Eifel Literatur Festival Rat geben, Rat lesen
Trier · Wer glücklicher oder zufriedener sein möchte, der kann beim Psychologen um Hilfe fragen – oder Selbsthilfebücher lesen. Beim diesjährigen Eifel-Literatur-Festival sind gleich mehrere Ratgeber-Autoren zu Gast.
Was tun, wenn es in der Liebe nicht klappt? – Ich bin nicht selbstbewusst, wie geht es weiter? – Wie finde ich einen Sinn in meinem Leben? Wer mit sich und seinem Leben unzufrieden ist, bekommt im Buchladen oft regalweise Hilfe: Ratgeber- oder Selbsthilfebücher bilden eine äußert erfolgreiche Sparte der Sachbuchliteratur.
Auch auf dem Eifel-Literatur-Festival 2018 fehlen sie nicht: Der Benediktinerpater Anselm Grün (siehe Info) liest gleich an zwei Terminen aus seinen Büchern vor, die Autorin Nicole Staudinger gibt Tipps, damit sich frau zur „Stehaufqueen“ (so der Titel ihres neuesten Buches, das am 1. März erschienen ist) mausern kann. Und auch die Diplom-Psychologin Stefanie Stahl, die in Trier lebt und arbeitet, ist beim Eifel-Literatur-Festival dabei. Was die drei eint: Sie alle schreiben Lebensratgeber und sind damit verdammt erfolgreich.
„Gute Ratgeberliteratur hilft den Menschen dabei, sich selbst zu helfen“, sagt Stefanie Stahl. Die 54-jährige Psychologin, die in Hamburg geboren wurde und zum Studium nach Trier gekommen und dann hier geblieben ist, hat schon zahlreiche psychologische Ratgeber geschrieben. Zuletzt erschien im Oktober 2017 ihr Buch „Jeder ist beziehungsfähig“. Es wurde zum Bestseller. Stahls Buch „Jedes Kind muss Heimat finden“ war sogar das erfolgreichste Paperback-Sachbuch des Jahres 2017 und steht auch aktuell noch auf dem ersten Rang der Spiegel-Bestsellerliste. „Wer nicht bereit ist, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen, dem geben Ratgeber einen roten Faden an die Hand, an dem man sich auf seinem Weg orientieren kann“, fasst Stahl den Sinn solcher Bücher zusammen. Sie erzählt, dass sie jeden Tag dankbare Zuschriften bekommt: „Mir haben auch schon Leser berichtet, dass meine Ratgeber ihnen besser weitergeholfen haben als Therapien.“
Klar ist für die erfolgreiche Autorin aber auch, dass ein Buch alleine noch keine Probleme löst. Wer weiterkommen möchte, müsse Eigeninitiative haben, sagt Stahl. „Eigener Antrieb, etwas zu verändern, das ist das A und O der Selbsthilfe.“ Für viele Menschen, die nicht an ernsthaften psychischen Problemen litten, könnte ein guter Ratgeber den Besuch bei einem Psychologen ersetzen: „Das wichtigste ist, dass man Verantwortung für sich selbst übernimmt.“ Allerdings sei auch ein klarer Nachteil der Bücher offensichtlich: In ihrer Arbeit als Psychologin spreche sie mit einzelnen Patienten und könne Probleme gezielt angehen, sagt Stahl. Mit einem Buch funktioniere das nicht: Da müsse man allgemeiner formulieren.
Auf die Themen ihrer Bücher stößt die Psychologin durch ihre Arbeit in der eigenen Praxis. Neben dem Fachwissen brauche man als Ratgeberautorin aber auch schriftstellerisches Können: „Man muss formulieren können, das Buch braucht einen Spannungsbogen und sollte zumindest meiner Meinung nach auch originäre Ansätze bieten.“ Diese eigenen wissenschaftlichen Ideen und Ansätze seien es, meint Stahl, die ihre Bücher auch für Kollegen zum Lesestoff machen.
Und auch die Fähigkeiten des Lesers seien gefragt: „Menschen, die nicht reflektieren können, können auch mit Ratgeberliteratur wenig anfangen.“
Selbsthilfebücher werden oft kritisiert und als Scharlatanerei abgetan. Stahl hält das für Unsinn: „Diese Ratgeber werden oft als Selbstoptimierungskram belächelt und verunglimpft, aber das ist ein sehr wichtiger Aspekt unserer Existenz“, meint sie. „Gerade jene, die sich darüber lustig machen, hätten diese Bücher besonders nötig. Schauen Sie sich doch (den US-Präsidenten Donald) Trump oder (den russischen Präsidenten Vladimir) Putin an. Glauben Sie, Trump hat sich mit Selbstreflektion auseinandergesetzt oder mal einen Ratgeber gelesen?“
Die Psychologin ist sich sicher: „Die eigene Weiterentwicklung ist die Grundlage des menschlichen Miteinanders. Und deshalb hat Ratgeberliteratur auch einen großen Stellenwert.“
Stefanie Stahl liest auf dem Eifel-Literatur-Festival am Freitag, 10. August, 20 Uhr, im Haus Beda in Bitburg. Einlass ab 19 Uhr. Der Benediktinerpater Anselm Grün liest aus zwei seiner vielen Veröffentlichungen: Am 3. Mai, 20 Uhr, liest er im Wittlicher Eventum aus „Wie wir leben – Wie wir leben könnten“. Am 7. September liest er in der Bitburger Stadthalle aus seinem Buch „Von Gipfeln und Tälern des Lebens“. Nicole Staudinger stellt in der Neuen Produktionshalle von Gerolsteiner Brunnen in Gerolstein am 5. Oktober, 20 Uhr, ihren Ratgeber „Stehaufqueen“ vor. Für alle Veranstaltungen kostet der Eintritt im Vorverkauf 18 Euro, an der Abendkasse 21 Euro. Karten gibt es im TV-Service-Center Trier, unter der TV-Tickethotline 0651/7199–996 sowie im Internet unter www.volksfreund.de/tickets