen.“ Zudem ist ein Ärztehaus eventuell mit Apotheke und Sanitätshaus auf dem Gelände des jetzigen Parkplatzes geplant.

Die Ärzte dort sollen weiter selbstständig sein. Es gebe schon einige Interessenten, alle aus Saarburg, sagt Hartjes. Ärzte würden in der Regel die Zusammenarbeit mit Krankenhäusern suchen, die Kliniken hätten bei der Diagnostik mehr Möglichkeiten. Um die Parkplatzsituation, die jetzt bereits angespannt ist, auch für die Zukunft anzupassen, soll eine Tiefgarage entstehen.

Zum Konzept gehören auch ein Umbau und die Modernisierung des restlichen Krankenhauses. So soll die Psychosomatik, die bislang nur eine Abteilung ist, ein eigenes Gebäude erhalten und zwar das jetzige Seniorenzentrum. Weiter ist geplant, eine neue zentrale Notaufnahme aufzubauen und den übrigen Funktionsbereich zu modernisieren. Zum Funktionsbereich gehören die Diagnostik (also Röntgen, Sonografie und Endoskopie), das Labor und die Ambulanzen.

Im vergangenen Jahr hat Geschäftsführer Hartjes eine Machbarkeitsstudie für die geplanten Schritte in Auftrag gegeben. Vier Vorschläge gab es, einer davon wird nun weiterverfolgt. Demnach sollen die Vorhaben in einzelnen Bauabschnitten bei laufendem Betrieb angegangen werden. Zehn Jahre sind dafür vorgesehen.

Was bis zur Entscheidung passieren muss Thomas Müller, Pressesprecher der Kreisverwaltung, sagt: „Derzeit laufen auf allen Ebenen noch Gespräche – mit dem Land und mit möglichen Kostenträgern wie Banken.“ Überall erfahre man Zustimmung für den Ausbau. Doch festgezurrt sei noch nichts. Das Land habe die grundsätzliche Förderfähigkeit des Konzepts anerkannt, Fördersummen stünden noch nicht fest.

Müller rechnet mit einer Entscheidung zum Anfang des kommenden Jahres. Auch die Gesellschafterversammlung, die mit dem Kreistag identisch ist, muss zustimmen. Müller: „Wir erwarten langfristig durch diese Investitionen eine Stabilisierung.“ Generell stellt der Pressesprecher fest: „Das Krankenhaus ist uns was wert.“

Er verweist auf eine Umfrage im Rahmen des Forschungsprogramms Modellvorhaben in der Raumordnung (abgekürzt Moro) im Kreis Trier-Saarburg. 3000 Bürger hatten daran teilgenommen. Müller: „Eine gute ärztliche Versorgung auf dem Land ist dabei einer der entscheidenden Wünsche gewesen.“

Der Plan für das Kreiskrankenhaus ist am Montag, 11. Dezember, Thema in der Kreistagssitzung im Kreishaus.

Neues Zentrum ist ausgelastet

Sie kurbelt und kurbelt und kurbelt: Eine Seniorin betätigt eine Art Fahrrad-Ergometer, bei dem die Arme die Pedale bewegen. In einer andere Ecke des hellen Therapieraums absolviert ein demenzkranker Mann unter der freundlichen Anleitung einer Ergotherapeutin einfache Übungen an einer Sprossenwand.

Der multifunktionale Therapieraum ist das Herzstück des neuen Zentrums für Altersmedizin am Kreiskrankenhaus in Saarburg. Dort stehen Gleichgewichtstrainer und computergestützte Geräte zum Gedächtnistraining sowie zur Steigerung der Reaktionsschnelligkeit und Motorik bereit. Der Chefarzt des Zentrums für Altersmedizin, Dr. Carl-Friedrich Körner, sagt: „Wir behandeln in unserer neuen Abteilung Menschen ab 70 Jahren aufwärts, bei denen die Gefahr besteht, dass sie durch eine akute Erkrankung pflegebedürftig werden.“ Ziel ist es, die Patienten möglichst schnell wieder zu stabilisieren, damit sie ihre Selbstständigkeit wiedererlangen und beibehalten. Sie werden von einem interdisziplinären Team aus Ärzten, Pflegepersonal, Logopäden, Ergotherapeuten, Psychologen, Sozialarbeitern und Seelsorgern intensiv betreut. Alle Mitarbeiter haben eine Qualifikation in der Geriatrie absolviert. Das Besondere: Die Experten kümmern sich nicht nur um die akute Erkrankung, sondern setzen sich auch intensiv mit den Begleit- und Vorerkrankungen der Patienten auseinander und stellen einen ganzheitlichen Therapieplan auf.

 Das Saarburger Kreiskrankenhaus von außen.

Das Saarburger Kreiskrankenhaus von außen.

Foto: Marion Maier

Noch ist die Station, die im Oktober eröffnet wurde, zwölf Betten groß, im Januar wird sie auf 30 Betten vergrößert. Arist Hartjes, Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses, sagt: „Das Zentrum war vom ersten Tag an gut belegt. Unsere Erwartungen wurden übererfüllt.“

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