Archiv März 2019 Hobbyarchäologen glauben, keltische Befestigungen in der Eifel gefunden zu haben

Minderlittgen · Nach den rätselhaften Funden von Hobbyarchäologen im Kailbachtal, sollen jetzt Experten die Vermutung, es könnte sich um Überreste keltischer Befestigungsanlage handeln, bestätigen.

 Günther Schneider zeigt die Überreste einer keltischen Befestigung im Wald bei Binsfeld/Spangdahlem

Günther Schneider zeigt die Überreste einer keltischen Befestigung im Wald bei Binsfeld/Spangdahlem

Foto: Michaela Hellmann

Ansammlungen von moosbewachsenen Steinen, die sich scheinbar in einem riesigen Bogen durch den Wald bei Binsfeld ziehen. Wer im Erdkundeunterricht aufgepasst hat, könnte vermuten, dass es sich um sogenannte Moränen, also Geröllhügel am Rand eines Gletschers aus der Eiszeit, handelt. Das nahm zumindest der Hobbyarchäologe Günther Schneider aus Binsfeld an. Seit fast 57 Jahren lebt er im Ort, kennt den Wald wie seine Westentasche. Doch seit knapp fünf Monaten sieht er die Steine mit völlig anderen Augen. Sein Wanderfreund aus dem Eifelverein Günter Leers hatte ihm berichtet, dass er bei seinen Recherchen für die Spangdahlemer Chronik Informationen zu keltischen Burgen gefunden habe. Als sich Schneider Luftbilder von Überresten solcher Befestigungen ansieht, kommt ihm eine Idee. Könnten die Steine im Wald bei Binsfeld vielleicht auch Überreste eines keltischen Ringwalls sein?

Gemeinsam begeben sich die beiden Geschichtsinteressierten auf die Spuren der Kelten und Römer in der Umgebung. „Die bisher als einzige Keltenburg im Kailbachtal bekannte Burg war die Burscheider Mauer“, erzählt Leers. „Doch wir haben eine Burg oberhalb des Wachenbach gefunden“, berichtet Schneider. „Im vergangenen Jahr wurde sie dann in den Datenbanken eingetragen.“ Doch laut der beiden Wanderfreunde soll es noch zehn weitere Burgen neben der Burscheider Mauer und der neu entdeckten Wachenbach-Burg geben. „Auf Satellitenbildern bei Google Maps habe ich landschaftliche Hinweise auf weitere Burgen gefunden“, berichtet Leers. „Die keltischen Burgen haben eine spezielle Form. Sie haben einen runden Teil, von dem ein länglicher ‚Schwanz’ ausgeht“, sagt er. Mithilfe von Fachliteratur hat er sich über keltische Befestigungsanlagen informiert. Diese speziellen Formen hat Leers in den Luftaufnahmen unter anderem bei Niederkail, Dahlem und Binsfeld entdeckt. „Wenn Günter die Punkte entdeckt hat, bin ich in den Wald gefahren und hab die Stellen erwandert“, sagt Schneider lachend. „Dort habe ich nach Steinen, Gräben und ähnlichem Ausschau gehalten.“

Zu ihren Entdeckungen und den daraus entwickelten Theorien über die Besiedlung des Kailbachtals durch die Kelten halten Leers und Schneider an diesem Samstag einen Vortrag (siehe Info). Den beiden Laien ist es wichtig, dass sich Profis mit ihren Verdachtsfunden beschäftigen. „Wir haben einem Archäologen aus Wiesbaden einige Funde gezeigt“, berichtet Schneider. „Zuerst war er uns gegenüber sehr skeptisch. Nach seinem Besuch hat er uns eindringlich gebeten weiterzumachen.“ Neben der historischen Bedeutung der Übereste sieht Schneider noch einen weiteren Zugewinn. „Wenn sich bei einer Untersuchung diese Stätten als echt keltisch herausstellen, würde das ein großes touristisches Potenzial für unsere Region bergen.“

Der TV hat den Gebietsreferenten  des Landesmuseums Trier, Lars Blöck, um eine Einschätzung zu den Theorien gebeten. „Einige der Befestigungen sind uns bekannt“, sagt Blöck. „Allerdings sind die Datierungen, die die beiden Herren für die Funde gemacht haben, nicht bewiesen.“ Den Hinweisen werde er erstmal nicht nachgehen, sagt er. „Um alle diese Verdachtsfunde und Theorien zu überprüfen, fehlt uns die Zeit.“ Außerdem gäben die Vermutungen der beiden Laien, so der Experte, nicht den aktuellen Forschungsstand wieder.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort