Kommunalpolitik Vietoris hält Wort

Hillesheim/Lissingen/Gönnersdorf · Der Hillesheimer Unternehmer verschafft seiner ehemaligen Belegschaft neue Arbeitsplätze, investiert in seinen Gewerbepark und macht ein überraschendes Angebot.

 In der ehemaligen Molkerei in Hillesheim, die Vietoris 2010 erwarb, haben sich inzwischen zehn Betriebe unterschiedlicher Branchen angesiedelt. Auch dem Landesbetrieb Mobilität, der zurzeit in Gerolstein ansässig ist, könne er ein modernes Bürogebäude errichten, sagt Vietoris.

In der ehemaligen Molkerei in Hillesheim, die Vietoris 2010 erwarb, haben sich inzwischen zehn Betriebe unterschiedlicher Branchen angesiedelt. Auch dem Landesbetrieb Mobilität, der zurzeit in Gerolstein ansässig ist, könne er ein modernes Bürogebäude errichten, sagt Vietoris.

Foto: Privat

Die Vorgeschichte: 2015 verpachtete Hubert Vietoris die Fabrikhallen seines 1974 gegründeten Betriebs Meyer-Lissendorf, der Kompletträder für die Autoindustrie herstellte, an das französische Unternehmen Michelin.

„Selbstverständlich unter der Bedingung, alle Arbeitsplätze zu erhalten“, sagt Vietoris. Es sollte anders kommen, denn bereits nach eineinhalb Jahren und trotz eines langfristigen Pachtvertrags machte Michelin einen Rückzieher und verlegte seinen Großhandel und die Auslieferung von Kompletträdern von Lissendorf und Gönnersdorf aus nach Muggensturm in Baden-Württemberg. Grund: „Man wolle seine Kräfte bündeln“, hieß es lapidar von Michelin (der TV berichtete). „Über Nacht waren rund 60 Leute arbeitslos“, sagt der 69-jährige Unternehmer. „Die Sache hat mich viele schlaflose Nächte gekostet. Ich fühlte mich moralisch verpflichtet, meinen ehemaligen Mitarbeitern Arbeitsplätze zu verschaffen.“

Die Tatsache, dass er, einem Bauchgefühl folgend, die Hallen in Lissendorf und Gönnersdorf lediglich verpachtet und nicht veräußert hatte, sorgte Anfang 2018 für einen glücklichen Ausgang der „Reifenpanne“. „Ich hatte immer sehr guten Kontakt zum Unternehmen RR- Team in Laubach, die für die Montage und den Vertrieb von Komplettreifen Hallen benötigten“, sagt Vietoris.

„Ich konnte RR vom Standort Eifel überzeugen.“ Und er hatte einen großen Vorteil auf seiner Seite: Lagerhallen für Gummireifen unterliegen besonderen Brandschutzbestimmungen und sind in Deutschland rar gesät. „Ich habe die Gebäude ja genau dafür gebaut, der Brandschutz ist auf dem neuesten Stand. Die Hallen sind für die Produktion und den Vertrieb von Kompletträdern ausgelegt.“

Das Unternehmen RR-Team griff zu – und übernahm nicht nur die Gebäude, sondern auch 59 Mitarbeiter der alteingesessenen Firma Meyer -Lissendorf. „Das sind Facharbeiter, auf die wir nicht verzichten könnten“, sagt Sascha Stöck, der Niederlassungsleiter des RR- Teams für die Eifel. „Sie kennen sich bestens aus und haben viele Jahre Berufserfahrung. Wenn es Probleme gibt, werden sie zuerst gefragt.“

Das RR Team braucht inzwischen mehr Platz für die Fertigstellung und die Lagerung von Kompletträdern. Hubert Vietoris lässt deshalb zurzeit zwei neue Hallen mit jeweils rund 20 000 Quadratmetern Größe im Lissendorfer Gewerbegebiet bauen. „Es geht voran und die Jungs haben wieder Arbeit“, sagt er.

Um den Umzug des Unternehmens RR-Team von Hessen in die Eifel logistisch zu ermöglichen, investierte Vietoris in eine riesige Leichtbauhalle auf dem Gelände der ehemaligen Molkerei in Hillesheim, deren Inhaber er seit Ende 2010 ist. In die Gebäude und das rund sechs Hektar große Grundstück habe er in den vergangenen Jahren eine siebenstellige Summe gesteckt, sagt der Unternehmer. „Der gesamte Gewerbepark „Alte Molkerei“ ist ohne den Einsatz öffentlicher Gelder entstanden, hier haben sich inzwischen zehn Betriebe aus unterschiedlichen Bereichen angesiedelt.“

Stefan Mertes, für Wirtschaftsförderung in der Verbandsgemeinde Hillesheim und damit auch für den Industrie- und Gewerbepark in Wiesbaum zuständig, sieht das Engagement von Hubert Vietoris gern: „Der Kauf der „Alten Molkerei“ und der weitere Ausbau zum Gewerbepark durch Hubert Vietoris sind ein Glücksfall für Hillesheim“, sagt er. „Es bestand damals durchaus die Befürchtung, dass die Stadt auf einer Industriebrache sitzen bleibt.“ Kannibalismus zwischen dem privaten und dem verbandsgemeindeeigenen Gewerbegebiet gebe es nicht: „Im Gegenteil, die Zusammenarbeit verläuft ausgezeichnet.“

Der Unternehmer Vietoris feilt derweil an weiteren Ideen und will einen Gebäudeteil an eine noch zu gründende Ärtzegemeinschaft vermieten. „Ein erster Ideenaustausch hat bereits stattgefunden.“ Trotz des Ärztemangels in ländlichen Gebieten wie der Eifel glaubt Vietoris an das Vorhaben, junge Ärzte nach Hillesheim zu locken: „Ich würde nicht nur die Räume verpachten, sondern auch alle benötigten Geräte zur Verfügung stellen“, sagt er. Er könne sich durchaus auch vorstellen, dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) in Gerolstein ein neues Bürogebäude im Gewerbepark Hillesheim zu errichten.

„Ich habe zwei Hektar Bauland frei und kann auf alle Wünsche des LBM in der Gestaltung des Neubaus eingehen.“ Es sei seine Philosophie, schnell, effizient und bedarfsgerecht zu bauen – „und außerdem ist Hillesheim ein hübsches Städtchen, in dem sich die Mitarbeiter des LBM wohlfühlen würden“, sagt Vietoris.

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