Literatur Ungeklärter Axt-Mord

Ganz schön ambitioniert: Die Autorin Sarah Schmidt rollt in ihrem Debütroman einen in den USA bekannten Fall auf. 1892 kam es in Fall River, Massachusetts, zu einem Doppelmord in einer angesehenen Familie. Sowohl Andrew Borden als auch seine zweite Frau Abby wurden mit einer Axt in ihrem Haus erschlagen. In Verdacht geriet die damals 32-jährige Tochter Lizzie, die aber später freigesprochen wurde. Der Fall wurde nie aufgeklärt.

 Sarah Schmitt

Sarah Schmitt

Foto: TV/Privat

Ganz schön ambitioniert: Die Autorin Sarah Schmidt rollt in ihrem Debütroman einen in den USA bekannten Fall auf. 1892 kam es in Fall River, Massachusetts, zu einem Doppelmord in einer angesehenen Familie. Sowohl Andrew Borden als auch seine zweite Frau Abby wurden mit einer Axt in ihrem Haus erschlagen. In Verdacht geriet die damals 32-jährige Tochter Lizzie, die aber später freigesprochen wurde. Der Fall wurde nie aufgeklärt.

Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive der beiden Schwestern Lizzie und Emma, des Hausmädchens Bridget und Benjamin, einem Herumtreiber, den es in Wirklichkeit nicht gegeben hat. Andrew Borden ist ein Despot. Er kommandiert seine erwachsenen Töchter, die beide noch zu Hause wohnen, herum. Als Lizzie ihm nicht gehorchen will, geht er in den Stall und schlachtet ihre geliebten Tauben ab. Auch Abby hat keinen guten Draht zu ihren Stieftöchtern. Und dem treuen, aus dem fernen Irland hergereisten Dienstmädchen Bridget nimmt sie das für die ­Rückreise mühsam gesparte Geld ab, um sie zum Bleiben zu zwingen.

Und dann ist da noch der dubiose Onkel John, der den ebenso ominösen Benjamin anheuert, damit er Andrew Borden einen Denkzettel verpasst. Denn John, der eine besondere, nahezu intime Beziehung zu seiner Nichte Lizzie pflegt, möchte die Mädchen vor dem Patriarchen schützen.

Mordmotive haben also mehr oder weniger alle. Doch wer hat wirklich mit der Axt zugeschlagen? Die Atmosphäre im Haus ist schon vor den Morden bedrückend. Ständig wird alte Hammelbrühe aufgewärmt oder werden überreife Birnen vom Baum gepflückt und verzehrt. Nahezu jedem Familienmitglied ist irgendwann übel, es wird ständig gebrochen, geschwitzt oder gefiebert.

Die Autorin schafft es hervorragend, Beklemmung und Grauen zu transportieren. Sympathie empfindet man mit keiner der Protagonisten, allenfalls mit dem schüchternen, unterdrückten Hausmädchen. Die Polizei taucht nur nebensächlich auf, die Aufklärung des Falls steht nicht im Vordergrund. Dafür nehmen Blut, gesplitterte Knochen, stinkende Hammelbrühe und andere ekelerregende Details viel Raum ein. Das ermüdet irgendwann. Viele Dinge werden nur angedeutet, nicht wirklich erzählt. Warum haben Andrew und John so ein schlechtes Verhältnis, was genau läuft zwischen dem Onkel und Lizzie? Alles Fragen, auf die es keine Antworten gibt. So lässt einen die Geschichte etwas ratlos zurück.
Stefanie
Glandien

Sarah Schmidt, „Seht, was ich getan habe“, Pendo Verlag, 384 Seiten, 20 Euro.

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