Trier Märchenhaftes Musical am Theater Trier: Und wenn sie nicht gestorben sind...

Trier · Regisseur Dean Wilmington inszeniert das Stück „Into the Woods“. Darin werden, Märchen zu einem Musical zusammengerührt. Am Sonntag hat das Stück am Theater Trier Premiere. Happy End inklusive – vorläufig zumindest.

 Ist Rotkäppchens (gespielt von Danae Wilmington) Umhang der Schlüssel zum Kindersegen? Im ersten Akt von „Into the Woods“ zumindest sieht alles danach aus.

Ist Rotkäppchens (gespielt von Danae Wilmington) Umhang der Schlüssel zum Kindersegen? Im ersten Akt von „Into the Woods“ zumindest sieht alles danach aus.

Foto: Theater

Rapunzel, Rotkäppchen, Dornröschen und Schneewittchen – jedes Kind, behaupten wir mal kühn, macht irgendwann Bekanntschaft mit den Figuren aus den Märchen der Gebrüder Grimm. Jacob und Wilhelm G. haben den genannten Gestalten jeweils eine eigene Geschichte gewidmet.

Dieses Mal stehen sie jedoch alle gemeinsam im Mittelpunkt – beziehungsweise auf der Bühne.  Zu ihnen gesellt sich ein britischer Kollege, „Jack and the Beanstalk“ (Hans und die Bohnenranke), 1807 verfasst von Benjamin Tabert und 1890 neu bearbeitet von Joseph Jacobs. Sie alle treibt es „Into the Woods“, also in den Wald hinein, und hier beginnt die Geschichte von James Lapine, der das Libretto zum gleichnamigen Musical geschrieben hat.

Kleiner Appetithappen gefällig? Ein Bäcker und seine Frau (keine Grimmschen Geschöpfe) sind durch den Fluch einer Hexe zur Kinderlosigkeit verdammt. Um den Fluch zu lösen, müssen sie vier Dinge aus dem Wald holen: Aschenbrödels Schuh, Rotkäppchens Umhang, eine Strähne von Rapunzels goldenem Haar und die Milchkuh ebenjenes Jacks. Das haben sie bis zum Ende des ersten Akts tatsächlich geschafft, und alle könnten glücklich leben bis ans Ende ihrer Tage. Leider gibt es noch einen zweiten Akt, und der führt den Beteiligten nachhaltig vor Augen, dass das Glück nun mal nicht von Dauer ist …

Musik und Songtexte stammen von einem der experimentierfreudigsten Broadway-Arbeiter, Stephen Sondheim, Jahrgang 1930. Er ist, sozusagen, das Scharnier zwischen den Musical-Klassikern der 1940- und 1950er Jahre und der Moderne. Für Richard Rodgers und Jule Styne hat er Songtexte geschrieben und in dieser Funktion dazu beigetragen, aus Leonard Bernsteins „West Side Story“ einen Welterfolg zu machen.

1962 hat er selbst zu komponieren begonnen. „A funny Thing happened on the Way to the Forum“ („Toll trieben es die alten Römer“), eine musikalische Farce basierend auf Komödien von Plautus, wurde über tausend Mal gezeigt; sein nächstes Stück, „Anyone can whistle“ (1964), dem das Motto „Nur im Wahnsinn liegt das Heil der Welt“, wurde nach neun Vorstellungen abgesetzt. Von da pflastern sie seinen Weg, die großen Erfolge („A Little Night Music“, „Sunday in the Park with George“, „Sweeney Todd“) und krachende Niederlagen („Follies“, „Pacific Ouvertures“).  Kritiker loben einerseits seine poetischen Fähigkeiten und bemäkeln andererseits seine Musik als „eine fast ungenießbare Mischung aus Strauss, Liszt, Ravel, Rachmaninoff und Brahms“.

Allem Rezensentengemaule zum  Trotz kann Sondheim sich über weitere  zahlreiche Ehrungen (darunter einen Pulitzer-Preis, einen Oscar, den Laurence-Oliver-Award sowie den Kenndy-Preis fürs Lebenswerk) freuen;  würdigen sie doch einen Mann, der mit jedem seiner Werke einen neuen Weg beschritten und dem oftmals in konventionelle Sackgassen geratene Broadwaytheater damit frische Impulse gegeben hat.

Und das lässt sich natürlich auch von „Into the Woods“ sagen, das der musikalische Leiter des Theaters Trier, Dean Wilmington, fürs Große Haus inszeniert.

Es ist sozusagen eine doppelte Premiere:  Das Stück wird erstmals in Trier zu sehen sein, und für den Australier Wilmington ist es zugleich die erste Regiearbeit überhaupt. Es dürfte eine der umfangreichsten Produktionen, wenn nicht gar die umfangreichste Produktion der aktuellen Spielzeit sein:  allein 17 Solisten stehen auf der Bühne. Die musikalische Leitung hat Malte Kühn.

Premiere ist am Samstag, 24. März, 19.30 Uhr, im Großen Haus des Theaters

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