Dorfcheck-Projekt in Gondenbrett Dein Name sei Schouten

Gondenbrett · Beim Zukunfts-Check Dorf blickt man auch in die Vergangenheit: In Gondenbrett erhält jedes Haus eine Tafel mit seiner historischen Bezeichnung, Gemeinde und Naturpark beteiligen sich an den Kosten.

 Schöne Gemeinschaft, beste Laune: Die „Zukunfts-Checker“ in Gondenbrett präsentieren einige der Schilder mit den alten Hausnamen - und zwar am ehemaligen „Häären“-Haus, weil dort der Pfarrer residierte. Heute gehört es Hanns-Georg Salm.

Schöne Gemeinschaft, beste Laune: Die „Zukunfts-Checker“ in Gondenbrett präsentieren einige der Schilder mit den alten Hausnamen - und zwar am ehemaligen „Häären“-Haus, weil dort der Pfarrer residierte. Heute gehört es Hanns-Georg Salm.

Foto: Fritz-Peter Linden

Was der Zukunfts-Check Dorf so alles auslösen kann – in Gondenbrett ist es wunderbar zu sehen: „Das Schöne ist“, sagt Katharina Horn, „dass die Vereine wieder aufleben. Jetzt bei der Weihnachtsfeier hatten wir richtig viele Helfer.“ Sie selbst hilft auch mit, beim Arbeitskreis Tourismus und Dorfgemeinschaft. Und sie ist die Küsterin im Ort. „Die gute Seele“, sagt Maria Braus vom Arbeitskreis Bauen und Infrastruktur.

Katharina Horn findet jedenfalls, dass es mit Gondenbrett seit dem Einstieg in den Dorfcheck richtig aufwärts gehe. „Wenn es noch mit der Kirche so ginge“, sagt sie beim Ortstermin mit dem TV, „dann wären wir zufrieden.“

Alle lachen, auch Katharina Scheer, die das Projekt für den Kreis betreut. Der Check, sagt der Verantwortliche im Ort, Klaus-Robert Braus, „tut dem Dorf richtig gut. Wir reden alle viel mehr miteinander.“

Die Initiative trug bereits einige Früchte, vom Aufbau einer Helferbörse bis zur Radweg-Anbindung. Alle Wegekreuze seien in Schuss gebracht, sagt Maria Braus, die Wanderwege freigestellt – und wie bereits in einigen Dörfern des Vulkaneifelkreises (den Anfang machte Steffeln) habe man sich jetzt auch in Gondenbrett auf Wunsch der Bürger der althergebrachten Hausnamen angenommen.

Die reichen weit zurück in die Vergangenheit, als es noch kaum Straßen und schon gar keine Hausnummern gab, weil die erst im 18. Jahrhundert überall eingeführt wurden. Die Hausnamen standen für ihre Besitzer, für deren Beruf oder für das, was das Gebäude vorher einmal war, zum Beispiel eine Schule oder ein Pfarrhaus. Und sie verhinderten Verwechslungen, wenn mehrere Dorfbewohner den gleichen Vor- und Nachnamen hatten.

Dazu machten sich die Mitglieder des Arbeitskreises „Bauen und soziale Infrastruktur“ an die Aufgabe, die Namen zu sammeln, Herkunft und Bedeutung zu ermitteln, wobei die Recherchen teils „Jahrhunderte zurück“, in die Vergangenheit führt hätten, sagt Klaus-Robert Braus.

Eine der Vergangenheitsforscherinnen: Roswitha Köhl. „Ich stamme hier aus dem Tal“, sagt sie, „die Hausnamen sind mir schon noch geläufig“. Aber die Generation derer, die sie noch alle kannten, verschwinde mehr und mehr. Auch deshalb sind alle froh, dass die Namen jetzt erhalten bleiben.

212 Häuser hat der Ort, der Arbeitskreis hatte am Ende stolze 82 Namen auf der Liste. Darunter auch den des einstigen Lehrers von Karl Marx in Trier, Nikolaus Mertes: Er wurde 1782 in Gondenbrett geboren. Hanns-Georg Salm, erster Beigeordneter der Ortsgemeinde, hat voriges Jahr ein Buch über ihn veröffentlicht (der TV berichtete).

Andere Namen sind Schrenger, Schnegger, Kriemisch, Millisch, Woaner – sie stehen für die Berufe Schreiner, Schneider, Krämer, Müller, Wagner (Wagenbauer). Das ehemalige Pfarrhaus heißt, klar: „Häärenhaus“. Gesegnet aber auch, wer bei „Hillisch“ wohnen darf, denn das heißt übersetzt „heilig“ und bezeichnet eine Stelle, an der weit zurück in der Gondenbretter Vergangenheit eine Kirche gestanden haben muss.

Und das „Hiwels“-Haus steht auf einem Hügel – wie der Dialektname schon sagt. Der vielleicht schönste, auf jeden Fall aber witzigste Hausname lautet „Schouten“ und verweiste, sagt Klaus-Robert Braus, auf Johann Vicktorius, einen allseits hochbeliebten Schelm, der einst dort wohnte und auf den diese Bezeichnung zurückging.

Schnell war man sich in Gondenbrett übrigens einig, dass alle Häuser, sofern die heutigen Eigentümer einverstanden sein würden, mit einem kleinen Plexiglasschild versehen werden sollten, das den Namen trägt und dessen Herkunft kurz erklärt. Noch größer war die Freude dann, als sich alle Eigentümer im Dorf, seinen vier Ortsteilen und den beiden zur Gemeinde zählenden Gebäuden in Walcherath auf die Schilder-Sache einließen. Also 100 Prozent Zustimmung, wer hat das schon.

Klar war allerdings auch, dass die Schilder und deren Anbringung die Eigentümer nichts würde kosten dürfen. Auch da fand sich Hilfe: der Naturpark Hohes Venn-Eifel und die Ortsgemeinde beschlossen, die Finanzierung zu übernehmen. Schilder und Montage kosten insgesamt 5756 Euro, der Naturpark übernahm ein Drittel, die Gemeinde zwei. Anne Derks, Geschäftsführerin des Naturparks in Prüm, freut sich, „dass wir das mit Mitteln des Umweltministeriums unterstützen konnten“.

Der Naturpark ist deshalb auch auf den Schildern erwähnt – die nun nicht allein die alten Namen dokumentieren, sondern auch Ortsfremde zum An- und Innehalten einladen. Immerhin, sagt Braus, liege ja Gondenbrett „direkt am Jakobsweg von Köln nach Metz auf der Etappe von Kronenburg nach Prüm“. Da kommt manch ein Pilger durchs Dorf.

Passt doch alles – zumal Bürgermeister Kaus Nägel zugleich froh ist, dass der erste Bauabschnitt bei der Erneuerung der Ortsdurchfahrt (der TV berichtete) auch gerade fertig geworden ist. Vorerst gilt freie Fahrt, bis im neuen Jahr Abschnitt zwei losgeht. Läuft in Gondenbrett.

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