Gleich wird's grün! - US-Punkrocker Green Day feiern mit 6500 Zuschauern in Esch (Fotos)

Esch/Alzette · Ausverkauft! Klar, denn die Punkrocker Green Day sind zum ersten Mal in der Rockhal in Luxemburg und brennen mit ihrer Show mal gepflegt die Bude ab - im bildlichen Sinne gesprochen. Der TV war für Euch live dabei.

Vergleiche sind ja nie gut. Sie machen unglücklich oder arrogant, sie relativieren, schmerzen, verärgern. So mag das Bessere der Feind des Guten sein. Aber das macht das Gute ja nicht schlechter. Kann man sich noch mal dran erinnern, wenn man an "American Idiot" zurückdenkt. Das extrem erfolgreiche Konzeptalbum der US-Punkrocker Green Day richtete alle Mittelfinger auf George W. Bush. Das ist 13 Jahre her. "American Idiot" gibt's längst als Musical, ein Film soll bald kommen. Und wenn man mal den Gegenwarts-Check macht, dann war der alte George Dabbelju im Vergleich doch gar nicht so…

Eben doch. Aber Green Day lassen den 6500 Zuschauern in der ausverkauften Rockhal Esch überhaupt keine Gegelegenheit, groß über schlecht, schlechter, am schlechtesten zu sinnieren. Schon beim ersten Song, "Know your Enemy", bringen die US-Punkrocker das oft eher reservierte Publikum in Luxemburg auf Temperatur. Es gibt auch gleich was zu sehen: Sänger Billie Joe Armstrong holt sich den ersten Fan aus dem Publikum auf die Bühne - ein Typ im Rock-am-Ring-Shirt, er schwenkt die Flagge mit dem Roten Löwen drauf (Green Day ist auch zum ersten Mal in Luxemburg!), der sich die Seele aus dem dürren Leib schreit - und der dann nach seinem Einsatz den Abflug macht. Das ist wörtlich zu verstehen. Üblicherweise ist Crowdsurfing verboten, aber bei Green Day in diesem Falle erwünscht. Es sind auch genügend Hände da, die den Fan tragen.

Und das geht in der fast zweieinhalbstündigen Show munter so weiter, mit einem kleinen Durchhänger zwischendurch, aber da kann man drüber hinwegsehen. Man ist auch keine 18 mehr. Das gilt zumindest für die Mehrheit im altersmäßig ziemlich bunt gemixten Publikum. Die Mittvierziger auf der Bühne sind auch nicht die ältesten im Raum.

Von Beginn an lassen die Kalifornier keinen Zweifel, dass hier nicht nur drei Jahrzehnte Bandgeschichte und alte Klassiker verwaltet werden. Es knallt und schnarrt und scheppert, Billie Joe Armstrong sprintet über die Bühne und gibt den Animateur. Bei "Revolution Radio" spucken Feuerfontänen aus allen Rohren, später schießt Armstrong T-Shirts ins Publikum. Bevor der nächster Fan auf die Bühne darf. Hui, der Junge hat ja mal einen imposanten blonden Iro! Die Stimme des Fans? Naja.

Und dazwischen gibt's immer wieder Hits: "Holiday", "Boulevard of Broken Dreams", "When I come around" oder "Basket Case". Warum die Band, die in den frühen 90ern den Punkrock wieder ins Bewusstsein geschossen hat (das gilt im übrigen auch für den Support-Act Rancid), immer noch oben auf der Liste bei den großen Festivals steht? Beim Auftritt in der Rockhal sieht man es. Einfach und eingängig, aber nicht stumpf, das ist die Maßgabe. Hymnisch, aber ohne zu großes Pathos. Überbordernde Originalität war im Punkrock ohnehin noch nie erwünscht. Green Day hat das alles gut unter Kontrolle. Nur eines schafft auch Armstrong nicht: Die Smartphone-Knipserei und -Filmerei nervt ihn so richtig. "Lebt im Jetzt", empfiehlt er den Hobby-Filmern. Das findet sich bestimmt schon auf Youtube.

Und was Armstrong von Bushs Nach-Nachfolger hält? Das kann man sich denken. Etwa so viel, wie von Rassismus oder Homophobie. "Fuck Donald Trump", faucht er.

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