Die Neue hat in der Bernkasteler-Kueser Altstadt viel vor

Bernkastel-Kues · Kerstin Leisen beschäftigt sich mit der Wohnraumentwicklung in Bernkastel-Kues. In der engen Altstadt findet sie ein reiches Betätigungsfeld.

 Die Teilnehmer des Spaziergangs sehen sich einen Hinterhof an. Im Vordergrund ist Stadtplanerin Kerstin Leisen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Die Teilnehmer des Spaziergangs sehen sich einen Hinterhof an. Im Vordergrund ist Stadtplanerin Kerstin Leisen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling (m_wil )

Sie ist zwar nicht die Leiterin der Entwicklungsagentur Bernkastel, das bleibt erst einmal Allround-Fachfrau Bianca Waters, aber Kerstin Leisen ist aktuell in dem Team die wichtigste Mitarbeiterin.

Am 1. Mai hat die 27-Jährige, die Stadt- und Regionalentwicklung studiert hat, ihre Arbeit aufgenommen. Zu einem Zeitpunkt, in dem in der Stadt wichtige Projekte anstehen: die Umgestaltung des großen Moselparkplatzes und die Wohnraumentwicklung, vor allem in der Bernkasteler Altstadt, sind da ideale Aufgaben für die Stadtplanerin.

Mit dem Wohnraum fängt sie an. Charakteristisch für die Altstadt ist: eng bebaut und oft nur ein Eingang. Zweiteres gilt sowohl für Geschäftshäuser und Läden sowie für reine Wohnhäuser. Das war in früheren Jahrhunderten kein Problem, mittlerweile ist es aber eins. Die Folgen: Einige Häuser stehen ganz leer, in vielen sind die oberen Etagen unbewohnt. Es kommt natürlich hinzu, dass die Altstadt ab elf Uhr morgens verkehrsfrei ist, beziehungsweise sein soll.
Katrin Leisen hat sich bei einem von Bürgern und dem TV begleiteten Stadtspaziergang einige Häuser angeschaut. In der Karlstraße beispielsweise stehen zwei benachbarte Häuser leer, ein ganz schmales und ein ausladendes, das viel Platz bietet. Stadtratsmitglied Harald Weber schätzt den Sanierungsaufwand für das große Anwesen auf circa 200 000 Euro. Die ehemalige Glaserei weist eine Besonderheit auf: Im Hinterhof ist ein mächtiger Teil der ehemaligen Stadtmauer zu sehen.

Beispiel Graacher Straße: Hier stehen ebenfalls zwei aneinandergebaute Häuser leer. Hier könnte durch einen Abriss eine Freifläche gewonnen werden. Seit langem gibt es auch Ideen Häuser miteinander zu verbinden und so mehr Platz zu gewinnen. In der Graacher Straße steht auch ein Geschäftshaus, dessen obere Geschosse bisher nur durch den Laden erreicht werden können, was eine Vermietung quasi ausschließt. Was möglich wäre, ist eine Erschließung von hinten über eine andere Straße. Diese Möglichkeiten gibt es in der engen Altstadt immer wieder.

Es gibt auch schon positive Beispiele. In der Karlstraße soll ein leerstehendes Gebäude in Ferienwohnungen aufgeteilt werden. In der gleichen Straße hat ein Unternehmer ein Haus an sieben Studenten der Cusanus Hochschule vermietetet.

Kerstin Leisen geht nicht blauäugig an die Sache heran. Sie muss sich Projekte heraussuchen, die umsetzbar erscheinen. "Man kann einen solchen Prozess nur voranbringen, wenn alle an einem Strang ziehen", sagt sie.
Die Zusammenlegung mehrerer Gebäude sei eine Möglichkeit. Und man müsse nach Immobilien suchen, die für moderate Preise zu haben seien. "Wir müssen mehr Bewusstsein bei den Menschen schaffen", sagt Viktor Hees, der Vorsitzende der Entwicklungsagentur.

Kerstin Leisen wird erst einmal eine Bestandsanalyse machen. Starten wird sie in der Graacher Straße. Wenn sie mit Immobilienbesitzern oder möglichen Investoren ins Gespräch kommt, will sie auch über Fördermöglichkeiten informieren. Und sie will auch nach Möglichkeiten suchen, etwas für die nach Stellplätzen suchenden Anwohner zu tun.

Zum Beispiel für Hans-Walter Züber. Der ist in jungen Jahren mit den Eltern aus der Stadt ins Ruhrgebiet gezogen. Die Ferien verbrachte er bei der Oma und erbte auch deren Haus in der Altstadt. Er riss es ab und baute neu: für sich und vier Mietparteien. "Ich liebe Bernkastel-Kues", sagt er. Einen Wunsch hat er: eine Wiederbelebung des Anwohnerparkens in der Straße Hinterm Graben.Extra: Entwicklungsagentur


Die Entwicklungsagentur Bernkastel-Kues wurde 2004 auf Initiative von privaten Unternehmen gegründet. Ihr Zweck besteht darin, zur Lösung struktureller Probleme der Innenstadt beizutragen. Die Agentur ist als Verein organisiert und hat rund 100 Mitglieder: Einzelhändler, Hauseigentümer, Hoteliers, Gastronomen, Dienstleistungsunternehmen und interessierte Bürger. Die Entwicklungsagentur verfolgt das Ziel einer grundlegenden Strukturentwicklung und Funktionsstärkung der Innenstadt und des Gesamtstandorts. Sie arbeitet in Form einer privat-öffentlichen Partnerschaft und nimmt Aufgaben aus Wirtschaftsförderung, Stadtentwicklung und Sanierung wahr. Zugleich bietet sie Serviceleistungen und -produkte in den Bereichen Tourismus, Einzelhandel, Immobilien sowie Wohnen, Kultur und Freizeit an.

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