Wir sind alle Berenice

Trier · Sparte 0.1-Ensemble berührt mit Theaterstück über Diskriminierung und Ausgrenzung.

 Die Berenice (Frauke Burg, Mitte) aus Georg Friedrich Händels Oper rächt die diskriminierte Gianna (Marchi); sie zwingt deren Unterdrücker (Jonas Becker) in die Knie. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Die Berenice (Frauke Burg, Mitte) aus Georg Friedrich Händels Oper rächt die diskriminierte Gianna (Marchi); sie zwingt deren Unterdrücker (Jonas Becker) in die Knie. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Foto: (wh_wtl )
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Sie ist stark. Lässt sich nicht herabwürdigen. Selbstbewusst der Schritt, deutlich die Worte, präzise die Töne. Kraftvoll singt Frauke Burg die "Wutarie" der Berenice aus Georg Friedrich Händels gleichnamiger Oper, schraubt ihre Stimme in die Höhe.

Einer der Höhepunkte in der "Trierer Berenice", die Marie Böffgen und Marc-Bernhard Gleißner für die Sparte 0.1 des Theaters Trier im Studio inszeniert haben auf der Basis der literarischen Werke von Jean Racine (1670) und Edgar Allan Poe (1835) sowie Händels Oper (1737). Jede dieser Berenices verkörpert eine andere Schauspielerin. Ein Kunstgriff, mit dem Böffgen verdeutlicht, wie mannigfaltig Diskriminierung und Ausgrenzung sind.

Die 18-Jährige hat in ihrem Regiedebüt den literarischen Stoff ins Heute transformiert - in eine Schulklasse. Mit vielen Außenseitern: Karin (Strieker), die mit 40 Jahren ihr Abi nachmachen will, Mohamed (Kushari), der nur gebrochen Deutsch spricht; Gianna (Marchi), die Mädchen liebt. Und Philipp (Kirsch), der Mitläufer, dessen Rolle etwas verschwommen bleibt. Sie alle drangsaliert von Lehrer - überzeugend tyrannisch - Jonas Becker. Und er gibt ihnen die Aufgabe, Berenice im Alltag zu finden.

Gibt's nicht, sagen die Schüler, nicht spürend, dass sie selbst Opfer von Vorurteilen sind - ohnmächtig gegenüber ihren Peinigern. Dargestellt in Szenen aus dem täglichen Leben: Karins verständnislosem Chef, Männer, die Gianna "heilen" wollen, einem Schaffner (Ramón Jeronimo Wirtz), der wie selbstverständlich davon ausgeht, dass Mohamed, der Migrant, schwarzfahren will. Für die verschiedenen Örtlichkeiten rücken die Akteure nur Stühle, vier weiße Quadrate auf dem Boden bilden die Zimmer der vier Protagonisten. Ergreifend dargestellt: Mohameds Zerrissenheit. Der Optimist in ihm (Saleh al-Mohammad) sieht zuversichtlich in sein neues Leben, der Pessimist (Ali Sheikhmous) sein Anderssein in den Augen der anderen. In weiteren Rollen: Imane Elmir, Petra Klink, Bernhard Riedel, Luca Rizzeli und Eva Schönenberg.

Zwischen den Szenen Versatzstücke aus den Basiswerken, die aus dem Jetzt stammen könnten. Sie alle zeigen eine Berenice, die dem Wunsch ihres Geliebten nach- und ihn beziehungsweise sich aufgibt. Bis die auftaucht, die sich der Diskriminierung stellt und ihren Unterdrücker in die Knie zwingt - im wahrsten Sinn des Wortes.

Weitere Termine: 29., 30. Juni, 19.30 Uhr, Theaterstudio. Karten: Theaterkasse, Telefon 0651/718-1818.

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