Windkraft-Gegnerschaft Die deutliche Ansage einer Bürgerin

Kinzenburg/Arzfeld · Doris Kandels blickt von ihrem Haus im Islek-Dorf Kinzenburg auf mehr als 100 Windräder. Vor allem die neuen Rotoren in der Nähe machen ihr zu schaffen. Deshalb hat sie für Anfang Februar zu einem Ortstermin eingeladen.

 Doris Kandels plädiert für die Konzentration von Windkraft-Anlagen jenseits jeder Besiedelung.

Doris Kandels plädiert für die Konzentration von Windkraft-Anlagen jenseits jeder Besiedelung.

Foto: Fritz-Peter Linden

Das hat man auch nicht so oft: Eine Bürgerin lädt zu einer Versammlung ein – und alle angesprochenen Politiker sagen zu, darunter der Bitburg-Prümer Landrat Joachim Streit und Andreas Kruppert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Arzfeld. Das Gleiche gilt für den Bundestagsabgeordneten Patrick Schnieder, der zwar zum vereinbarten Termin verhindert ist, dafür aber gesondert vorbeikommen will.

Die Bürgerin heißt Doris Kandels, das Thema sind die neuen Windkraftanlagen in der VG, der Termin ist am Montag, 4. Februar, um 9 Uhr bei Familie Kandels in der Kinzenburger Dorfstraße 27. Eingeladen sind alle Bürger und auch die kommunalen Räte: „Je mehr kommen, desto besser“, sagt Doris Kandels. VG-Chef Kruppert wird außerdem einen Vertreter der Betreiberfirma Abo Wind mitbringen.

Doris Kandels betreibt einen Friseursalon in Prüm und wohnt mit ihrem Mann Michael auf windiger Islekhöhe in Kinzenburg. Die beiden haben sich dort in den vergangenen zwölf Jahren ein ansehnliches Heim auf einem früheren Bauernhof geschaffen, wo die beiden auch Pferde halten.

Aber das Refugium bietet ihnen keine rechte Ruhe mehr – und Doris Kandels hat sich deshalb beim TV gemeldet: Es geht um die soeben errichteten sechs Windkraftanlagen in der VG im Raum Lünebach, Lichtenborn, Kinzenburg und Fuchswiese (der TV berichtete), drei davon sind seit einigen Tagen in Betrieb.

Und die seien, je nach Windrichtung und -stärke, „so laut, dass man glaubt, man wohnt an einem Flugplatz“, sagt Doris Kandels, die sich deshalb wünscht, „dass die Verantwortlichen sich ansehen, was sie unterschrieben haben“. Und ja, sie wisse auch, dass „die die nicht mehr wegbauen“. Dennoch: „Ich will einfach sagen, was mir auf dem Herzen liegt.“

Dass, zum Beispiel, die VG „jetzt wirklich genug“ Windräder habe. Dass andere etwas beschlössen und in der Konsequenz Häuser an Wert verlören. Dass deshalb Anlagen „nicht wahllos in die Landschaft gesetzt werden“ sollen. Immerhin könne man vom höchsten Punkt zwischen Kobscheid und Kinzenburg mehr als 100 Windräder sehen.

„Ich weiß, dass ich nichts mehr daran ändern kann“, sagt Doris Kandels. Dafür aber vielleicht bei den Nächsten, in deren Nachbarschaft Anlagen aufgestellt werden sollen. Und noch etwas ist ihr wichtig: Neid auf jene, die mit den Anlagen Geld verdienen, sei nicht ihr Antrieb. Zumal die VG Arzfeld ohnehin darauf geachtet hat, dass von den neuen Anlagen alle Gemeinden finanziell etwas haben.

Sie sei auch der Meinung, sagt Doris Kandels, dass Windkraft ihre Berechtigung habe. Dann aber bitte konzentriert und fern jeder Besiedelung: Da fordere sie ein Umdenken in der Politik. „Es geht mir darum, dass irgendwann einmal gesagt wird: Jetzt ist genug. Es ist mir klar, dass man alternative Energien braucht. Es ist mir auch klar, dass es um viel Geld geht. Aber es ist mir nicht klar, dass wir die Einschränkungen unserer Lebensqualität hinnehmen müssen.“

Landrat Joachim Streit verweist im Telefonat mit dem TV darauf, dass keiner „so viel Aufwand betrieben“ habe wie Andreas Kruppert, als es um die Information über die Windkraft-Pläne in der VG gegangen sei. Das sei „vorbildlich“ gewesen. Zugleich habe der Kreis lediglich zu prüfen, ob bei der Weiterentwicklung des Flächennutzungsplans alles korrekt verlaufen sei. Die Planungshoheit liege bei VG und Ortsgemeinden. Dennoch habe er gesagt: „Wenn sie die anderen einlädt, dann komm ich auch.“

Verständnis für Doris Kandels’ Anliegen habe er auf jeden Fall. „Wenn Sie etwas haben, das Sie aufregt, und das ist jeden Tag da – dann frisst sich das in Sie hinein. Und Sie können sich nicht dagegen wehren.“

Der Fall sei schwierig, sagt VG-Bürgermeister Andreas Kruppert, denn: „Die Dinger stehen da.“ Zwar könne es immer sein, dass eine Anlage besonders laut sei, weil sie nicht richtig laufe. In einem solchen Verdachtsfall habe er zuletzt sofort die Firma eingeschaltet. Eine Überprüfung habe allerdings ergeben, dass alles korrekt gewesen sei.

Deshalb sei es auch wichtig, dass vom Betreiber jemand zum Termin in Kinzenburg komme: „Die müssen ja sehen, dass sie ihre Werte einhalten“, sagt Kruppert. Jetzt werde man sich beim Ortstermin „erst einmal anhören, was da zur Sprache kommt. Und dann sehen, ob man weiterhelfen kann“.

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