Polizei Per Mausklick den Diebstahl melden

Trier · Rheinland-Pfalz startet in Trier eine neue Online-Wache. Bürger können ab sofort per Smartphone oder Computer Anzeigen erstatten.

 Über die Internetseite, zu der man über die Homepage der rheinland-pfälzischen Polizei (www-polizei.rlp.de) kommt, können ab sofort sogenannte Massen- und Bagatelldelikte angezeigt werden.

Über die Internetseite, zu der man über die Homepage der rheinland-pfälzischen Polizei (www-polizei.rlp.de) kommt, können ab sofort sogenannte Massen- und Bagatelldelikte angezeigt werden.

Foto: Polizei Rheinland-Pfalz

Bevor man eine Anzeige erstatten kann, muss man erst einmal die Zeugenbelehrung lesen. Darin steht, dass man als Anzeigenerstatter Zeuge in einem Strafverfahren ist. Erst dann kann man Details zu der Strafanzeige eingeben, etwa ob einem das Fahrrad gestohlen worden ist oder ein Gegenstand aus der Tasche entwendet wurde. „Maximal zehn Minuten soll es dauern, bis man in der Online-Wache eine Anzeige erstattet hat“, sagt Magnus Schröder. Der Trierer Kripobeamte ist Projektleiter für die virtuelle Polizeidienststelle, bei der Bürger schneller, ohne zu warten und direkt von zuhause oder von unterwegs per Smartphone oder Tablet eine Straftat melden oder etwa verdächtige Beobachtungen mitteilen können.

Noch bevor gestern der Startschuss für die Online-Wache, die Rheinland-Pfalz gemeinsam mit dem Saarland entwickelt hat, in Trier fiel, ist bereits die erste Anzeige über das neue Portal eingegangen, wie der Präsident des rheinland-pfälzischen Landeskriminalamtes (LKA), Johannes Kunz, freudestrahlend verkündet. Worum es dabei ging, verrät der Behördenleiter bei der Pressekonferenz allerdings nicht. Das sei ein wichtiger Schritt zur „Bürgerpolizei“, sagt Günter Kern, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Innenministerium. Die Polizei werde damit leichter erreichbar. Mit anderen Worten: Wer eine Anzeige erstatten will, braucht nicht mehr zur Dienstelle zu kommen. „Die neue Möglichkeit, Straftaten an die Online-Wache zu melden, ist schnell, zeit- und ortsunabhängig und bürgernah.“

Dass Rheinland-Pfalz eher zu den letzten Bundesländern gehört, die ein solches Angebot schaffen, stellt der Staatssekretär als positiv dar. Man habe die Erfahrungen anderer Länder „bewusst abgewartet“. Kern weiter: „Damit konnten umfassende Informationen mit eingebracht und spezifisch auf die beiden beteiligten Länder zugeschnittene Lösungen erreicht werden.“

Vor allem die Grünen hatten seit längerem die Einrichtung einer solchen Internetwache gefordert. Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) hat sich jedoch lange Zeit skeptisch gezeigt. Sein Argument gegen die Online-Wache: Durch die Möglichkeit einer virtuellen Anzeige entfalle das persönliche Gespräch, in dem Beamte die Möglichkeit hätten, noch einmal nachzuhaken. Aufwendige Nachermittlungen könnten deshalb die Folge sein.

Über die Internetseite, zu der man über die Homepage der rheinland-pfälzischen Polizei (www.polizei.rlp.de) kommt, können allerdings nur sogenannte Massen- und Bagatelldelikte – wie eben ein Fahrrad- oder ein Ladendiebstahl oder etwa der Klau persönlicher Daten – im Internet gemeldet werden, sagt LKA-Chef Kunz. Alle Straftaten, die einen sofortigen Polizeieinsatz erfordern, etwa Gewaltverbrechen, müssen auch weiterhin über die Notrufnummer 110 gemeldet werden.

 Projektleiter Magnus Schröder erklärt in der Pressekonferenz, wie die Online-Wache funktioniert.

Projektleiter Magnus Schröder erklärt in der Pressekonferenz, wie die Online-Wache funktioniert.

Foto: Bernd Wientjes

Die über die Online-Wache erstatteten Anzeigen kommen unmittelbar in dem rund um die Uhr besetzten Lagezentrum des LKA in Mainz an. Um die übers Internet hereinkommenden Meldungen zu bearbeiten, soll der sogenannte Lage- und Dauerdienst noch um drei Stellen verstärkt werden. Dort, so Kunz, bewerteten die Beamten die eingegangene Anzeige und leiteten sie an die zuständige Polizeidienstelle weiter. Darüber würden die Anzeigenerstatter per E-Mail informiert.

Anonyme Anzeigen sind über die virtuelle Wache übrigens nicht möglich. Wer seine persönlichen Daten nicht angeben will, der kann auch keine Anzeige übers Internet abschicken. Kunz rechnet damit, dass pro Tag etwa 80 Anzeigen und 20 Hinweise auf diesem Weg die Polizei erreichen werden.

Möglicherweise, so Projektleiter Schröder, werde sich die Zahl der Anzeigen nun erhöhen, weil einige Bürger womöglich eine Straftat melden, die sie der nächsten Polizeidienststelle persönlich eher nicht vorgetragen hätten – weil ihnen vielleicht der Weg dorthin zu weit ist oder sie die Wartezeit in der Dienststelle scheuen.

Durch die Online-Wache könnten die Beamten vor Ort entlastet werden, hofft Norbert Rupp. Er ist Landespolizeipräsident im Saarland. Auch er sieht einen „Gewinn“ in der neuen Einrichtung. Nutzer bräuchten keine Angst zu haben, dass ihre Daten nicht sicher seien. „Wir sind Herr über die Daten“, stellt Rupp klar. Diese lagerten nicht auf irgendwelchen ausländischen Großrechnern.

Auch die Datenschützer in Rheinland-Pfalz und im Saarland hätten ihr O.K. zu der Online-Wache gegeben, versichert Kern.

Die neue Plattform dient aber nicht nur zur Erstattung von Anzeigen. Bürger können sich darüber auch zur Arbeit der Polizei äußern, sowohl lobend, als auch tadelnd. Kern hofft, dass das virtuell versendete Lob überwiegen wird.

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