Konzert Der Klarinette zu Ehren

Trier · Viertes Kammerkonzert des Theaters Trier: Die Musiker glänzen im Römersaal.

 Begeistern: Ayako Kayukawa, Valeria Pasternak, Fernando Bencomo, Michaela Herr, Grzegorz Rupik, Achim Rösner, Joachim Gruber, Martin Form (von links).

Begeistern: Ayako Kayukawa, Valeria Pasternak, Fernando Bencomo, Michaela Herr, Grzegorz Rupik, Achim Rösner, Joachim Gruber, Martin Form (von links).

Foto: TV/Clemens Sarholz

Welch ein Glück, dass es sie gibt. Diese Musiker, die dem Auditorium im Römersaal der Vereinigten Hospitien ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Sie präsentieren Werke mit der Klarinette in der Hauptrolle, von Carl Maria von Weber und Franz Schubert. Es müssen sogar Stühle dazugestellt werden. Die Musiker führen leidenschaftlich durch den Nachmittag und beginnen mit dem „Grand Quintetto“ aus dem Jahr 1815 von Carl Maria von Weber.

Von Webers Quell war Heinrich Bärmann, ein virtuoser Klarinettist damaliger Zeit. Er inspirierte für das Klarinettenquintett B-Dur op. 34. Dem Komponisten ging es darum, seinen Freund und seine Muse mit absichtlichen, lustvollen Regelverstößen zu versorgen, mit Tremoli und Frage-Antwortspielen zwischen den Instrumenten. Der dankte es mit kapriziösen Auftritten.

Und am Samstag dankt es das Publikum mit lange währendem Applaus. Ein zufriedenes Seufzen durchzieht den Saal zwischen den einzelnen Sätzen. „Es fängt sehr ruhig an“, erklärte einst Eduard Brunner (Echo Klassik Preisträger im Klarinettenspiel), „dann biegt er die ganze Sache in richtigen Theaterdonner.“ Und so ist es: „Man spürt ja, wenn irgendwas nicht stimmt, aber hier war es perfekt“, hört man später aus den Reihen des Publikums.

Die bekennende Liebe zum Stück verrät sich vor allem in Michaela Herrs Gesichtsausdruck. Dem zweiten Satz, der Fantasia, verleiht sie mit dem Cello eine melancholische Stimmung, bei der man fast glaubt, sie leide persönlich. Martin Horns Klarinette ergänzt mit fantastischen Soli.

Das Herzstück des Abends ist das Oktett in F-Dur von Franz Schubert aus dem Frühjahr 1824. Heute ist es ein Zeugnis für das Überwinden von Schuberts Minderwertigkeitskomplexen. Er beschäftigte sich zu dieser Zeit intensiv mit Beethoven. Für das Oktett orientierte er sich an seinem Vorbild. Genauer: An seinem Septett, aber er fügte der Besetzung zum besseren Ausgleich zwischen Bläsern und Streichern eine zweite Violine hinzu. Heute zählt es zu den populärsten Kammermusikwerken für diese Besetzung. Dabei sprengt es die Grenzen der Kammermusik. Man kann von einem kleinen Orchester sprechen, das dieses knapp einstündige Werk aufführt. Schubert selbst schrieb dazu: „überhaupt will ich mir auf diese Art den Weg zur großen Symphonie bahnen“. Zwei Jahre später erschien seine Große C-Dur-Symphonie. Die letzte, die Schubert fertigstellte, bevor er, im Alter von 31 Jahren, vermutlich an Typhus starb.

Mit Leidenschaft, Präzision und Wärme zeigen die Musiker ihr Können. Aber es ist nicht nur ein klangliches Erlebnis. Wer mit allen Sinnen dabei ist, der kann erkennen, wie Grzegorz Rupik, demütig in die Noten versunken, am Kontrabass geradezu tanzt. Leider bleibt das Konzert nicht ohne Panne. Im Menuetto, dem 5. Satz, gibt es Probleme mit dem Mundstück der Klarinette. Geistesgegenwärtig behebt Martin Form die Probleme in Sekundenschnelle, ohne das Spiel der anderen zu stören.

Die Musiker des Konzertes: Martin Form (Klarinette), Achim Rösner (Horn), Fernando Bencomo (Bratsche), Valeria Pasternak (Geige), Joachim Gruber (Fagott), Ayako Kayukawa (Geige), Michaela Herr (Cello), Grzegorz Rupik (Kontrabass).

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