Kultur Götz Alsmann in Trier: Che bella musica!

Trier · Götz Alsmann war in Rom und berichtet in Trier von seiner Urlaubsreise

 Götz Alsmann unterhält am Donnerstagabend das große Publikum in der Trierer Europahalle.

Götz Alsmann unterhält am Donnerstagabend das große Publikum in der Trierer Europahalle.

Foto: Friedemann Vetter

Das  Land der Römer mit dem Flügel suchend hat Götz Alsmann sich gen Süden aufgemacht und  den Stiefel angezogen, um in ebenjenem musikalisch fündig zu werden. Italien, Sehnsuchtsland der Nachkriegsdeutschen und aller folgenden Generationen, ist die dritte Station auf der klingenden Reise des Pianisten, Sängers und Entertainers, nachdem er zuvor Paris und den New Yorker Broadway musikarchäologisch erschlossen Chansons und Musical-Songs gründlich entstaubt und eingedeutscht hat. Das Gleiche hat er nun mit den „canzoni italiane“ gemacht.

„Götz Alsmann in Rom“, so der Titel seiner jüngsten CD und dieser Konzerttournee, ist vor allem den Ohrwürmern aus den 1950er und 1960er Jahre gewidmet, die die Reiselust der  Teutonen gen Süden noch gesteigert haben. Das Entstehungsjahr von Evergreens wie „Volare“ über „Come prima“ bis „Ciao, ciao bambina“ dürfte auch das der meisten Zuhörer gewesen sein,  die die Europahalle recht gut gefüllt haben. Nostalgie ist eben auch eine Frage des Alters, und beide verhalten sich nun mal proportional zueinander.

Doch Alsmann und seine vier Mitstreiter – der Schlagzeuger Rudi Marhold, Percussionist Markus Passlick, Ingo Senst am Kontrabass und der Multiinstrumentalist (Vibra- und Xylofon, Trompete und Klarinette) Altfrid M. Sicking – lassen zwar viel Sentiment, aber keine Sentimentalität aufkommen. Dafür haben die fünf viel zu viel Spaß an der Freud‘, versprühen gute Laune und musikantisches Wohlgefühl, und das Publikum genießt die warme Brise vom Mittelmeer, die vom Podium in den Saal weht. Dabei buchstabiert das Quintett die bekannten Hits nicht Note für Note nach, sondern präsentiert sie in aufgepeppten Arrangements, rhythmisch flott und prägnant und mit einer gehörigen Portion Jazzfeeling, zu der Alsmanns Stimme, irgendwo zwischen Elvis und Louis (Prima, nicht Armstrong) angesiedelt, ihren Löwenanteil beiträgt. Sogar der italienischste aller Komponisten, Giuseppe Verdi, kommt nicht ungeschoren davon: der Zigeunerchor seines „Troubadour“  erhält eine ausgiebige Jazzdusche.

Einmal mehr erweist sich der 60-Jährige als versierter Entertainer, der geschmeidig zwischen den Tasten seines Flügels und dem Mikrofon wechselt und Anekdoten aus seiner Münsteraner Jugend, seinem beruflichen und charakterlichen Werdegang zum Besten gibt sowie die Entstehungsbedingungen der „canzoni“ wort- und witzreich kommentiert. Die Musik wurde in den Studios des vom Filmkomponisten Ennio Morricone mitbegründeten „Forum Music Village“ aufgenommen – mitten in der Stadt, die nur unwesentlich älter ist als Trier. Dies nimmt Alsmann zum Anlass, seine Zuhörer den ganzen Abend über intensiv in seine Show miteinzubeziehen, indem er sie immer wieder das Kopfmotiv von Morricones Filmmusik zu „Zwei glorreiche Halunken“ (The Good, the Bad and the Ugly“) anstimmen lässt. Das hört sich ungefähr so an: Alsmann – Na na na na naaa, Publikum  – Naa naa naa. Und siehe da: Was recht holprig begann, ist am Ende der Show quasi aufnahmereif.

Gut zwei Stunden unterhält das glänzend aufgelegte Quintett, bis Alsmann seine obligate Zugabe solistisch auf der Mandoline gibt – mit einem Schlager von Friedel Hensch und den Cypris („Ja für eine Fahrt ans Mittelmeer, geb ich alle meine Mittel her“ – Entstehungsjahr 1955), denn auch deutsche Komponisten wollten natürlich ein Stück vom musikalischen Italienkuchen abhaben. Aber noch ist der Abend  nicht vorbei; der Musiker taucht noch tiefer ab in die deutsch-italienische Musikgeschichte. Und stößt auf – richtig, Rudi Schurickes „Caprifischer“, die  „deutsch-italienische Nationalhymne“, 1943 entstanden und sofort verboten, weil die Amis da bereits auf der Insel gelandet waren.

Tja, und wohin geht die Reise als Nächstes? Kirgisien? Litauen? Burkina Faso? Da gebe es musikalisch nicht allzu viel zu schürfen, sagt Alsmann. Wohl wahr. Aber vielleicht nach Buenos Aires oder Montevideo.  In Südamerika harrt bestimmt noch so mancher Tango- oder Sambaschatz auf (s)eine Wiederentdeckung …

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