Stammzellenspender gesucht Plötzlich Lebensretter: Wie eine Betroffene nun selbst helfen will - Typisierung am Sonntag

Kinderbeuern/Bausendorf · Eine Frau aus Kinderbeuern findet einen Knochenmarkspender – und möchte nun selbst helfen. Am Sonntag, 13. Januar, organisiert sie im Gemeindezentrum in Bausendorf eine Aktion zur Typisierung.

 Viele Menschen aus dem Landkreis haben bereits die Chance ergriffen, durch ein Stäbchen Leben zu retten.

Viele Menschen aus dem Landkreis haben bereits die Chance ergriffen, durch ein Stäbchen Leben zu retten.

Foto: picture alliance / dpa/Roland Weihrauch

Ingrid Baumöhls Leben verläuft wie in einem guten Hollywood-Film. Die 51-Jährige arbeitet als Betreuungskraft in einem Altenheim in Kröv. Sie hilft gerne, das Wohl anderer Menschen liegt ihr am Herzen. Und auch familiär könnte die Situation kaum besser sein, wurde doch gerade erst ihre Enkelin geboren. Familie steht für die Frau aus Kinderbeuern an erster Stelle. Eine Momentaufnahme von vor zehn Monaten. Doch plötzlich reißt eine Diagnose Ingrid aus ihrer heilen Welt: sie hat Leukämie. Wenn sich kein geeigneter Stammzellspender findet, dann wird sie sterben. Im Dezember vergangenen Jahres organisieren Freunde und Kollegen eine Typisierungsaktion (der TV berichtete). Und Baumöhl hat Glück, denn sie findet ihren „genetischen Zwilling“, der spenden kann. Danach beschließt sie, selbst helfen zu wollen. Deswegen ruft sie eine Registrierungsaktion ins Leben, die am Sonntag, 13. Januar, im Gemeindezentrum in Bausendorf stattfinden wird. Sie hofft, dass sich viele Menschen dort typisieren lassen – damit auch andere einen Spender finden.

Denn mit dem Schicksal Leukämie – oft auch als Blutkrebs bezeichnet – steht Ingrid Baumöhl nicht alleine da. Nach Angaben der deutschen Krebsgesellschaft erkranken pro Jahr rund 13 700 Menschen an Leukämie. Das macht einen Anteil von 2,7 Prozent aller Krebserkrankungen bei Frauen (3,1 Prozent bei Männern) aus. Zwar kann durch moderne Therapieverfahren immer mehr Menschen geholfen werden, doch immer wieder endet die Krankheit tödlich. Nach Angaben der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) wartet jeder zehnte Erkrankte vergeblich auf einen geeigneten Spender. Die Möglichkeit, in der eigenen Familie einen passenden Spender zu finden, besteht zwar, trifft jedoch nur in jedem dritten Fall zu. 

Viele Patienten finden mittlerweile über Spendenaktionen einen „genetischen Zwilling“. Dem Gefühl nach werden diese Aktionen immer häufiger. Doch der Schein trügt: „Dass immer mehr Aktionen stattfinden, kann man so pauschal nicht sagen“, erklärt Christian Khalil von der DKMS. Vielmehr seien die Aktionen durch soziale Netzwerke präsenter als vorher.

Was steigt, sind die Zahlen der Menschen, die sich typisieren lassen. Typisieren, das bedeutet, dass man eine Speichelprobe abgibt, über die getestet wird, ob man als Spender infrage kommt. Der Getestete wird dann in einem Register eingetragen. Nach aktuellen Zahlen des Zentralen Knochenmarkspender-Register (ZKRD) sind in Deutschland 8 299 222 Menschen typisiert. Die Zahl ist im Jahr 2018 um 698 126 Registrierte gestiegen. „Insbesondere in den letzten acht Jahren hat sich die Anzahl der neu registrierten Spender aufgrund des unermüdlichen Engagements der Spenderdateien rasant entwickelt“, erklärt das ZKRD.

Von diesen Spenderdateien gibt es deutschlandweit 26. Die bekanntesten und in der Region aktivsten sind die DKMS sowie die Stefan-Morsch-Stiftung. Bei der DKMS sind im Landkreis Bernkastel-Wittlich 7281 Stammzellenspender registriert. Bei der Stefan Morsch-Stiftung sind es derer 6405. Ähnliche Zahlen gibt es bei der Stadt Trier und dem Landkreis Trier-Saarburg. Bei der DKMS sind aus der Stadt Trier 7494 und aus dem Landkreis Trier-Saarburg 9678 Spender registriert. Bei der Stefan-Morsch-Stiftung sind es 3448 (Stadt) beziehungsweise 6540 (Kreis Trier-Saarburg). Im Kreis Vulkaneifel sind bei der DKMS 5562 mögliche Spender registriert, im Eifelkreis Bitburg-Prüm 8991. Ob man sich bei der DKMS oder der Stefan-Morsch-Stiftung typisieren lässt, ist dabei egal. Denn die Daten laufen alle gemeinsam beim ZKRD ein. Es gilt also die Devise: Wer schon registriert ist, sollte dies nicht noch einmal tun. „Das verursacht dann doppelte Kosten“, sagt Christian Khalil von der DKMS. Eine Registrierung kostet die jeweilige Datei etwa 35 Euro. Rechnet man das mit den knapp neun Millionen Spendern gegen, dann ergeben sich deutschlandweit bislang Kosten von etwa 315 Millionen Euro. Damit diese Kosten gestemmt werden können sind auch Geldspenden wichtig. Registrieren lassen können sich nur Menschen zwischen 17 und 55 Jahren. Wer nicht in diese Altersklasse passt, der kann durch finanzielle Unterstützung helfen.

Doch wie viele der registrierten Spender werden auch tatsächlich zum Lebensretter? Von den DKMS-Registrierten haben im Landkreis Bernkastel-Wittlich genau 100 gespendet. In der Stadt Trier (89)  und dem Landkreis Trier-Saarburg (90) sind die Zahlen leicht niedriger. Im Kreis Vulkaneifel haben 79 Menschen gespendet, im Eifelkreis Bitburg-Prüm 81. Dadurch, dass die ZKRD ihre Daten weltweit zur Verfügung stellt, gehen laut DKMS etwa 75 Prozent der Spenden ins Ausland. „Es ist uns eine Herzensangelegenheit, betroffenen Patienten und ihren Familien zu helfen, welche noch auf einen passenden Stammzellspender warten“, sagt Ingrids Schwiegertochter. Ihre Aktion findet am Sonntag, 13. Januar, von 11 bis 16 Uhr im Gemeindehaus Bausendorf statt.

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